Werner Mang, bekanntester Schönheitschirurg Europas, im Interview
«Das männliche Fett ist zäher»

Werner Mang hat über 10'000 Nasen operiert. Der bekannteste Schönheitschirurg Europas im Gespräch über seinen Nasenfetisch, Mädchen mit Mängeln und jammernde Männer.
Publiziert: 09.04.2018 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2020 um 15:12 Uhr
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Schönheitschirurg Werner Mang vor einem seiner vier Beauty-OPs
Foto: Anja Wurm
Alexandra Fitz

An prominentester Lage auf der Insel Lindau hat der prominenteste Schönheitschirurg Europas seine Klinik. Die Lobby erinnert an ein Hotel. Nur die Dame mit dem Nasenpflaster verrät, dass hier geschnippelt wird. Links geht es zu den grossen Appartements, wo russische Patienten zwei, drei Wochen verweilen. Bis alles abheilt. Manchmal nehmen sie neben einer neuen Nase auch einen Mercedes nach Hause. Uns schickt man ins Sprechzimmer. Wir warten. In einem Glaskasten hängt das OP-Besteck von Napo­leons Leibarzt. Die Wände sind volltapeziert mit gerahmten Bildern. Immer das­selbe Sujet: Mang mit Promis. Er habe eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, schreibt er in seiner Autobiografie. Die Promi­patienten fahren mit dem Lift von der Tief­garage in die Spezialabteilung. Sie checken unter falschem Namen ein, Maja ist beliebt.

Werner Mang, haben Sie bei sich etwas machen lassen?
Gar nichts. Ich bin ein ängstlicher Mensch. Und ich hab gar keine Zeit für Schönheitsoperationen, da würde ich ja ausfallen.

Wirklich nichts?
Nein, ich bin auch nicht der Prototyp eines Schönheitschirurgen. Ich bin viel unterwegs an Kongressen in Amerika. Da schauen die Ärzte aus wie Zombies. Spritzen sich ­selber Botox und lassen sich liften.

Denken Sie bei Leuten, die Sie sehen, ständig daran, was Sie ­operieren würden?
Wenn jemand wirklich einen Mangel hat, zum Beispiel extrem abstehende Ohren oder eine riesige Haken­nase mit fliehendem Kinn, gucke ich mir das schon an. Wenn ein sehr hübsches Mädchen eine grosse Reiterhose hat, denke ich mir: Oh Gott! Sollte ich die vielleicht ansprechen und ihr ­helfen? Natürlich ist ästhetische Chirurgie auch Seelenheil mit dem Skalpell.

Damit rechtfertigt die Schönheitschirurgie fast jeden Eingriff.
Es muss einen selber stören. Man darf nie jemandem zuliebe eine Operation machen. Ich kann auch keine Ehe retten. Ich habe oft Patienten, die sagen: «Mein Mann hat eine Jüngere, ich muss mich jetzt verjüngen.» Dann sage ich: «Ich würde lieber einen anderen Partner suchen.» Aber Schönheitschirurgen können psychologisch eingreifen bei Mädchen. Sie fühlen sich wohler, finden einen Partner, sind privat und beruflich erfolgreich. Das ist das Schöne am Beruf.

Werner Mang operierte mehr als 10 000 Nasen.
Foto: zVg

Was ist Schönheit für Sie?
Nicht der Mensch. Schönheit ist für mich die Natur. Um auf Menschen zu kommen: Die schönste Frau ist für mich Grace Kelly. Der ­Abstand zwischen den Augen, ­zwischen Nase und Kinn ist perfekt. Ihr Gesicht ist so ebenmässig – sie habe ich beim Operieren im Kopf.

Schönheitsideale ändern sich.
Als Schönheitschirurg sollte man sich nicht dem Zeitgeist unterwerfen. Man sollte immer versuchen, Natürlichkeit zu operieren.

Fragen Leute Sie einfach so nach Ihrer Meinung?
Vor 25 Jahren haben mich berühmte Leute an Promi-Anlässen nicht gegrüsst, Schönheits-OPs waren damals ein Tabuthema. Heute werde ich auf Anlässen um Rat gefragt, sie sind meine Sprechstunden.

Deswegen sind Sie an jeder ­Veranstaltung präsent?
Natürlich. Auf der MS Europa ­(Luxus-Kreuzfahrtschiff) hatte ich einen Vortrag, danach habe ich 50 Patienten beraten, die dann zum Operieren kamen. Ich konnte die Schiffsfahrt gar nicht geniessen, ich hatte nur Sprechstunden.

