Derzeit schlägt die Stunde der Propheten. Und wie immer in Zeiten der Krise, werden nur jene gehört, die extreme Meinungen vertreten. Die Prophezeiung einer neuen Weltordnung ist eben reisserischer als der altbekannte Trott. Insbesondere zum Thema Reisen war in letzter Zeit zu lesen: «Nichts wird so sein wie vorher». Die Menschen würden vermehrt im eigenen Land die Ferien verbringen, Fernreisen würden astronomisch teuer werden und in Zukunft herrsche eine Angst vor der Begegnung mit fremden Kulturen, war zu lesen. Mal schnell übers Wochenende nach London jetten? Das war einmal.
Nach Corona wird sich das Reisen nicht ändern
Das ist Quatsch! Nichts wird sich nach der Coronazeit an dem Reiseverhalten ändern. Freilich, bis zur Entwicklung eines Impfstoffs, der nach übereinstimmender Meinung 2021 verfügbar sein wird, werden wir anders reisen. Wahrscheinlich wird ein Grossteil der Eidgenossen in diesem Sommer in der Schweiz bleiben, wahrscheinlich werden wir bei manchen Auslandsreisen einen Impfpass vorzeigen müssen und vielleicht wird es in Flugzeugen eine Maskenpflicht geben. Das fordert ein wenig Umgewöhnung, mehr aber nicht.
Und was kommt in der Nach-Corona-Zeit? Dann werden wir wieder nach Punta Cana zum Sünnelen jetten, in Afrika auf Safari gehen und in Bangkok das Streetfood probieren – genauso oder gar noch intensiver als vor Corona. Warum? Weil das Unterwegssein seit der Steinzeit zum Menschen gehört. Und spätestens seitdem die Engländer die Ferien im 19. Jahrhundert erfunden haben, kam das Verreisen in Mode. Und seit dem Verfall der Flug- und Ferienpreise gibt es beim Herumjetten kein Halten mehr.
Die Reisewelt wird mit Aktionsangeboten überflutet
Und diese Reiselust wird nach der Coronazeit ungebremst aufleben. Der Konkurrenzkampf der Anbieter, welche die Corona-Finanzkrise überleben, wird gross sein. Die Fluggesellschaften, die Reedereien und die Destinationen werden mit Aktionsangeboten die Menschen in ihrer Richtung locken. Niemand wird es sich leisten können, mit einem teuren Preisschild Besucher abzuschrecken.
Natürlich wäre ein Bewusstseinswandel beim Reisen wünschenswert: Reisen müssen umweltfreundlicher und sozialverträglicher werden. Das ginge durch Umweltabgaben und angemessene Löhne. Kurzum: Reisen müsste teurer werden (wie das Meiste unseres Luxuslebens).
Corona wird dieses Bewusstsein allerdings nicht schaffen. Im Gegenteil: Spätestens, wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht, geht die Reise-Party weiter wie zuvor.
Seit 15. Juni haben 26 Länder ihre Grenzen geöffnet. BLICK zeigt, wohin man aktuell unter welchen Voraussetzungen reisen kann und berichtet live von den Grenzübergängen zu Deutschland und Italien.
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