Auf einen Blick
- Mehrhundehaltung erfordert viel Aufmerksamkeit und Verantwortung
- Hunde in Gruppen entwickeln starke Dynamiken und brauchen individuelle Erziehung
- Gesetzliche Bestimmungen in den meisten Kantonen regeln Mehrhundehaltung
«Ich gehe ja sowieso spazieren, ob nun mit einem oder mit mehreren Hunden, kommt doch nicht so drauf an.» Ein oft gehörtes Argument, das der Praxis nicht standhält. Hunde können unter sich eine starke Gruppendynamik entwickeln. Jagen, territoriales Verhalten oder die Reaktionen auf andere Menschen oder Hunde verändern sich markant, wenn mehrere Hunde miteinander unterwegs sind.
Die Herausforderung für den Halter ist gleich doppelt: Zum einen ist man mit Individuen unterwegs, die alle ihre eigenen Bedürfnisse und Persönlichkeit haben, zum anderen muss man die Gruppe als Ganzes im Auge behalten. Wer gedankenversunken unterwegs sein möchte, muss das solo tun. Mehrere Hunde verlangen die volle Aufmerksamkeit. Während der eine Hund etwas weiter hinten noch an einem Grasbüschel schnüffelt, suchen die anderen nach Mäusen, gehen schon mal vor oder tollen gemeinsam herum.
Vom Hamster bis zum Pferd: Das Magazin «Welt der Tiere» richtet sich an alle, denen das Wohl aller Tiere am Herzen liegt, egal ob Haus-, Hof- oder Wildtiere. Das Redaktionsteam setzt sich aus Spezialisten in den Bereichen Natur- und Tierschutz, Tiermedizin, Tierrecht, Haltung von Hunden, Katzen, Pferden, Nagern und bewilligungspflichtigen Haustieren zusammen. Dieser Artikel stammt aus «Welt der Tiere».
Vom Hamster bis zum Pferd: Das Magazin «Welt der Tiere» richtet sich an alle, denen das Wohl aller Tiere am Herzen liegt, egal ob Haus-, Hof- oder Wildtiere. Das Redaktionsteam setzt sich aus Spezialisten in den Bereichen Natur- und Tierschutz, Tiermedizin, Tierrecht, Haltung von Hunden, Katzen, Pferden, Nagern und bewilligungspflichtigen Haustieren zusammen. Dieser Artikel stammt aus «Welt der Tiere».
Das bedeutet für unsere Augen und unsere Konzentration viel Arbeit. Getrennte Spaziergänge sind manchmal sinnvoll und notwendig und beanspruchen entsprechend mehr Zeit. Gerade bei Verletzung oder Krankheit, aber auch im Alter braucht ein Hund unter Umständen sehr viel mehr ungeteilte Aufmerksamkeit und einen anderen Rhythmus.
Individuelle Erziehung und Beschäftigung
Bindungsaufbau, Rückruftraining und die Beschäftigung abgestimmt auf die Individualität des Hundes: Das sind Dinge, die eine Sache zwischen Mensch und Hund bleiben. Es ist wie bei einem Orchester. Der einzelne Spieler muss sein Instrument beherrschen, bevor er in das Orchester eingebunden wird, denn sonst bringt er das eingespielte Gefüge durcheinander.
Ein absolutes Muss ist der gut verankerte Rückruf jedes einzelnen Hundes. Ebenso muss die ganze Gruppe zuverlässig warten können, auch bei Ablenkung. Training auf dem Spaziergang und im Alltag gehört entsprechend zur Tagesordnung. Denn wenn plötzlich die ganze Hundegruppe auf einen anderen Hund oder Menschen zustürmt, ist der Stress vorprogrammiert. Der Ärger von Unbeteiligten, wenn mehrere Hunde ungehalten drauflosrennen, ist in diesem Fall verständlich und berechtigt. Man darf davon ausgehen, ja sogar erwarten, dass Menschen, die mehrere Hunde halten, sich der grossen Verantwortung bewusst sind.