Wie viel operieren Sie selber?
Die schwierigen OPs mache ich ­selber. Fettabsaugungen delegiere ich. Meine zwei Fachärzte machen das genau nach der Mang-Schule. Aber ich gucke immer noch drauf. Top-Prominente operiere ich selber.

Machen Sie nur Nasen?
Nein, aber am meisten. Ab 10 000 hab ich aufgehört zu zählen. Nasen kriegt eben bis jetzt keiner so gut hin. Das ist die schwierigste Operation. Fettabsaugen und Brustimplantate kann ich einem so beibringen, dass er das nach einem Jahr perfekt beherrscht.

Kunst an den Wänden in der Bodenseeklinik. Es dreht sich alles um die Nase.

Warum genau die Nase?
Weil sie nicht langweilig ist. Brust-OPs und Fettabsaugen sind immer dasselbe. Bei der Nase muss ich künstlerisch sein. Sie gehört zum Wesen, jede ist anders.

Ihr Motto lautet «Zum Frühstück eine Nase». Sie beginnen jeden Tag mit einer Nasen-OP, Ihre Villa heisst Villa Rhino (Nasenvilla). Haben Sie einen Nasenfetisch?
Das Anwesen hier heisst Rhino Lago, mein Appartement in Zürs am Arlberg heisst Rhino Monte. Der Nase habe ich alles zu verdanken, sie hat mich immer fasziniert. Obwohl ich selber eine schiefe habe.

Was lehnen Sie ab?
Ich muss Gott sei Dank nicht jeden operieren. Wir haben eine Warteliste bis Ende des Jahres. 8 bis 10 Prozent schicke ich weg. Die haben meist übertriebene Vorstellungen.

Können Sie etwas konkreter sein?
Rippen rausschneiden für eine ­engere Taille. Implantate über 500 Gramm. Schlauchbootlippen. Zu viel Botox. Ich bin kein grosser Freund von Botox. Beim Oktoberfest kommen Italiener, die Wadenimplantate wollen. Solch aben­teuerliche Wünsche lehne ich ab.

Werden diese Wünsche immer krasser?
In Amerika ist das etwas aus den Fugen geraten. Ich komme gerade von einem Kongress, da ging es ­darum, im Mittelfussbereich Knochen rauszuschneiden, damit man noch steiler in den High Heels stehen kann. Das sind Dinge, die ich ablehne. Und wenn psychologische Probleme da sind.

Wir sind wieder beim ­Therapeuten.
Man darf nicht vergessen, jedes dritte Mädchen fühlt sich während der Pubertät unwohl in seiner Haut. Das ist eine krankhafte ­Entwicklung. 14-Jährige, die mit ­ihrem Aussehen unzufrieden sind, kommen zu mir. Da bin ich wieder Psychotherapeut und habe eine wichtige Funktion. Ich sage ihnen: «Sie sehen ordentlich aus. Jetzt ­machen Sie erst mal die Schule.» Sie hören auf mich. Wenn der Mang das sagt, ist es vielleicht gar nicht so schlimm. Es gilt: Operationen nicht vor dem 18. Lebensjahr.

Alle Operationen?
Nasen kann man ab dem 16. Lebensjahr machen. Vorher müssen die Eltern einverstanden sein, und die sind natürlich meistens nicht so begeistert. Fettabsaugen hilft aber, wenn sich das Mädchen nicht ins Schwimmbad traut oder Beziehungsprobleme hat. Oder wenn ein Mädchen im Gesicht Mängel hat, ist es eine dankbare Schönheits­chirurgie. Aber junge Mädchen muss man erst einmal schützen. Das ist alles durch dieses Internet, vor allem Instagram, entstanden. Zwei Mal die Woche werde ich gefragt: Kann ich die Nase oder den Hintern von Kim Kardashian haben?

Machen Sie Po-Implantate?
Ungern. Diese Implantate neigen dazu zu verrutschen und zu entzünden. Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist, wenn man danach auf dem WC Schmerzen hat beim Sitzen.

Die Klinik sieht eher wie eine Hotel-Lobby aus. Es gibt auch ein Kosmetik- und Friseurstudio.

22 Prozent der Patienten sind Männer. Was lassen sie machen?
Schlupflider und Tränensäcke. ­Insbesondere Manager, Anwälte und Ärzte. Ich hätte es auch ­dringend nötig. Das würde ich mir mal ­machen lassen. Ich stehe dazu. Auch die Haartransplantation bei Männern boomt. Wir haben zwei Teams, die den ganzen Tag nur Haare machen. Unser Haarteam hat auch bekannte Fussballer, Schauspieler und Politiker betreut.

