Extrakte der Pflanze Evodia rutaecarpa (Stinkeschenfrüchte) werden in der chinesischen Medizin bei vielfältigen Beschwerden eingesetzt so etwa bei Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie bei menstruellen Beschwerden und Geschwüren im Mundbereich.
Forschende um Professor Matthias Hamburger vom Departement Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Basel haben nun in Zusammenarbeit mit Pharmakologen und Toxikologen der Universität Wien die Wirkung von Evodia-Extrakten untersucht, wie die Universität Basel am Mittwoch mitteilte.
Arzneipflanzen bringen Risiken
Die in Basel aus der Pflanze isolierten Naturstoffe Dehydroevodiamin (DHE) und Hortiamin hätten sich als sehr potente Hemmstoffe von Kaliumkanälen im Herzmuskel erwiesen. Würden diese Kanäle blockiert, veränderten sich die Erregungsabläufe im Herzmuskel, was schwere Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern auslösen und zum plötzlichen Herztod führen könne.
Das Entstehen schwerer Herzrhythmusstörungen nach Gabe von DHE hätten Forschender der Universität Utrecht bei EKG-Untersuchungen an Hunden bestätigen können.
Weiterführende Untersuchungen hätten gezeigt, dass die beiden Naturstoffe bereits in sehr geringen Konzentrationen Oszillationen in den Herzmuskelzellen verursachten, die Herzrhythmusstörungen auslösen könnten, schrieb die Universität Basel. Beispielsweise könnten diese Substanzen in einen Tee aus Evodiafrüchten gelangen.
Für Arzneimittel, die potenziell Herzrhythmusstörungen auslösen könnten, gelte eigentlich, dass vor Verabreichung eine Herzuntersuchung mittels EKG durchgeführt werden sollte. Dies gelte besonders für Patienten mit Herzerkrankungen, um deren Risiko zu bewerten. Bis heute lägen aber keine klinischen Studien vor, bei denen die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen nach Einnahme von Evodia-Präparaten untersucht worden seien.
Die Sicherheit von Evodia-Präparaten muss neu bewertet werden
Die Untersuchungen an der Universität Basel hätten zudem gezeigt, dass der DHE-Gehalt von Evodiafrüchten erheblich sei. In welchem Ausmass diese Substanzen in eine Teezubereitung gelangen, untersucht Hamburger derzeit.
Sollten DHE und Hortiamin nachgewiesen werden, müsste in seinen Augen die Sicherheit von Evodia-Präparaten neu bewertet werden. TCM-Arzneipflanzen und -Produkte gelangten in Europa relativ unkontrolliert auf den Markt und könnten auch über den Internethandel bezogen werden.
Die Autoren der Studie mahnen daher zu erhöhter Wachsamkeit bezüglich möglicher toxischer Wirkungen von Evodia-Präparaten. Die Popularisierung von Arzneipflanzen aus anderen Kulturkreisen bringe Risiken mit sich. Diese Pflanzen könnten hochaktive Substanzen mit Nebenwirkungen enthalten, wie eben im Fall von Evodia. Zum Schutz der Bevölkerung sei daher eine genauere Untersuchung solcher Risiken unabdingbar.