Gute Führungskräfte sind sehr begehrt, denn sie können mit ihrem Handeln den Erfolg des Unternehmens beeinflussen. Bei Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Assessment wird man dementsprechend besonders unter die Lupe genommen. Gemäss Top-Headhunter Erik Wirz (54) von Wirz & Partners in Zug werden dabei vor allem fachliche Skills abgefragt. Dabei seien Soft Skills aber genauso entscheidend. «Intelligenzquotient (IQ) mit starkem emotionalen Intelligenzquotient (EQ) ist die Kombination, die heute gefragt ist», weiss der Experte.
Fachliche Aufgabenstellungen können Fachexperten lösen – viel komplexer ist es, Herausforderungen auf menschlicher Ebene zu lösen. Und diese stellen sich nach zwei Jahren Homeoffice und vielen Arbeitnehmern, die sich und den Sinn ihres Jobs hinterfragen, gerade jetzt mehr denn je.
Die «heisse Kartoffel» übernehmen
Kommunikation ist laut Wirz das A und O. Etwas stört, niemand spricht es aus, alle schieben das Problem weiter? Eine Führungspersönlichkeit muss die «heisse Kartoffel» in die Hand nehmen und das Problem offen adressieren. Wirz ist sich sicher: «Die Angestellten werden es der Chefin oder dem Chef danken – und zwar mit Vertrauen!»
Eine Fangemeinde schaffen
Fachspezialisten gibt es laut dem Headhunter viele, aber nicht jeder eignet sich zum Vorgesetzten. «Eine Führungsperson muss fachlich nicht mal zwingend so top sein wie seine Angestellten – solange er oder sie die Fähigkeit besitzt, das Team zu motivieren und in der Firma zu halten», erklärt Wirz. Wer es schaffe, andere für die eigene Sache zu begeistern und mitzuziehen, wisse daher seinen EQ richtig einzusetzen.
Aufmerksam zuhören
Laut Wirz ist es wichtig, echtes Interesse zu zeigen und nicht nach einem «Wie gehts?» zur Tagesordnung übergehen. «Mitarbeiter spüren, ob jemand wirklich zuhört und sich für die Emotionslage des Gegenübers interessiert. Die Zeit der egoistischen Powerplayer in der Chefetage ist vorbei», mahnt der Headhunter.
Den «Code of Conduct» nicht an die Wand hängen
Der Code of Conduct ist ein Kodex, der wichtige Verhaltensregeln für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enthält. Diesen Verhaltenskodex sollte man laut Wirz nicht nur an die Wand hängen, sondern selbst leben. «Ethische und moralische Grundsätze sind nur so gut, wie das Verhalten des eigenen Chefs beim Austrittsgespräch. Wenn das fair und freundlich abläuft, ist ein potenzieller Langzeitbotschafter fürs Unternehmen gewonnen», sagt der Experte.
Feiern!
Feedback geben, sich austauschen und regelmässig in Kontakt bleiben – das ist wichtig. Den Teamspirit hochzuhalten, hat aber auch einen hohen Stellenwert. «Es müssen keine ausladenden Partys sein. Aber mehr als das kleine Osterpäckli, welches das HR nach Hause schickt, schon», sagt Wirz. Eine Erfolgsgeschichte beim Teammeeting erzählen, eine Runde Gipfeli spendieren oder wieder mal gemeinsam zum Lunch: Diese Momente zählen mehr als eine Lohnerhöhung, so Wirz.