Ein Mix aus Sonne und billigem Färbemittel gibt Jimmy’s Haar einen Gelbstich. Die Matte hat er unter ein vergilbtes Baseballcap geschoben, seine Augen sehen wir nie. Schwarze Sonnenbrille, direkt aus den 80ern importiert. Das Inseloriginal sieht exakt so aus wie auf seinem Profilbild bei Airbnb, nur dass er dort als Comicfigur gezeichnet ist. Und Jimmy mag keine kleinen Kinder.
«NO KIDS UNDER 5 YEARS OLD!!!» stand da fett über seiner Anzeige, gerade als ich sein pittoreskes Häuschen in Kapaa buchen wollte. Also schrieb ich ihm: «Why not?»
Stellt sich heraus, dass seine letzten kleinen Gäste nicht stubenrein waren (er formulierte das, nun ja, etwas salopper). Ich versprach, dass «european babies» superreinlich seien, kein Puff machen und um Punkt acht mit einem sanft gehauchten «Guet Nacht, Mami und Papi!» ins Bett hüpfen, nachdem sie den Abwasch erledigen.
Er hats geschluckt. Fünf Nächte wohnten wir im «Pineapple House» - so vom Sohn der gefühlten hundert Porzellan-Ananas (Ananassen?) wegen getauft, die wir natürlich auf dem Schrank in Sicherheit brachten. Ich hoffe nur, der gute Jimmy hat nie durchs Fenster gespienzelt - zehn Minuten nach unserem Einzug sieht jeweils jede Unterkunft schlimmer aus als nach dem Wüten von Hurricane Iwa.
Auf unserer Langzeitreise wohnen wir fremd. Die Auswahl an Unterkünften ist riesig an einem Ort, dessen einzige und grösste Einkommensquelle der Tourismus ist: Hotels, Condominiums (kleine Wohnungen, die aber einer hotel-ähnlichen Anlage angeschlossen sind und deren Infrastruktur nutzen) und Privatwohnungen.
Zwei Mal waren wir einige Nächte in einem Hotel, beide Male waren wir am Ende froh, wieder zu gehen. Hotel-Pros: Jeden Tag putzt jemand die Toilette und hängt die Tüchli auf, es gibt ein Restaurant in Gehdistanz, es hat einen Pool und je nach dem eine Rutschbahn.
Das grosse Contra: alle machen Ferien, und niemand lebt da. Ein richtiges Gefühl dafür, wie die Menschen auf den verschiedenen Inseln ticken, den Vibe, kriegt man nur dann, wenn man fremdwohnt.
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Nebeneffekt: Es ist billiger, und man hat unabdingbare Essentials fürs Reisen mit Kleinkindern wie Kühlschrank, Herd und (ganz wichtig) Waschmaschine. Man ist zu Gast bei Locals, die einem auch die richtigen Tipps geben können (Hawaiianer dürfen sich übrigens nur die Ureinwohner mit polynesischer Abstammung nennen. Alle anderen sind „Kama’aina“, oder eben Locals). So erleben wir den richtigen «Aloha-Spirit», und ernten selten auch mal ein «stink eye». Äbe ganz wie deheime.
Für baldige USA-reisende Familien mit kleinen Kindern hier einige Tipps:
- Die wichtigsten Websites für die Wohnungsmiete in den USA: Airbnb, VRBO, Flipkey, Homeaway. Vor der Buchung auf versteckte Kosten achten, z.B. überhöhte Reinigungskosten. Die besten Locations für Familien haben Einkaufsmöglichkeiten in Gehdistanz - wer um acht Uhr abends dann noch eine Gallone Milch braucht, muss nicht ins Auto steigen.
- Baby- und Kinderausrüstung lässt sich vor Ort zu einem angemessenen Preis mieten - wer länger bleibt, braucht weder Babybett noch Kinderwagen noch Schwimmweste mitzuschleppen. Geliefert wird direkt ins Hotel oder in die Wohnung: Babyrentals Maui, Maui on the Fly, Akamai Mothers (alle Maui). Kauai: Babylicious Kauai. Oahu: z.B. Paradise Baby. Überall sonst: einfach „baby gear rental + Ort“ googeln.
- Babysitter selber finden mit Sittercity oder care.com. Agentur auf Kauai, die wir empfehlen können: Kauai Babysitting Company.
Andrea Jansen twittert und instagramt als @jansenreistrum.