Auf einen Blick
- Stanley-Becher: Von Flop zu Hype-Produkt wegen TikTok und Co.
- Umsatz stieg von 75 Millionen Dollar 2019 auf 750 Millionen 2023
- Hype löste aber auch Kritik aus
Die Marke Stanley hat mit dem Quencher oder auch «Stanley Cup» genannt, einen extremen Durchbruch geschafft. Durch ausgeklügelte Vermarktung auf Social Media entstand ein riesiger Hype um die klobigen 45-Dollar-Becher (40 Franken). Auch die scheinbare Unzerstörbarkeit sorgte im Internet wiederholend für Aufmerksamkeit. Ganze Feuer soll der Becher überleben können. Doch das Ausmass des Hypes wirft auch Fragen auf. Blick bringt euch den Social-Media-Wahnsinn näher.
Von Mann zu Frau
Der Gründer der Marke Stanley hat die heutige Isolierung von Thermoskannen erfunden. Ursprünglich war die Zielgruppe der Marke Männer. Die Produkte seien perfekt für harte Abenteuer in der Natur ausgelegt. Doch seit 2020 sind die treusten und lukrativsten Stanley-Kunden Frauen in jedem Alter. Der Zielgruppenwechsel war ein geschickter Schachzug. Denn: Stanley verzeichnete im 2023 einen Umsatz von circa 750 Millionen Dollar (665 Millionen Franken). Zum Vergleich: Im Jahr 2019 war der Umsatz mit 75 Millionen Dollar (66.5 Millionen Franken) noch deutlich niedriger gewesen. Das Starprodukt: der unhandliche Quencher.
Von Flop zu top
In den Quencher passt Flüssigkeit von circa 1,2 Litern. Mit Halter und dem Strohhalm kommt er ziemlich gross daher. Obwohl man ihn eigentlich immer separat halten muss, weil keine Tasche genug Platz für ihn hat, ist der Becher mega beliebt. Das war aber nicht immer der Fall.
2002 kam der Quencher erstmals auf den Markt und floppte. Schliesslich wurde 2019 die Herstellung eingestellt. Der amerikanische Blog «The Buy Guide» war enttäuscht, kaufte 5000 Exemplare und versuchte die Flasche erneut zu verkaufen. Mit Erfolg: Vor allem auf Tiktok ging der Becher durch die Decke. Sogar Accessoires wie Taschen, Anhänger oder Tellerchen werden mittlerweile für den Stanley Cup produziert.
Massenkonsum und Statussymbol
Bei den Stanley-Cup-Fans hat sich eine totale Obsession entwickelt, die skurrile Auswüchse annimmt. So wurde eine Frau überführt, wie sie 65 Stanley Cups klauen wollte. Fast 3000 Dollar (2600 Franken) hätte sie so beinahe ergaunert.
Limitierte Ausgaben sind schnurstracks ausverkauft, Läden mussten Kauflimits einführen und die Becher werden für teures Geld weiterverkauft. Auf TikTok und Co. kursieren Videos, welche riesige Sammlungen zeigen. Die Erstellerinnen der Inhalte erklären mitunter, welchen Becher sie für ihr heutiges Outfit auswählen. Dieser unnötige Massenkonsum erntet im Netz Kritik.
In einem viralen Video der Youtuberin Hannah Alonzo fragt diese sich: «Ist es wirklich nachhaltig, wenn 20 Exemplare zu Hause herumstehen?». Denn die Marke Stanley wirbt eigentlich mit seiner Langlebigkeit und Nachhaltigkeit, was sich auch im Slogan «Built for life» widerspiegelt.
Millionen Flaschen zurückgerufen
Nicht immer läuft es, wie beim Quencher: Stanley rief im Dezember 2024 2,4 Millionen Becher zurück. Es handelte nicht um die viralen Thermobecher, sondern um zwei Reisebecher. Diese waren undicht. Käufer hatten sich an heisser Flüssigkeit verbrannt und teilweise medizinische Versorgung gebraucht.