Seit Mitternacht gilt wieder die volle Personenfreizügigkeit gegenüber den EU- und Efta-Staaten sowie Grossbritannien. Nach beinahe drei Monaten Corona-Starre dürfen auch Schweizerinnen und Schweizer wieder unbeschränkt nach Frankreich, Österreich und Deutschland einreisen.
Pack die Maske ein! Dieses Motto gilt für praktisch alle an die Schweiz grenzenden Länder. Deutsche Ladenbesitzer fürchten bereits Horden von Einkaufstouristen, die ohne Mundschutz die Läden stürmen. Maskenpflicht herrscht auch in den Betrieben des öffentlichen Verkehrs, so auch der Bodensee-Schifffahrt.
Deutsche Zollämter entlang der Grenze machen Einkaufstouristen auf Corona-Regeln beim Abstempeln der Ausfuhrscheine aufmerksam. Die grünen Zettel, die zur Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer berechtigen, müssen voll ausgefüllt vorgewiesen werden. Kugelschreiber und Plätze zum Ausfüllen gibt es nicht mehr. Wie gehabt müssen Einkaufstouristen die zur Ausfuhr aus Deutschland angemeldeten Waren allesamt mitführen und in der Warteschlange einen Abstand von 1,5 Metern einhalten.
Was man bei Reisen in andere Länder beachten muss, warum trotz Öffnung noch nicht alles normal ist und wohin vorerst noch keine Reisen möglich sind, lesen Sie hier:
- Österreich
Noch am 4. Juni überrumpelte die Alpenrepublik mit ihrer abrupten Grenzöffnung den Schweizer Bundesrat. Als eines der ersten Länder führte Österreich Anfang März eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum ein. Damit soll ab Montag Schluss sein. Allerdings gilt eine Maskenpflicht weiterhin im öffentlichen Verkehr, in Taxis, beim Coiffeur sowie in Einrichtungen des Gesundheitsbereichs wie Apotheken. - Frankreich
Schweizer dürfen sich ab heute Montag wieder an den französischen Stränden sonnen. Diese hat die Regierung Macron am schon vor längerem angekündigt. Gestern Abend hat der Präsident weitere Lockerungen bekannt gegeben. Mit Ausnahme von zwei Übersee-Departementen gilt ab sofort im ganzen Land die Stufe «grün». Restaurants und Cafés – auch jene in der besonders betroffenen Region Paris – können sofort wieder öffnen, die Schulen und Krippen in einer Woche. Die Pflicht zum Tragen einer Maske gilt noch im öffentlichen Nahverkehr sowie in Zügen und bestimmten Einrichtungen wie etwa Museen. - Italien
Das Land wurde von der Pandemie getroffen wie kaum ein anderes. Wer sich mit Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in Situationen ohne Sicherheitsabstand anfreunden kann, dem stehen Ferien in Bella Italia nun nichts mehr im Weg. Hotels und Restaurants öffnen unter Einhaltung teils komplexer Hygienekonzepte ihre Pforten. Auch Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum in Rom oder Venedigs Lagune sind bereits wieder zugänglich. - Schweden
Seit Beginn der Corona-Krise hagelt es Kritik für die Skandinavier. Denn in Sachen Corona-Bekämpfung hat Schweden einen anderen Weg gewählt als der Rest Europas. Schulen, Restaurants und Hotels sind nie geschlossen worden. Die laschen Einschränkungen kommen das Land aber teuer zu stehen: Fast 5000 Menschen sind bereits an den Folgen von Covid-19 gestorben. Chef-Epidemiologe Anders Tegnell hat nun erste Fehler zugegeben. Aufgrund seines Kurses bleiben Ferien in Schweden aber problemlos möglich: Die Swiss fliegt Stockholm weiterhin regelmässig an, Reisebeschränkungen gibt es ebenfalls keine.