Schön für Sie, eine ganz neue Klientel.
Die Männer werden ja immer schwächer, weil die Frauen immer dominanter werden. Deswegen müssen die Männer etwas für ihr Aussehen tun. Ich habe Paare hier, da sagt der Mann: «Was können Sie mit meiner Frau machen?» Dann schaue ich den Mann mit Bierbauch und Doppelkinn an und sage: «Ich würde erst mal bei Ihnen anfangen, Ihre Frau schaut nämlich noch ganz passabel aus.»

Der Promi-Arzt

1949 in Ulm geboren, aufgewachsen in Lindau, Sohn eines Försters. Werner Mang studierte in München Medizin, lernte unter anderem beim berühmtesten aller Schönheitschirurgen, dem Brasilianer Ivo Pitanguy (†2016). Mang ist Facharzt für HNO-Heilkunde mit der Zusatzqualifikation Plastische Operationen und kein Facharzt für plastischhe und ästhetische chirurgie. 2003 eröffnete er die Bodenseeklinik. Seine Person und seine Arbeit stehen immer wieder in der Kritik. Schon als Schüler wusste Mang, dass er reich und erfolgreich werden will. Heute lebt er mit seiner Frau oberhalb des Bodensees in einer Villa. Er hat einen Sohn und ein Tochter.

1949 in Ulm geboren, aufgewachsen in Lindau, Sohn eines Försters. Werner Mang studierte in München Medizin, lernte unter anderem beim berühmtesten aller Schönheitschirurgen, dem Brasilianer Ivo Pitanguy (†2016). Mang ist Facharzt für HNO-Heilkunde mit der Zusatzqualifikation Plastische Operationen und kein Facharzt für plastischhe und ästhetische chirurgie. 2003 eröffnete er die Bodenseeklinik. Seine Person und seine Arbeit stehen immer wieder in der Kritik. Schon als Schüler wusste Mang, dass er reich und erfolgreich werden will. Heute lebt er mit seiner Frau oberhalb des Bodensees in einer Villa. Er hat einen Sohn und ein Tochter.

Haben Männer und Frauen ­andere Beweggründe?
Männer lassen sich oft beruflich ­bedingt operieren oder weil sie eine jüngere Partnerin haben. Frauen machen es für sich selber.

Wie unterscheidet sich der Mann von der Frau als Patient?
Männer sind komplizierter, wehleidiger und schwieriger zu behandeln. Der Mann jammert so viel nach der Schönheitsoperation. Das ist auch der Grund, warum Frauen immer stärker werden. Wir Männer würden ja auch bei der Geburt ­sterben. Und die Technik ist nicht die gleiche, weil die Haut anders ist. Das männliche Fett ist zäher.

Haben Sie Ihre Familie operiert?
Meiner Frau habe nach einem Skiunfall die Nase operiert und meinen Sohn am Kopf, als er von einer Schaukel fiel. Wenn meine Frau ­einen Mini-Lift will, mach ich das selber. Natürlich ist das Stress, aber dann weiss ich wenigstens, dass es einigermassen sicher ist. Meine Tochter hat zwei Kinder, da ist vielleicht der Busen nicht mehr ganz optimal, aber das versuche ich natür­lich hinauszuschieben.

Sie sprechen von Ihren zwei ­Ärzten, aber berühmt sind Sie. Ist das nicht schwer fürs Team?
Ich bleib mindestens noch 20 Jahre! (lacht) Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mehr zu operieren. Ich bin kein Toskana-Typ, der drei Wochen Golf spielt und Rotwein trinkt. Für mich ist das das Leben. Wenn ich nicht mehr da bin, kommen vielleicht nicht mehr so viele Patienten. Aber es ist meine Aufgabe, dass ich die zwei bekannt mache, die meine Mang-Schule perfekt beherrschen.

Werner Mang ersteigerte das Chirurgen-Besteck von Napoleons Leibarzt.

Sie sind sehr erfolgreich, aber sie hatten auch Rückschläge. Die Vorwürfe: Sie operierten nicht selber, obwohl die ­Patienten davon ­ausgingen, und Sie ­stellten einen Arzt an, der keine Zulassung ­hatte. ­Hängen diese Geschichten Ihnen noch nach?
Nein. Es ist lange her. Ich habe ­einmal einen Fehler gemacht, weil ich alles selber bestimmen wollte, wie die Einstellung des Personals. Ich habe 2011 einen gut ausgebildeten Facharzt für plastische Chirurgie eingestellt, der vorübergehend in Deutschland wegen Steuervergehen keine Zulassung hatte. Das hatte ich im Zeugnis nicht überprüft. Er hat einige ­Monate hier gearbeitet und gut operiert. Das wurde nach deutschem Recht als Körperverletzung betrachtet. Die Konsequenz: Ich konzentriere mich wieder nur auf die Operationen und die Patienten.

