Die junge Praktikantin informiert ihren Vorgesetzten, dass sie unter Menstruationsbeschwerden leidet und im Homeoffice weiterarbeitet. Was für ältere Frauen rückblickend undenkbar scheint, spiegelt eine neue Lockerheit im Umgang mit der Monatsblutung.
Wie eine repräsentative Umfrage des Krankenversicherers Groupe Mutuel zeigt, ist es heute für kaum eine Frau ein Problem, über die Periode zu sprechen: 86 Prozent der Befragten geben an, das Thema sei ihnen nicht unangenehm.
Periode im Parlament
Unsere Gesellschaft ist nicht nur generell offener geworden; das Thema bekommt auch mehr Aufmerksamkeit. Vorstösse bringen es zum Beispiel in die Parlamente – Stichworte sind Menstruationsurlaub, kostenlose Tampons und Binden auf öffentlichen Toiletten und die Besteuerung von Periodenprodukten.
Pionierinnen sorgen für zusätzliche Perioden-Präsenz im digitalen und öffentlichen Raum: Eléonore Arnaud (43) eröffnete 2020 in Renens (VD) mit Rañute den ersten Laden in der Schweiz, der sich der Menstruation widmet. Inzwischen gibt es in Genf einen zweiten; online einkaufen geht auch. Es sei ein Statement, ihre Geschäfte zu betreten, sagt Eléonore Arnaud. «Man zeigt der Welt, dass man seine Tage bekommt.» Das breche Tabus, ändere alles. «Wir machen die Menstruation trendy, normal und selbstbestimmt.»
8 von 10: So hoch ist das Schmerzlevel bei einem Fünftel aller Menstruierenden in der Schweiz.
40 Prozent der Frauen unter 35 nehmen während ihrer Tage ab und zu oder immer Schmerzmittel ein.
4 Prozent der Forschungsgelder im Gesundheitsbereich weltweit widmen sich der Frauengesundheit.
10 von 100 Frauen bewältigen den Alltag während der Menstruation ohne Abstriche.
8 von 10: So hoch ist das Schmerzlevel bei einem Fünftel aller Menstruierenden in der Schweiz.
40 Prozent der Frauen unter 35 nehmen während ihrer Tage ab und zu oder immer Schmerzmittel ein.
4 Prozent der Forschungsgelder im Gesundheitsbereich weltweit widmen sich der Frauengesundheit.
10 von 100 Frauen bewältigen den Alltag während der Menstruation ohne Abstriche.
«Sehr direkte Fragen»
In ihrem Laden legt sie den Fokus auf wiederverwendbare Hygieneprodukte – darunter Höschen, Binden, Bademode. Ihre Mission, sagt Eléonore Arnaud, sei es, dass «alle Frauen und menstruierenden Personen konkrete und pragmatische Lösungen für ihren Alltag finden können». Gerade bei jüngeren Frauen und Männern gebe es Aufklärungsbedarf, sagt sie. «Die ganz jungen Teenager schämen sich. Aber Frauen ab 18 stellen ihre Fragen sehr direkt.»
Dasselbe beobachtet Hera Zimmermann (29), die vor einem Jahr mit Juna Period einen Online-Shop für nachhaltige Periodenprodukte gründete. «Alleine durch unsere Präsenz und Offenheit zum Thema ermöglichen wir Fragen und Austausch», sagt sie. Mit witzigen Clips auf TikTok und Instagram klärt Juna Period auf Schweizerdeutsch über das Thema auf, erreicht damit Tausende und trägt damit – wie die Rañute-Läden in der Westschweiz – zur weiteren Entstigmatisierung bei.