Ein Blitz aus heiterem Himmel. So lautet eine häufige Beschreibung für den Schlaganfall. Typischerweise treten die Symptome ganz plötzlich auf. Betroffene sehen auf einmal doppelt oder sind benommen, können nicht mehr deutlich sprechen, zeigen Lähmungserscheinungen im Gesicht oder in den Armen.
Eine Vorstellung, die Angst macht. Doch für jährlich rund 16'000 Menschen in der Schweiz wird sie zur Realität. So viele Betroffene gibt es gemäss der Schweizerischen Hirnschlaggesellschaft. Das heisst: Durchschnittlich alle 30 Minuten erleidet jemand einen Schlaganfall, auch bekannt als Hirnschlag oder «Schlägli».
Die dritthäufigste Todesursache
Alle 30 Minuten. Die Zahl lässt aufhorchen. Doch die gute Nachricht vorab: In rund der Hälfte der Fälle geht es gut aus. Fragile Suisse, die Schweizerische Vereinigung für Menschen mit Hirnverletzung und Angehörige, beschreibt es auf ihrer Website so: Ein Viertel der Betroffenen überstehe den Schlaganfall ohne, ein weiteres Viertel mit leicht beeinträchtigenden Folgen. Allerdings bleibe ein weiteres Viertel pflegebedürftig, und eines schliesslich versterbe innerhalb kurzer Zeit. Nach koronaren Herzkrankheiten und Krebsleiden ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von 6,2 Millionen Menschen, die jedes Jahr an einem Schlaganfall sterben.
Um zu vermeiden, dass aus dem Schlaganfall ein Schicksalsschlag wird, müssen Betroffene sehr schnell reagieren. «Time is brain» nennen das Fachleute. Zeit ist Hirn. Jede Minute zählt. Und jede Minute, die ungenutzt verstreicht, verschlechtert die Prognosen. «Das Zeitfenster ist eng», sagt auch Achim Mallmann, Leiter des Stroke Centers der Klinik Hirslanden in Zürich und Facharzt für Neurologie am Neurozentrum Bellevue. Er spricht von etwa sechs Stunden, in denen unbedingt behandelt werden müsse. Doch erste dauerhafte Schäden drohten bereits früher. «Die Chancen sind eine Stunde nach Symptombeginn deutlich besser als nach zwei, nach zwei besser als nach drei. Und so weiter.»
Treten Symptome auf, sollte man sofort handeln
«Time is brain» also. Für Betroffene und Angehörige bedeutet das: Sie müssen die Zeichen richtig deuten. «Die Schlaganfallsymptome treten meist sehr plötzlich auf und sind schnell erkennbar. Es gibt einfache Faustregeln für Laien, um sie sich zu merken», sagt Mallmann.
Plötzlich auftretend: Da ist er wieder, der Blitz aus heiterem Himmel. Nicht immer kommt er allerdings ohne Vorboten. Das klassische Warnzeichen ist die «Streifung», die sogenannte transitorische ischämische Attacke. Hier zeigen sich die Symptome nur für kurze Zeit und verschwinden wieder vollständig. Doch: «Nach einer Streifung tritt in bis zu zehn Prozent der Fälle innerhalb einer Woche ein definitiver Schlaganfall auf», so Mallmann. Sie ist deshalb unbedingt auch als medizinischer Notfall zu betrachten. Zumal sie einer der wichtigsten Risikofaktoren für den definitiven Schlaganfall sei (siehe Box). «Eine unserer Kampagnen verglich die Streifung mit der Gelben Karte beim Fussball. Alle wissen ja, was nach dieser droht!» Treten die gefürchteten Symptome auf, selbst einzelne oder vorübergehende, muss sofort die Notrufnummer 144 gewählt und schnellstmöglich ein sogenanntes Stroke Center oder die nächste Notfallstation mit Stroke Unit aufgesucht werden. Mallmann ist Leiter des Stroke Centers der Klinik Hirslanden in Zürich. Er empfiehlt, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig Alarm zu schlagen.
