Tierschützerin Susy Utzinger erklärt
Ein Haustier zu Weihnachten? «Ja, aber ...»

Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke, heisst es allgemein. Tierschützerin Susy Utzinger ist nicht komplett gegen ein zartes Bellen oder Miauen unterm Weihnachtsbaum. Vorausgesetzt, man ist sich gewisser Dinge bewusst.
Publiziert: 10.12.2024 um 12:26 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2024 um 14:35 Uhr
Ein Haustier steht bei ganz vielen Kindern ganz oben auf der Wunschliste. Wer dem Kind den Wunsch erfüllen möchte, muss sich bewusst sein: Ein Kind ist nur so reif für Katze, Hund und Co., wie seine Eltern es sind.
Foto: IMAGO/Cavan Images

Auf einen Blick

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Maja ZivadinovicFreie Journalistin Service-Team

Alle Jahre wieder landen Haustiere unter dem Weihnachtsbaum. Das ist nicht per se verkehrt. Vorausgesetzt die neue Besitzerfamilie hat sich die Anschaffung reiflich und gut überlegt und weiss, was mit dem neuen Bewohner auf sie zukommt. Was man bedenken muss, verrät Tierschützerin Susy Utzinger (55) im Interview.

Susy Utzinger setzt sich mit ihrer Tierschutz-Stiftung für das Wohl von Tieren ein.
Foto: Zvg

Frau Utzinger, wann ist ein Kind genug alt für ein Haustier?
Grundsätzlich gilt: Ein Kind ist nur so reif für ein Heimtier, wie es seine Betreuungspersonen sind. Ein Kind lernt nicht «einfach so», wie man sich verantwortungsvoll um ein Lebewesen kümmert. Dafür braucht es seriöse und liebevolle Anleitung durch seine Betreuungspersonen. Wenn sich die Eltern gut informiert und vorbereitet haben, dann können schon kleine Kinder ganz schöne Beziehungen zu Haustieren aufbauen und profitieren.

Sollte man jüngeren Kindern zum Einstieg eher Nagetiere schenken, oder kann man gleich mit einer Katze oder einen Hund beginnen?
In erster Linie soll man sich bewusst sein, was man seinen Kindern vermitteln will. Ein Tier als Geschenk vermittelt, dass Lebewesen Dinge sind, die man sich schenkt und die dann – wenn sie verleidet sind – auch wieder weg können. Um das zu vermeiden, finde ich es wichtig, dass die ganze Familie Teil des Anschaffungsprozesses ist. Alle Parteien müssen einverstanden sein und sich der Aufgaben und Veränderungen durch ein Tier im Haushalt bewusst sein. Dabei soll sich die Familie intensiv damit auseinandersetzen, was für ein Tier sie will, warum, wo sie es suchen wollen und wie sie sich auf den Einzug vorbereiten. Wir verteilen Ämtli und sind uns bewusst, dass ein Katzenklo riecht oder eine grosse Meerschweinchenlandschaft das Bild der schönen Einrichtung stören können. Ganz wichtig: Kinder sollen nicht immer Zugang zum Tier haben. Alle Tiere brauchen einen Rückzugsort.

Worauf gilt es zu achten, wenn man sich ein kleines Heimtier anschaffen will?
Bei allen Tieren ist es enorm wichtig, deren Herkunft und Lebensart zu beachten. Ein Meerschweinchen zum Beispiel kommt aus den Anden, lebt in einem Familienverbund und ist ganz bestimmt kein Käfigtier. Oft wünschen sich Kinder Kaninchen und denken, dass sie diese dann streicheln und mit ihnen kuscheln können. Dem ist aber nicht so. Kaninchen brauchen Zeit und Distanz. Kinder dürfen sie beobachten, füttern und mit ihnen reden. Wollen sie aber mit ihnen kuscheln, kann es sein, dass sich Kaninchen mit ihren starken Hinterbeinen abstossen und das Kind verletzen.

Wenn eine Familie mit einer Katze liebäugelt: Gibt es eine besonders geeignete Rasse oder gibt es Rassen, von denen sie abraten?
Ich mache mich natürlich stark dafür, Tiere aus dem Tierheim zu holen. Bevor man das aber tut, soll man sich verschiedene Katzen anschauen, mit den Pflegerinnen reden, das Tier kennenlernen, sich auseinandersetzen und spüren, welches am besten zur Familie passt. Das gilt natürlich nicht nur für Katzen, sondern auch für Hunde oder andere Tiere.

Was muss eine Familie wissen, die sich überlegt, einen Hund anzuschaffen?
Die Aufnahme eines Hundes ist ein grosser Einschnitt in den Tagesablauf einer Familie. Das muss man unbedingt vorab visualisieren. Es macht Sinn, mit Leuten zu sprechen, die Kinder und einen Hund haben, und sich intensiv mit der Tierart auseinanderzusetzen. 

Stimmt es, dass am Ende die meiste Arbeit rund um die Betreuung des Haustieres an den Eltern hängenbleibt?
Selbstverständlich. Die Verantwortung für ein Tier muss von den Eltern übernommen werden. Es ist schön, wenn Kinder diese Schritt für Schritt von ihren Betreuungspersonen erlernen – aber dafür sind sie darauf angewiesen, dass ihre Eltern die gute und liebvolle Betreuung des Haustieres vorleben.

Wie und wo kauft man Tiere?
Man muss sich sehr gut informieren und sich Fragen stellen, zum Beispiel: Kennt der Züchter die ganze Genetik der Tiere, schaut er genau, wohin seine Tiere kommen, bereitet er die neuen Besitzer seriös auf das Tier vor?

Worauf gilt es zu achten, wenn man ein Tier aus einem Tierheim holt?
Ich kenne so viele Tiere, die unschuldig hinter Gitter landen. Es sind Lebewesen, denen ich ein schönes neues Daheim von Herzen gönne. Bei Tierheim-Tieren ist es so, dass man sich die Zeit nehmen kann, das Tier genau kennenzulernen. Auch sind da im besten Fall Fachleute, die extrem gut beraten können, die ihre Tiere kennen und einschätzen können, ob und welches Tier am besten in welche Familie passt.

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