Auf einen Blick
- Lachdetektor misst Büro-Lachen und sendet lustige Mails
- Baloise startet Experiment zur Förderung mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz
- Fasoon-Team reagiert offen auf den Chief LOL Officer
- 2022 waren fast ein Drittel der Schweizer Arbeitnehmenden emotional erschöpft
- Ziel des Experiments: Hemmschwelle senken, psychische Probleme offen anzusprechen
Er ist etwa so gross wie eine Sonos-Musikbox und leuchtet in freundlichem Orange. Mit seinem integrierten Mikrofon misst er, wie häufig die Belegschaft im Büro lacht. Jede halbe Stunde evaluiert der Lachdetektor mithilfe einer künstlichen Intelligenz, ob in den letzten 30 Minuten gelacht wurde und bewertet die Stimmung mit einem neutralen, einem lächelnden oder einem weit grinsenden Smiley.
Sind weniger als vier Lacher innert zwei Stunden zu hören, versendet der Chief LOL Officer, wie der Lachdetektor heisst, an alle Mitarbeitenden Mails mit lustigem Content aus dem Internet – Katzenvideos, Memes, Picdumps. Das soll das Arbeitsklima verbessern.
Das Ganze ist ein vierwöchiges Experiment, das der Schweizer Versicherungs- und Finanzdienstleister Baloise ab dem World Mental Health Day am 10. Oktober lanciert, um auf die Wichtigkeit der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz hinzuweisen.
In den Büros ihres Geschäftskunden Fasoon, einem Appenzeller Online-Firmengründungsportal mit zehn Mitarbeitenden, wurde der Chief LOL Officer diese Woche installiert. «Das sorgte für Heiterkeit im Team», sagt Walter Regli (44), Co-Founder von Fasoon. «Ich glaube, niemand hat schon einmal von einem Lachdetektor gehört.» Die Belegschaft habe aber offen auf das Experiment reagiert. Die meisten würden Personen in ihrem Netzwerk kennen, die an psychischen Problemen leiden. «Das ist effektiv ein Thema, das noch zu oft totgeschwiegen wird», so Regli.
Laut Gesundheitsförderung Schweiz fühlte sich 2022 fast ein Drittel der Arbeitnehmenden in der Schweiz emotional ziemlich bis sehr erschöpft. «Es ist nachgewiesen, dass Lachen die mentale Gesundheit verbessert. Es fördert die Kreativität, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und man schüttet Serotonin aus», sagt Alexandra Toscanelli (28), Marketing Managerin bei Baloise. Bei der Entwicklung des Chief LOL Officers zählte der Konzern auf die Unterstützung eines Humorforschers und lehrte die KI, wie Lachen klingt.
Dass die lustigen Mails vom Lachdetektor seine Mitarbeitenden von der Arbeit ablenken könnten, befürchtet Walter Regli von Fasoon nicht: «Es ist ja ohnehin nicht möglich, sich achteinhalb Stunden lang auf etwas zu konzentrieren. Je natürlicher die Arbeitsumgebung ist, umso effizienter ist man letztlich. Wenn man nicht mehr lachen kann am Arbeitsplatz, ist das eine traurige Geschichte.»
Beim Experiment geht es für Alexandra Toscanelli hauptsächlich darum, dass das Thema mentale Gesundheit präsent sei. Ziel sei es, dass der Chief LOL Officer helfe, die Hemmschwelle zu senken, psychische Probleme offen anzusprechen. «Der Lachdetektor soll einen Startpunkt dafür darstellen, aufmerksam zu sein», sagt Alexandra Toscanelli.