Und dass nicht Sie operierten?
Alle Operationen, die ich dem ­Patienten zusage, mache ich selber – völlige Transparenz. Das war ein Riesenwirbel, obwohl nichts dabei rauskam.

Imageverlust?
Anfangs schon. Im Endeffekt habe ich dadurch mehr Patienten bekommen.

Stimmt es, dass Ihre Mitarbeiter sich an Weihnachten Botox ­wünschen können?
Das nicht. Aber der Mitarbeiter des Jahres, der vom Team gewählt wird, darf sich eine Schönheits-OP wünschen. Einmal wird eine Nase, einmal eine Fettabsaugung gewünscht.

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Zahlen und Fakten

2000 operative Eingriffe werden in der Bodenseeklinik pro Jahr durchgeführt. Mit 40 Betten und 4 Operationssälen ist sie eine der grössten Kliniken für ästhetische Chirurgie. Mang hat über 30 000 Eingriffe durchgeführt. Er sagt, dass er ein Workaholic ist.

22 Prozent der Patienten sind Männer. 1990 waren es 5, im Jahr 2000 etwa 10 Prozent. Die Zahlen stammen von der Internationalen Gesellschaft für ­ästhetische Medizin.

Brustvergrösserung ... ist die häufigste ­Schönheitsoperation bei Frauen. Platz 2: Fettabsaugung 3: Lidkorrektur 4: Nasenkorrektur 5: Facelifting 6: Bauchstraffung 7: Bruststraffung.

12 Prozent der Patienten am ­Bodensee sind Schweizer. Vor zwei Jahren gab Mang seine Klinik am ­Rorschacherberg auf: «Ich kann mich nicht ­spalten.» Ausserdem ­werde er nicht jünger. «Ich hätte mich gern ­geklont, dann hätte ich überall eine Klinik.»

Italien und Türkei. In diesen beiden Ländern scheinen die Männer am ­eitelsten zu sein. Dort lassen Männer die meisten Eingriffe in puncto Ästhetik machen. Gefolgt von Frankreich und Spanien. Die Schweiz liegt auf Platz 6. Ganz hinten sind Irland und Schottland. 

Lidkorrektur lassen die meisten Männer machen. ­Gefolgt von ­Fettabsaugung, ­Nasenkorrektur, ­Haartransplantation, ­Ohranlegung, ­Facelifting und Bauchstraffung.

2000 operative Eingriffe werden in der Bodenseeklinik pro Jahr durchgeführt. Mit 40 Betten und 4 Operationssälen ist sie eine der grössten Kliniken für ästhetische Chirurgie. Mang hat über 30 000 Eingriffe durchgeführt. Er sagt, dass er ein Workaholic ist.

22 Prozent der Patienten sind Männer. 1990 waren es 5, im Jahr 2000 etwa 10 Prozent. Die Zahlen stammen von der Internationalen Gesellschaft für ­ästhetische Medizin.

Brustvergrösserung ... ist die häufigste ­Schönheitsoperation bei Frauen. Platz 2: Fettabsaugung 3: Lidkorrektur 4: Nasenkorrektur 5: Facelifting 6: Bauchstraffung 7: Bruststraffung.

12 Prozent der Patienten am ­Bodensee sind Schweizer. Vor zwei Jahren gab Mang seine Klinik am ­Rorschacherberg auf: «Ich kann mich nicht ­spalten.» Ausserdem ­werde er nicht jünger. «Ich hätte mich gern ­geklont, dann hätte ich überall eine Klinik.»

Italien und Türkei. In diesen beiden Ländern scheinen die Männer am ­eitelsten zu sein. Dort lassen Männer die meisten Eingriffe in puncto Ästhetik machen. Gefolgt von Frankreich und Spanien. Die Schweiz liegt auf Platz 6. Ganz hinten sind Irland und Schottland. 

Lidkorrektur lassen die meisten Männer machen. ­Gefolgt von ­Fettabsaugung, ­Nasenkorrektur, ­Haartransplantation, ­Ohranlegung, ­Facelifting und Bauchstraffung.

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