Nach dem Familienschlauch
Ein bisschen Me-Time

Zusammenkommen, feiern, festen: So verbringen viele die letzten Tage des Jahres. Das ist schön, doch Geselligkeit zehrt auch an den Kräften. Me-Time – Zeit für sich allein, in der man sich Gutes tut – ist da umso wichtiger. Acht Inspirationen für Solo-Zeit.
Publiziert: 27.12.2024 um 10:20 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2024 um 10:23 Uhr
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Allein Kreise ziehen, in Schwung kommen, den Gedanken nachhängen.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Acht Aktivitäten für die Zeit zwischen den Jahren
  • Von Entfusseln bis Schlittschuhlaufen: Meditative Tätigkeiten für Entspannung und Kreativität
  • Siebenteiliger Podcast «Zwei Engel in Rishikesh» empfohlen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
1

Kleider entfusseln

Schon mal einen elektrischen Entfussler ausprobiert? Nicht? Du verpasst etwas. Zuerst einmal tut er, was er tun sollte. Die schönsten und teuersten Strickpullis sehen meistens nach zwei Wintern wie Altkleider aus. Ganze Fusselteppiche ziehen sich darüber. Nimmt man sich etwas Zeit und fährt mit dem Gerät über den Stoff, verschwinden die Fussel nach und nach, und langsam stellt sich ein gutes Gefühl ein: Man hat den Pulli wieder in seinen ursprünglichen Zustand gebracht, Ordnung hergestellt. Die Arbeit selbst wirkt meditativ. Man fokussiert auf das immer Gleiche: den Fussel. Bahn für Bahn zieht man mit dem Fusselrasierer auf dem Kleidungsstück, bis nichts mehr absteht. Unsere Kollegin auf der Redaktion spart sich das jeweils für die Festtage auf. Dann entfusselt sie Berge von Pullis, Wolljäckchen, Mützen, Schals. Ein Reinigungsritual für das neue Jahr.

2

Podcasts binge-hören

Kopfhörer auf – und mit einem Podcast allein in eine andere Welt abtauchen. Manchmal fesseln die Inhalte so sehr, dass man mehrere Teile eines Podcasts ohne Pause anhört wie beim Binge Watching einer TV-Serie. Praktisch: Parallel zum Hören lässt sich auch noch etwas erledigen. Zum Beispiel zum nächsten Verwandtenbesuch anreisen oder das gebrauchte Geschenkpapier glatt streichen und fürs nächste Jahr im Kasten verstauen. Die kreativen Möglichkeiten des noch jungen Mediums kennenzulernen, lohnt sich – etwa mit dem aktuellen siebenteiligen Podcast «Zwei Engel in Rishikesh» des Kollektivs Fennek (Sabine Meyer und Patricia Banzer) über einen Schweizer Bombenleger, der heute in Indien lebt: Die beiden Journalistinnen lieben es, neue Arten von Geschichten auszuprobieren.

3

In den Wald gehen

Wenn der Bauch voll ist, der Kater sich bemerkbar macht, es im Haus zu warm ist und man zu viele Leute um sich hat, sollte man die Reissleine ziehen. Beziehungsweise die Haustür öffnen und sich auf einen Spaziergang begeben. Da tut man auch den anderen einen Gefallen. Oft kommt in den Tagen nach Weihnachten so ein Gefühl in einem auf. So à la: «Und was kommt jetzt?» Als Kind freute man sich das ganze Jahr auf Weihnachten, und dann ist flugs alles vorbei. Da kann sich das Leben für ein paar Momente ganz schön leer anfühlen. Da helfen der Wald, die Ruhe, die Luft. Man kann durchatmen und nachdenken. Oder an gar nichts denken und bloss einen Fuss vor den anderen setzen.