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- Kroatien
Das stark vom Tourismus abhängige Land an der Adria mit seiner langen, buchtenreichen Küste hat in den letzten Wochen auf eine schnelle Öffnung der europäischen Grenzen gedrängt. Nun dürfen die Kroaten aufatmen. Zahlreiche europäische Länder haben die Reisewarnung für ihr Land aufgehoben – nicht allerdings die Schweiz. Einreisen in den Balkanstaat ist schon länger kein Problem mehr. Bereits seit dem 9. Mai empfängt Kroatien wieder Ausländer – auch ungetestet – um die heimische Tourismus-Industrie so schnell wie möglich auf alte Stärke zurückzubringen. Zudem weist das Land seit Tagen beinahe keine Neuinfektionen mehr auf. - Griechenland
Die Zahl der Corona-Infektionen steigt wieder – und das kurz vor Beginn der Urlaubssaison. Seit letztem Donnerstag hat die südeuropäische Feriennation über 100 neue Fälle registriert. Bei einem guten Drittel handelt es sich dabei um Einreisende aus dem Ausland. Dieser Anstieg kommt ausgerechnet kurz vor der Wiedereröffnung der Flughäfen Athen und Thessaloniki für Reisende aus 30 europäischen Ländern am Montag. Restaurants und Cafés empfangen Gäste gar seit zwei Wochen wieder. Ab dem 1. Juli soll dann die gesamte Tourismusbranche wieder vollständig hochgefahren werden. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Zuletzt besuchten 33 Millionen Touristen im Jahr Griechenland. In der Schweiz gehörten die griechischen Inseln gemäss einer Erhebung des Schweizer Reiseverbands 2019 zu den beliebtesten Reisezielen. - Portugal
Die Nation auf der Iberischen Halbinsel will den Tourismus so schnell wie möglich hochfahren – sonst dürfte die Wirtschaft des bereits schwer verschuldeten Landes endgültig zusammenbrechen. Ganze 15 Prozent der Wirtschaftsleistung macht der Tourismus aus. Dank der schnellen Reaktion der portugiesischen Regierung war man von Covid-19 viel weniger betroffen als etwa Nachbar Spanien – trotzdem wütet das Virus noch immer in Lissabons Armenviertel. Besser sieht es dafür in den Küstenregionen aus, wo ein Grossteil der Hotels und Strände bereits wieder Gäste empfängt. In Hotels müssen Zimmer aber zwischen zwei Gästen für mindestens 24 Stunden geputzt und gelüftet werden. Gastronomiebetriebe sind bereits seit dem 18. Mai wieder offen.
- Island
Die stark vom Tourismus abhängige Insel im Nordatlantik plant, ihre Beschränkungen für Touristen bis zum 15. Juni zu lockern. Bislang muss jeder für zwei Wochen in Quarantäne, der nach Island kommt – damit ist ab Montag Schluss. Stattdessen können sich Island-Feriengästen bei der Ankunft sofort kostenlos auf das Coronavirus testen zu lassen. Touristen sollen zudem – wenn auch auf freiwilliger Basis eine Tracing-App benutzen, mit der Infektionsketten besser verfolgt werden können. - Spanien
Das Land war gemäss einer Erhebung des Reiseveranstalters Hotelplan 2019 das beliebteste Sommer-Reiseziel von Herrn und Frau Schweizer. Es ist aber weiter Geduld gefragt. Ministerpräsident Pedro Sanchez will die Grenzen für ausländische Touristen erst am 21. Juni wieder öffnen. «Wir werden garantieren, dass die Touristen keine Risiken eingehen werden und auch, dass sie keine Risiken für uns verursachen», sagte er in einer Rede an die Nation. Das geschieht unter anderem durch eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum, sobald der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Zusätzlich sind Airlines, Zug- und Busunternehmen verpflichtet, Passagierdaten zur Rückverfolgung für bis zu zwei Wochen aufzubewahren. Bis am 21. Juni ist es selbst Einheimischen verboten, in andere Landesregionen zu reisen. Auf den Balearen, wo man verzweifelt auf die Rückkehr der Touristen wartet, haben Hoteliers mit der Regierung in den vergangenen Wochen ein Pilotprojekt ausgearbeitet: Ab Montag werden erste Flugzeuge aus Deutschland auf Mallorca landen. - Ägypten