Durchblutungsstörung führt zu Unterversogung
Trifft ein Betroffener ein, werden schnellstmöglich die Krankengeschichte aufgenommen und Untersuchungen angeordnet. «Meist geht es um gezielte Laborwerte aus dem Blut und um bildgebende Verfahren», so Mallmann. Mit Computer- (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRI) können Ärzte in wenigen Minuten feststellen, ob es sich um eine Minderdurchblutung und einen drohenden Hirninfarkt oder um die seltenere Hirnblutung handelt. Denn: Schlaganfall ist nicht gleich Schlaganfall. Allen gemeinsam ist eine Durchblutungsstörung des Zentralnervensystems, das heisst im Gehirn oder auch im Rückenmark. In etwa 80 Prozent der Fälle geht es um eine Minderdurchblutung: Das Blut staut sich irgendwo, zum Beispiel wegen eines Gerinnsels. So erhalten betroffene Nervenzellen zu wenig Sauerstoff und können auf Dauer absterben. Je nachdem, ob die Minderdurchblutung nur kurze Zeit oder länger anhält, spricht man von einer Streifung oder von einem Hirninfarkt. Bei den restlichen 20 Prozent der Schlaganfälle handelt es sich um Einblutungen ins Hirngewebe oder um Blutungen auf der Hirn-oberfläche.
Je nach Diagnose wird das weitere Vorgehen bestimmt. Bei der selteneren Hirnblutung ist dies unter bestimmten Umständen eine Operation. Bei einer Minderdurchblutung des Gehirns wird medikamentös oder mit einem Katheter mechanisch gegen die Stauung vorgegangen. «Je früher behandelt wird, umso grösser sind die Erfolgschancen», so Mallmann. Zu Beginn seien die meisten Zellen zwar nur «betäubt», also noch vital. Je länger die Durchblutung allerdings gestört bleibe, desto mehr Hirnzellen drohten abzusterben. Das heisst im Klartext: Betroffene erleiden bleibende Behinderungen. Diese können höchstens noch mit Rehabilitation beeinflusst werden.
Prävention: Durch Sensibilisierung Symptome früher erkennen
Art und Ausmass hängen stark vom betroffenen Hirnareal ab. Die unmittelbare Notfallversorgung ist ganz zentral. Dennoch, so Mallmann, sei vor allem ein Gesamtbehandlungskonzept wichtig. Dieses habe den grössten Einfluss auf die Prognose. «Eine Standard-Pflege, wie etwa nach einer Blinddarmentzündung, greift definitiv zu kurz.» Es brauche ein Team von spezialisierten Ärzten, Pflegenden und Therapeuten, die Betroffene während des ganzen stationären Aufenthalts behandeln und von Anfang an auch auf eine intensive Rehabilitation setzten. Die Umsetzung solcher Gesamtbehandlungskonzepte verfolgen auch die inzwischen neun überregionalen Stroke Centers und 15 Stroke Units in der Schweiz, spezialisierte Stationen für die Schlaganfallbehandlung.
Alle 30 Minuten also … Doch Mallmann gibt sich optimistisch. Viele Laien seien inzwischen durch grosse Kampagnen sensibilisiert, was die Reaktionszeiten nachweislich verkürzen könne. Auch die Forschung habe grosse Fortschritte erzielt. Wissenslücken und Unsicherheiten in den Therapien würden von Jahr zu Jahr kleiner. «Diese Erfolge haben dazu geführt, dass der Schlaganfall heute nicht mehr einfach als schicksalshaft hingenommen wird.»
Die Welt-Schlaganfall-Organisation nennt die folgenden typischen Zeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können:
- plötzliche, häufig halbseitige Taubheit oder Schwäche im Gesicht, Arm oder Bein
- plötzliche Verwirrtheit oder Schwierigkeiten, zu sprechen oder zu verstehen
- plötzliche Sehstörungen, auf einem oder auf beiden Augen
- plötzlicher Schwindel oder Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen
- plötzliche, sehr heftige Kopfschmerzen
Die einfache Abkürzung «F-A-S-T» hilft, sich die wichtigsten Symptome zu merken:
- F (Face): Ist die Gesichtsmuskulatur einseitig gelähmt? Hängt zum Beispiel ein Mundwinkel herunter?
- A (Arms): Liegt eine einseitige Lähmung des Arms vor? Können beispielsweise beide Arme gehoben werden?