4

Gedicht auswendig lernen

Gedichte sind wie Sugus – man kann an den Versen mental lutschen und auf erfrischende Gedanken kommen. Aber dafür muss der Text erst einmal im Kopf sein – ein schwieriges Unterfangen im Google-Zeitalter, in dem Wissen sofort abrufbar und ebenso schnell vergessen ist. Zwischen den Jahren ist die ideale Phase, um zur Ruhe zu kommen und sich auf Wortklänge einzulassen: sich hinsetzen, ein Gedicht oder einen guten Songtext immer und immer wieder lesen, von Mal zu Mal besser verstehen, verinnerlichen und sich dann äussern. Und das Tolle: Den Text trägt man immer mit sich herum und kann ihn jederzeit zum Besten geben – zum Beispiel eine Verszeile als Bonmot an der Silvesterparty in den Small Talk einstreuen. 

5

Schlittschuh laufen

Sich allein aufs Eisfeld zu begeben, erscheint im ersten Moment vielleicht nicht sehr attraktiv. Doch gerade im Solo-Lauf entfaltet die winterliche Aktivität ihre meditative Wirkung: Im eigenen Tempo seine Kreise ziehen und den eigenen Gedanken nachhängen, vielleicht das Jahr nochmals Revue passieren lassen oder einfach die Umgebung still für sich geniessen? Allein ist das beim Schlittschuhlaufen viel besser möglich als zu zweit oder in der Gruppe, wenn eher Klatsch und Tratsch Vorrang haben. Eine Pause gibt es dann, wenn man selbst eine braucht – und wenn man Lust hat auf Schläckzüg vom Kiosk, stiehlt einem auch niemand was weg.

6

Schallplatten hören

Ende Jahr sagen einem Spotify und Co., was man während der letzten zwölf Monate gehört hat, denn der Sound-Strom ist kaum überblick- und schon gar nicht fassbar. Wie schön, wenn in einem Schrank noch ein paar Vinylschallplatten lagern, die sich begreifen lassen. Zur Not gehen auch CDs, aber der Effekt ist weitaus kleiner. Denn sobald das Plattencover in Händen liegt, steigen Erinnerungen auf, wie das Album zu einem kam – garantiert! Wo, wann, warum gekauft – alle Fragen klären sich aufs Mal. Und dann sich Zeit nehmen, die LPs auflegen und mit einem Kopfhörer auf sich wirken lassen – himmlisch! Und falls es wegen des Alters des Vinyls ein bisschen knistern sollte: geschenkt! Das passt wunderbar zur Weihnachtszeit mit knackenden Nüssen und raschelndem Einpackpapier.

7

Velo putzen

Gehörst du auch zu jenen Menschen, die im Winter ständig frieren und es undenkbar finden, sich bei Kälte, Glätte und Nieselregen aufs Velo zu schwingen? Widme dich in diesen Tagen deinem Velo, es wird dir guttun. Hole es in die Wohnung oder einen anderen beheizten Raum und mache es für die erste Schönwetterfahrt parat. Beim Wegpolieren des Strassenstaubs und der Dreckspritzer kommen unweigerlich Erinnerungen an Fahrten in die Badi, an den See oder Fluss hoch. Du wirst die vergangene Wärme im Herzen spüren.

8

Jahresdecke stricken

Lisme entspannt instant. Es hat etwas Meditatives, beruhigt die Nerven und stärkt das Hirn. Kommt man erst mal in den Flow, vergisst man Familienzwist oder Alltagssorgen und fährt runter. Diverse Studien belegen die positive Wirkung der Handarbeit auf die Psyche. Je nach Können hat man mehr Freude an komplexeren Mustern, andere entspannen sich mit etwas Einfacherem. Tipp für ein Strick-Projekt, an dem du das ganze Jahr weiter arbeiten kannst: die 10-Maschen-Decke. Unter dem Stichwort «10 Stich Blanket» findet man auf Youtube Anleitungen dafür. Was daran Spass macht: Man fängt in der Mitte mit einem Quadrat an und strickt rundum weiter, wie bei einem Schneckenhaus. Die Farben kann man nach Lust und Laune wechseln und auch Wollreste aufbrauchen. Ob daraus eine Baby-, Hunde- oder auch eine grosse Sofadecke wird – das bestimmst du selber.

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