In der Pharmaindustrie herrscht Goldgräberstimmung. Immunonkologie heisst das Zauberwort der Stunde. Entsprechende Medikamente aktivieren das menschliche Immunsystem, um den Krebs zu bekämpfen. Die Krebszellen werden so markiert, dass sie von körpereigenen Killerzellen erkannt und liquidiert werden.
Die Schweizer Pharmariesen Roche und Novartis waren zwar nicht die Ersten auf dem Gebiet, haben aber aufgeholt. Roche spülte das Medikament Tecentriq letztes Jahr knapp eine halbe Milliarde Franken in die Kasse. Zehn weitere immunonkologische Präparate sind in der späten Testphase.
Die Basler können auf Milliardenumsätze hoffen, die Aktionäre auf steigende Dividenden. Doch was haben die Patienten davon?
Laut Roche-Chef Severin Schwan (50) sehr viel: Er verspricht nichts weniger als die Heilung von Krebs. «Es gibt Patientengruppen und Krebsarten, bei denen wir von Heilung sprechen können», sagte der Roche-Chef gestern bei der Jahreskonferenz zu BLICK.
«Die neuen Medikamente helfen auch dann, wenn sich Metastasen gebildet haben», so Schwan. Vor kurzem waren Ableger noch ein fast sicheres Todesurteil. Er erklärt den Durchbruch mit dem Immunsystem: «Wenn dieses den Kampf gegen den Krebs übernimmt, kommt es überallhin – und zwar 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche.»
Therapien haben «happige» Nebenwirkungen
Selbst Skeptiker sind erstaunt über die Erfolge der Immunonkologie. «Die ersten Resultate der noch kleinen Patientengruppen sind fantastisch», sagte Thomas Cerny (65), einer der führenden Krebsspezialisten der Schweiz, im BLICK-Interview. Er betonte aber: Die Therapien seien teuer, gefährlich und könnten happige Nebenwirkungen haben.
Kommt hinzu: Heilung gibt es erst bei bestimmten Krebsarten und Patientengruppen. Als Beispiel nennt Schwan Hautkrebs: «Patienten, die in der Vergangenheit daran schnell verstorben sind, können heute geheilt werden.» Bis alle Krebsarten und Patientengruppen geheilt werden können, sei es noch ein weiter Weg. «Eine Tür hat sich aber aufgetan», sagt Schwan. Und weil sehr viele Firmen auf diesem Gebiet forschten, könnte sie sich bald weiter öffnen.
Zu den Türöffnern zählt auch Novartis. Der Lokalrivale überraschte letztes Jahr mit Kymriah, einer völlig neuen Therapie gegen Blutkrebs: Ärzte entnehmen Patienten lebende Zellen, rüsten sie zu Krebskillern auf und geben sie zurück in die Blutbahn. Die Erfolge sind frappant: Ein Grossteil der Patienten war geheilt. Novartis will das Verfahren nun auf weitere Krebsarten ausweiten. In den USA stehen bereits 33 Zentren bereit.
Ist Krebs heilbar? Die Hoffnung keimt bei jedem medizinischen Durchbruch. Die Chancen, den Kampf gegen den Krebs zu gewinnen, steigt weltweit, wie eine neue internationale Studie zeigt. Der Schweizer Krebsforscher Thomas Cerny ist optimistisch, warnt aber auch vor übertriebenen Hoffnungen.
Ist Krebs heilbar? Die Hoffnung keimt bei jedem medizinischen Durchbruch. Die Chancen, den Kampf gegen den Krebs zu gewinnen, steigt weltweit, wie eine neue internationale Studie zeigt. Der Schweizer Krebsforscher Thomas Cerny ist optimistisch, warnt aber auch vor übertriebenen Hoffnungen.