Das Land ist ein beliebtes Reiseziel von Europäern. Unklar ist, wann an Ferienorten wie Hurghada oder Scharm el Sheikh wieder Normalität einkehrt. Seit dem 1. Juni dürfen Betreiber ihre Hotels wieder zur Hälfte belegen, seit Mitte Juni zudem wieder einheimische Touristen empfangen. Die Betreiber müssen unter anderem Desinfektionsmittel am Eingang bereitstellen und das Gepäck der Gäste bei Ankunft und Abreise desinfizieren. Am Flughafen in Kairo sollen neue Wärmebildkameras prüfen, ob Reisende Fieber haben. Für Touristen aus dem Ausland sind die Grenzen aber nach wie vor dicht. Ab dem 1. Juli sollen Pauschaltouristen aus wenig betroffenen Regionen direkt in Ferienressorts einreisen können. Individualtouristen müssen sich auf unbestimmte Zeit gedulden. - Türkei
Kurz nach der Aufhebung des Reiseverbots innerhalb der Türkei am 1. Juni kam es zu einem wahren Stadt-Exodus. Rund zwei Millionen Türken flüchteten vor ihren kleinen Stadtwohnungen aufs Land. Gleichzeitig durften Restaurants und Cafés endlich wieder öffnen. Die Türkei lockert schrittweise die Corona-Massnahmen und bereitet sich auf eine Öffnung für den Tourismus vor. Die Staatsfluggesellschaft Turkish Airlines hätte ihren Dienst am 10. Juni eigentlich aufnehmen sollen. Sie wartet aber noch auf die nötige Bewilligung der zuständigen Luftfahrtbehörde. Generell weicht die Türkei bei Einreisebestimmungen von der Norm ab. So dürfen Reisende aus Corona-Krisengebieten wie Brasilien, den USA oder Russland bereits seit längerem einreisen. Reisende aus der Schweiz dürfen seit dem 11. Juni wieder in die Türkei. - Thailand
Eine Rückkehr an die Traumstrände Südostasiens ist für längere Zeit nicht absehbar. Trotz viel Druck aus Politik und Wirtschaft glaubt der thailändische Tourismusminister nicht an eine Rückkehr von Reisenden im Juli. Das thailändische Königreich begrüsst pro Jahr bis zu 40 Millionen Besucher, die etwa einen Fünftel zur Wirtschaftsleistung beitragen. Seit der Grenzschliessung am 26. März haben Tausende von Thais ihre Lebensgrundlage verloren. Premierminister Prayut Chan-o-cha (66) wird zudem vorgeworfen, Hilfspakete nur an die Reichen verteilt zu haben. - USA
Rund um den Rassismus-Konflikt in den Vereinigten Staaten bleibt wenig Zeit, um die seit Anfang März geltende Einreisesperre für den Schengenraum aufzuheben. Zudem erwarten Experten nochmals einen starken Anstieg der Infektionen aufgrund der Ausschreitungen. Schweizer müssen sich für Reisen über den grossen Teich also weiterhin gedulden. Ein Drei-Phasen-Plan soll zu einem späteren Zeitpunkt die langsame Rückkehr zur Normalität aufgleisen. Urlaubsreisen sind im Plan in Phase 2 vorgesehen.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Fairness bei BLICK
In einer ersten Version dieses Artikels stand fälschlicherweise, Schweizer könnten derzeit nicht in die Türkei einreisen. Richtig ist, dass die Beschränkungen wegen Corona am 11. Juni aufgehoben wurden und Schweizer Staatsbürger nun wieder visumsfrei in die Türkei einreisen können.