Viel Gespür bei der Gruppenzusammensetzung
Das Zusammenführen von Hunden braucht ein gutes Auge und viel Gespür. Vor allem bei erwachsenen Hunden, denn jeder der Vierbeiner bringt seinen eigenen Rucksack von Erfahrungen, Vorlieben und Abneigungen mit. Das erste Kennenlernen muss auf neutralem Boden, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Spaziergang, stattfinden. Bei Welpen ist zu beachten, dass grosse Hunde den knuffigen Neuzuwachs nicht immer mit so viel Enthusiasmus empfangen, wie dies die Menschen tun. Aus anfänglichem Gezicke kann mit der Zeit eine enge Hundefreundschaft entstehen.
Der Mensch muss allerdings seine Rolle als regulierender und lenkender Part wahrnehmen. Es soll kein Hund in der Gruppe unter die Räder kommen. Je nach Konstellation und abhängig von den einzelnen Charakteren ist bei Ressourcen wie herumliegenden Spielzeugen oder Kausachen Vorsicht geboten. Da kann es schnell zu Reibereien kommen, auch wenn sich die Hunde grundsätzlich gut verstehen. Wichtig ist, dass die Hunde lernen, miteinander zu kommunizieren und einander zu respektieren. Ein Jungspund zum Beispiel muss lernen, dass er die älteren Kollegen auch mal in Ruhe lassen soll. Hat der alteingesessene Vierbeiner Mühe, sich durchzusetzen, muss der Mensch eingreifen.
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Struktur und Ordnung sind ein Muss
Einen gewissen Sinn für Ordnung und Struktur sollte man mitbringen, wenn man mit mehreren Hunden zusammenlebt, sonst wird der Alltag bald zum Chaos. Rituale helfen, Ruhe in die Gruppe zu bringen – zu Hause und auf dem Spaziergang. Man sollte sich zum Beispiel die Frage stellen, wo sich die Hunde an der Leine positionieren sollen. Zwei rechts, einer links? Wer neben wem? Mit zwei Händen mehrere Leinen geordnet zu halten, ist nicht immer einfach.
Die Hunde spüren, ob der Mensch aufmerksam und ruhig ist und in sich Ordnung hat. Sie sollen an der Leine ruhig miteinander laufen, mit der Nähe des anderen gut umgehen können. Hektik führt zu einer angespannten Grundstimmung, begünstigt Spannungen zwischen den einzelnen Hunden und erhöht das Konfliktpotenzial mit Aussenreizen wie anderen Hunden oder Menschen.
Die Vierbeiner sollen auch lernen, einzeln angeleint in Ruhe an der Leine zu gehen, während die anderen frei sind. Impulskontrolle hat bei einer Hundegruppe oberste Priorität.
Mehrhundehaltung ist nichts für schwache Nerven. Schon bei einem Hund kann es Kritik geben. Bei mehreren Tieren kann man sich teils unschönen Bemerkungen sicher sein, vor allem, wenn mal ein Vierbeiner «aus dem Ruder» läuft. Denn trotz verantwortungsvoller Haltung und Training: Hunde sind keine Maschinen. Es kommt immer wieder mal vor, dass es ein Gebell oder Unruhe gibt, oder dass man mal nicht alles im Griff hat. Und dann heisst es, innere Stärke, Grösse und Anstand zu wahren.
Gesetzliche Vorgaben
Weil die Mehrhundehaltung nicht ganz ohne ist, unterliegt sie in den meisten Kantonen gesetzlichen Bestimmungen. Ist man gewillt, sich auf einiges an Mehrarbeit, Kosten und Verantwortung einzulassen, dann ist das Zusammenleben mit mehreren Hunden eine grosse Bereicherung. Sie in ihrem «internen» Alltag zu beobachten, eröffnet uns eine Welt voller subtiler Kommunikation und sozialer Interaktion. Hunde lernen ausgesprochen viel voneinander. Dinge, die uns zum Schmunzeln bringen – und andere.
Wer ins Auge fasst, mit mehreren Vierbeinern durch den Alltag zu gehen, braucht unbedingtes Interesse am Wesen des Hundes mit seinem vielschichtigen Verhalten und sozialen Interaktionen.
Sibylle Kläusler ist Hunde- und Mentaltrainerin