Wenn das Herz auf einmal viel schneller schlägt als gewohnt und man dies auch spürt, handelt es sich meist um Herzrasen. Ein Gefühl, das fast jeder schon mindestens einmal hatte. Doch die Hintergründe dieses Phänomens sind den meisten nicht bekannt.
Dr. Michael Klainguti (48) ist Facharzt für Kardiologie und Innere Medizin. Er erklärt Blick, was sich hinter Herzrasen verbirgt – und was man dagegen unternehmen kann.
Über 100 Schläge pro Minute
Laut Klainguti ist im allgemeinen Sprachgebrauch die Rede von Herzrasen, sobald man spürt, dass das Herz unnatürlich schnell schlägt. In der Medizin gilt ein beschleunigter Puls dann als Herzrasen, wenn dieser eine anhaltende Frequenz von über 100 Schlägen pro Minute erreicht, ohne dass ein Grund wie beispielsweise Freude, Aufregung oder Sport besteht.
«Teils beginnt das Herzrasen langsam und wird über die Zeit immer schneller und unangenehmer. In anderen Fällen fühlt es sich an, wie wenn das Herz von einem Moment auf den anderen anhaltend schnell schlägt», sagt der Kardiologe.
Herzrasen kann in jedem Alter vorkommen
Wer glaubt, Herzrasen sei nur im Alter ein Problem, liegt falsch. «Es kann in jedem Alter vorkommen», so Klainguti. Die Ursachen würden hingegen je nach Alter variieren. So seien bei älteren Menschen häufig Vorerkrankungen des Herzens, die durch einen hohen Blutdruck, verstopfte Arterien oder nicht gut funktionierende Herzklappen entstehen, das Problem.
Jüngere und sportliche Menschen leiden hingegen eher an Krankheiten wie dem Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom), wovon Herzrasen ein Teil ist. «Beim WPW-Syndrom verursachen ungewöhnliche Leitungsbahnen einen plötzlich auftretenden, anhaltend schnellen Puls», sagt der Facharzt.
Herzrasen kann jedoch unabhängig vom Alter auch durch Faktoren wie Angst, Stress oder hormonelle Veränderungen auftreten.
Ursachen sollten immer abgeklärt werden
«Während dem Herzrasen kann man sich hinlegen und versuchen, sich zu entspannen. Auch ein Glas eiskaltes Wasser zu trinken, kann Linderung verschaffen», rät der Experte. Oftmals sei Herzrasen nur von kurzer Dauer, danach gehe es einem schnell wieder besser. Sollte das Herzrasen jedoch anhalten und einem schwindlig werden, sollte man entweder den Hausarzt oder den Notfalldienst kontaktieren.
«Wenn das Herzrasen von alleine wieder abflaut, wäre der nächste Schritt die Suche nach dem Grund des Herzrasens», führt Klainguti an. Dann müsse abgeklärt werden, um was für eine Rhythmusstörung es sich handelt – ob Vorerkrankungen des Herzens bestehen oder andere Ursachen infrage kommen. «Je nach Art des Herzrasens braucht es eine Therapie, Medikamente oder – in seltenen Fällen – einen kathetertechnischen Eingriff.»
Ein ungewöhnlich schnell schlagendes Herz ist jedoch laut Klainguti nicht in jedem Fall mit Herzrasen gleichzusetzen: «Bei einem schnellen und unregelmässigem Herzschlag muss an ein Vorhofflimmern gedacht werden, welches unbehandelt zu einem Schlaganfall führen kann.» Er empfiehlt deshalb in jedem Fall von Herzrasen den Hausarzt aufzusuchen, damit Abklärungen gemacht werden können.