- S (Speech): Sind Sprachstörungen vorhanden? Spricht der Betroffene undeutlich oder in schwer verständlichen Sätzen?
- T (Time): Macht auf die Notwendigkeit des schnellen Reagierens aufmerksam.
«BE-FAST» nimmt zusätzlich Gleichgewichtsstörungen (B wie «Balance») und Sehstörungen (E wie «Eye») auf und erhöht damit die Erkennungsrate.
Was tun? Handeln Sie sofort, wenn eines oder mehrere der Symptome auftreten! Wählen Sie, ohne zu warten, die Notrufnummer 144. Denn ein weiterer Merksatz lautet: «Time is brain», Zeit ist Hirn. Im Fall eines Hirnschlags zählt jede Minute.
Die Welt-Schlaganfall-Organisation nennt die folgenden typischen Zeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können:
- plötzliche, häufig halbseitige Taubheit oder Schwäche im Gesicht, Arm oder Bein
- plötzliche Verwirrtheit oder Schwierigkeiten, zu sprechen oder zu verstehen
- plötzliche Sehstörungen, auf einem oder auf beiden Augen
- plötzlicher Schwindel oder Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen
- plötzliche, sehr heftige Kopfschmerzen
Die einfache Abkürzung «F-A-S-T» hilft, sich die wichtigsten Symptome zu merken:
- F (Face): Ist die Gesichtsmuskulatur einseitig gelähmt? Hängt zum Beispiel ein Mundwinkel herunter?
- A (Arms): Liegt eine einseitige Lähmung des Arms vor? Können beispielsweise beide Arme gehoben werden?
- S (Speech): Sind Sprachstörungen vorhanden? Spricht der Betroffene undeutlich oder in schwer verständlichen Sätzen?
- T (Time): Macht auf die Notwendigkeit des schnellen Reagierens aufmerksam.
«BE-FAST» nimmt zusätzlich Gleichgewichtsstörungen (B wie «Balance») und Sehstörungen (E wie «Eye») auf und erhöht damit die Erkennungsrate.
Was tun? Handeln Sie sofort, wenn eines oder mehrere der Symptome auftreten! Wählen Sie, ohne zu warten, die Notrufnummer 144. Denn ein weiterer Merksatz lautet: «Time is brain», Zeit ist Hirn. Im Fall eines Hirnschlags zählt jede Minute.
Ein Schlaganfall kann jede und jeden treffen. Doch einige der Risikofaktoren lassen sich beeinflussen. Zum Beispiel:
- Bluthochdruck
- Rauchen
- Übergewicht
- Alkoholkonsum
Doch es gibt auch Faktoren, auf die wir nicht direkt einwirken können. So steigt z. B. das Risiko mit zunehmendem Alter. Auch erleiden Frauen häufiger einen Schlaganfall als Männer. Weiter zu nennen sind die Pilleneinnahme und die Neigung zu Migräne. «Das Risiko von Frauen, die unter Migräne leiden, die Pille nehmen und rauchen, ist rund 200-mal höher als jenes von Frauen, bei denen nichts davon zutrifft», sagt Neurologe Achim Mallmann. Die wichtigsten Risikofaktoren seien allerdings ein bereits erlittener Schlaganfall oder eine Streifung. Beide sollten unbedingt als Notfälle betrachtet werden.
Ein Schlaganfall kann jede und jeden treffen. Doch einige der Risikofaktoren lassen sich beeinflussen. Zum Beispiel:
- Bluthochdruck
- Rauchen
- Übergewicht
- Alkoholkonsum
Doch es gibt auch Faktoren, auf die wir nicht direkt einwirken können. So steigt z. B. das Risiko mit zunehmendem Alter. Auch erleiden Frauen häufiger einen Schlaganfall als Männer. Weiter zu nennen sind die Pilleneinnahme und die Neigung zu Migräne. «Das Risiko von Frauen, die unter Migräne leiden, die Pille nehmen und rauchen, ist rund 200-mal höher als jenes von Frauen, bei denen nichts davon zutrifft», sagt Neurologe Achim Mallmann. Die wichtigsten Risikofaktoren seien allerdings ein bereits erlittener Schlaganfall oder eine Streifung. Beide sollten unbedingt als Notfälle betrachtet werden.