Um die 90 Jahre alt, grau und gebrechlich – so stellt man sich den typischen Demenzkranken vor. Zu Unrecht: Bereits im Alter zwischen 45 und 65 Jahren ist schätzungsweise einer von 1000 Menschen betroffen. Eine frühe Demenz bringt für die Erkrankten und ihre Angehörigen oft besonders viele Probleme und Herausforderungen mit sich. Darauf weist die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative (AFI) anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September hin.
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Grundsätzlich kann jede Form der Demenz frühzeitig auftreten, weiss die psychologische Leiterin des Gedächtniszentrums am Universitätsklinikum Jena, Prof. Kathrin Finke. «Dazu gehören die klassischen neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz oder die Frontotemporale Demenz. Dabei sterben die Nervenzellen im Gehirn nach und nach ab. Auch eine zu geringe Sauerstoffversorgung des Gehirns, zum Beispiel durch frühe Schlaganfälle, können Ursache einer Demenz sein.» Genetische Faktoren spielen generell eine grössere Rolle als bei später auftretenden Demenzen, so das Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der AFI.
«Man findet nur das, was man sucht»
Bei jüngeren Patienten wird bei auftretenden Symptomen oft eher ein Burnout oder eine Depression vermutet als eine Demenz. Eine späte Diagnose ist laut dem deutschen Neurologen Dr. Michael Lorrain nicht ungewöhnlich: «Mit 55 oder 60 Jahren denkt man bei Vergesslichkeit nicht unbedingt an Demenz. Und in der Medizin ist es so: Man findet nur das, was man sucht. Es kann zwei bis vier Jahre dauern, bis jemand zum Facharzt kommt und die entsprechenden Untersuchungen gemacht werden.»
Nach Angaben der AFI sind jüngere Menschen mit Demenz anders belastet als ältere. «Bei jung Erkrankten wird im beruflichen Umfeld und in der Familie ein leistungsfähiger Mensch gebraucht, der anpackt und Verantwortung übernimmt. Dass diese Rolle nicht mehr erfüllt werden kann, ist sowohl für die Erkrankten selbst als auch für die Familien oft schwer zu akzeptieren», erklärt Prof. Finke.
Hinzu kommen fehlende Angebote für jüngere Demenzkranke. Die bestehenden Pflege- und Betreuungsangebote sind in der Regel auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet. Dies kann laut AFI die schwierige Situation zusätzlich belasten. (gs)