Wenn man beim Treppensteigen ins Schnaufen kommt, hat sich wohl schon manch einer gedacht, dass bei der eigenen Kondition noch Luft nach oben ist. Dass sich diese nicht vom einen auf den anderen Tag aufbauen lässt, sondern regelmässigem Training bedarf, ist klar. Meist ist es jedoch der innere Schweinehund, der uns dabei im Weg steht.
Im Interview mit Blick erzählt Dr. Walter O. Frey (63), Leiter seiner Praxis für Sportmedizin und Rehabilitation, welche Vorteile eine gute Kondition mit sich bringt und wie wichtig regelmässige Bewegung ist.
Blick: Das Wort Kondition wird schnell mal in den Raum geworfen, wenn es um Fitness geht. Was versteht man genau darunter?
Dr. Frey: Kondition ist der Oberbegriff für die körperliche Leistungsfähigkeit. Sie setzt sich aus den fünf Komponenten Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit zusammen.
Wie wichtig ist regelmässige Bewegung für die Kondition?
Bewegung ist das günstigste und effizienteste Medikament für unseren Bewegungsapparat. Allein schon regelmässige Bewegung im Sinne eines zügigen Gehens wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. 2000 Kalorien sollten pro Woche durch Bewegung und/oder Sport verbrannt werden. Etwas verständlicher ausgedrückt sind das 30 Minuten zügiges Gehen pro Tag. Besonders fit ist man dann noch nicht, aber mindestens gesund. Je mehr und intensiver die tägliche Bewegung, desto fitter und gesünder ist der Mensch.
Eine gute Kondition ist also direkt mit Gesundheit verbunden.
Bei einer guten Kondition profitiert der Mensch nicht nur von einer höheren körperlichen Leistungsfähigkeit. Häufig ist diese auch mit einer erhöhten psychischen Leistungsbereitschaft verbunden. Mit einer guten Kondition ist man aber nicht nur schneller auf dem Berg oben oder schneidet an Prüfungen besser ab, man ist auch grundsätzlich viel gesünder als der «Unfitte».
Welche Vorteile bringt eine gute Kondition sonst noch mit sich?
Wer eine besonders gute Kondition hat und regelmässig mehrmals pro Woche Sport betreibt, wird seltener krank, da sein Immunabwehrsystem resistenter ist. Er hat weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Selbst Krebserkrankungen sind je nach Krebsart sogar deutlich seltener. Zusammengezählt bedeutet dies ein höheres Alter bei besserer Lebensqualität.
Welche Tipps haben Sie für Personen, die ihre Kondition gerne verbessern würden?
Wer sich auch schon bald zu den langfristig Gesunden zählen möchte, muss Folgendes zu beachten:
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Beim Sporttreiben sollte Freude herrschen. Nur wer einen inneren positiven Kontakt zur gewählten Sportart besitzt, wird längerfristig auch dran bleiben. Überlegen Sie sich deshalb gut, wofür Sie sich entscheiden.
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Nehmen Sie sich am Anfang nicht zu viel vor, sondern bauen Sie in kleinen Portionen auf. Wer sich also als Ziel gesetzt hat, zehn Kilometer zu joggen, der beginnt mit wandern, streut sukzessive wenige Minuten Joggingstrecken mit ein, bis er nach zwei bis drei Monaten die ganzen zehn Kilometer durchrennen kann.
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Trainieren Sie vielseitig und fördern Sie gleichmässig alle fünf Grundfaktoren der Kondition – Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit. So beugen Sie den Nebenwirkungen vor, die sich in einseitigen schmerzhaften Fehl- und Überlastungen zeigen. Probieren Sie so zum Beispiel nach dem Schwimmen, wo primär Ausdauer und Kraft gefragt waren, auf dem Heimweg im Wald auf Baumstämmen zu balancieren, danach ein gutes Stretching und zum Schluss einige Känguru-Sprünge.