1. Das Risiko wird behandelt wie die Krankheit an sich
Das Risiko, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, wird zunehmend wie die Krankheit selbst behandelt. Vor diesem Trend warnt Teppo Järvinen (42), Professor am Universitätsklinikum Helsinki im Fachmagazin «British Journal of Sports Medicine». Viele Gesunde würden damit zu Kranken erklärt und sinnlosen und teuren Therapien unterzogen.
2. Bedeutung von Prozent-Angaben falsch verstanden
Ein häufiger Grund ist, dass selbst Ärzte die Prozentangaben bei Krankheitsrisiken oft falsch verstehen. Aktuelles Beispiel: Die Warnung, dass Wurst das Krebsrisiko «um 18 Prozent» erhöhe. Gemeint ist damit aber nicht das Risiko, sondern der Anstieg. Wer täglich 50 Gramm Wurst isst, hat ein Krebsrisiko von 0,5 Prozent statt vorher 0,4 Prozent. Viele Krebs-Eingriffe wie Brust- oder Prostataentfernung basieren auf derartigen Risikowerten.
3. Empfehlungen zu weit gefasst
Daneben sind Empfehlungen oft so weit gefasst, dass fast alle Menschen darunterfallen. Allen, die zur Risikogruppe gehören, die sich innerhalb von zehn Jahren die Hüfte brechen, empfiehlt die Osteoporose-Stiftung der USA Medikamente. Würde das umgesetzt, müssten 90 Prozent der Frauen ab 75 Jahren Tabletten nehmen.
4. Natürliches Essen als Risiko
Ernährungsempfehlungen tönen oft ähnlich. Die aktuellen Cholesterin-Richtwerte erklärten praktisch alle Senioren zu Kranken, so Järvinen. Selbst die natürlichsten Lebensmittel wie Milch, Eier, Butter und Fleisch galten zeitweise als Gesundheitsrisiko. Hier zeigen neue Forschungen, dass diese Sorgen völlig übertrieben waren.