Vor fünf Jahren stolperte Tamara Golliez (59) bei der Suche nach einer Faltenbehandlung über Face Yoga. «Ich habe nach einer Methode gesucht, die auch ohne Chemie funktioniert und vor allem langfristig wirkt», erzählt die 59-Jährige Blick. Heute ist Golliez selbst Face-Yoga-Instruktorin.
Der Name der Gesichtsgymnastik ist kein Zufall: «Es hängt mit der Grundidee vom Yoga zusammen, die den Körper als ganzheitliches System ansieht», erklärt die Expertin. So sind beim Face Yoga nicht nur die Gesichtsmuskeln wichtig, sondern auch die gesamte Körpermuskulatur, die Körperhaltung und die Achtsamkeit.
Training ist nicht nur im Alter sinnvoll
Das Prinzip der Übungen ist simpel: «Wir haben im Gesicht über 43 Muskeln. Wenn man diese gut trainiert, sind sie straff und werden gut durchblutet.» Die Haut, die direkt mit der Gesichtsmuskulatur verbunden ist, wirkt so ebenfalls straffer und rosiger.
«Ich vergleiche das Gesicht immer gerne mit einem Bett. Die Matratze stellen dabei die Knochen dar, die man nicht verändern kann. Der Molton, der darauf aufliegt, steht für die Muskeln. Wenn der Molton, also die Muskeln, nicht straff und glatt aufliegen, kann auch das Leintuch – oder beim Gesicht die Haut – nicht glatt sein.»
Noch bevor sich erste Falten bilden, macht es laut Golliez Sinn, mit Face Yoga zu beginnen: «Im Alter fängt die Schwerkraft an, die Haut und die darunter liegenden Fettpolster immer mehr nach unten zu ziehen. Je früher man mit dem Training beginnt, desto besser ist der Muskel trainiert und auf diesen Effekt vorbereitet.»
Begleitetes Üben vermindert Fehlerrisiko
Wer sich für Face Yoga interessiert, dem empfiehlt die Expertin stets ein begleitetes Training, statt mit Büchern zu arbeiten. «Das Risiko, dass man alleine Fehler macht und nicht genau weiss, welchen Muskel man bearbeiten muss, ist relativ gross.»
Jede Lektion wird laut der Gesichtsyoga-Expertin individuell auf die Bedürfnisse des Kunden angepasst. Bei mir stehen die Wangen und Kinnpartie im Fokus. Es ist zuerst ein gewöhnungsbedürftiges Gefühl, als wir mit den Übungen beginnen – ich muss zwischendurch schmunzeln. Nach zwei Aufwärmübungen für Oberkörper und Gesicht geht es weiter mit dem eigentlichen Training: Während 45 Minuten macht die Expertin sieben Übungen mit mir, die meinen Bedürfnissen entsprechen. Sie leitet mich Schritt für Schritt durch die Bewegung, damit ich auch den richtigen Muskel trainiere.
Nach der Lektion sind die Muskeln, die angestrengt wurden, deutlich spürbar und es kribbelt leicht in meinem Gesicht. Für einen sichtbaren Erfolg empfiehlt die Instruktorin ein tägliches Training mit drei bis vier Übungen. «Dies muss jedoch nicht zeitaufwendig sein. Viele der Übungen können unter der Dusche, im Auto oder beim Kochen gemacht werden», so Golliez.
Strahlendes Lächeln: Legen Sie Ihre Ringfinger mittig auf die Wangenknochen und ziehen Sie Ihre Wangenmuskeln bewusst bis zu den Fingern hoch. Das hilft, die Mundwinkel dauerhaft anzuheben.
Sanftes Entgiften: Massieren Sie die Stelle zwischen Ohr und Kinn mit dem Ringfinger leicht in Kreisen und streichen Sie dann am Hals herunter. Das lindert Schwellungen und transportiert Schadstoffe ab.
Grosse Augen: Ziehen Sie mit Daumen und Zeigefinger Ihre Ringmuskeln nach aussen und kneifen Sie die Augen zusammen. Die Augen werden grösser, da der Muskel wieder arbeiten muss.
Auch Alltagstricks helfen
Neben den spezifischen Übungen, gibt es auch alltägliche Dinge, die man beachten kann und sich allenfalls abgewöhnen sollte.
Bei der Gesichtspflege: Die meisten Leute sind es gewohnt, sowohl beim Waschen als auch beim Eincremen des Gesichts Abwärtsbewegungen zu machen. Laut der Expertin würde so der Effekt der Schwerkraft nur verstärkt. Achten Sie beim Auftragen von jeglichen Produkten im Gesicht stattdessen darauf, immer Aufwärtsbewegungen zu machen. So wirken Sie der Schwerkraft entgegen.
Am Computer: Vor allem in Zeiten von Homeoffice verbringen wir viel Zeit vor dem Computer. Bei vielen Leuten ist es so, dass sie diesen auf einer eher tiefen Oberfläche stehen haben. Wenn wir also den ganzen Tag nach unten schauen, entsteht mit der Zeit eine Art Doppelkinn, weil die Haut unter dem Kinn zu hängen beginnt. Stellen Sie Ihren Computer deshalb lieber auf einer höheren Stelle ab.
Am Handy: Auch beim Mobiltelefon haben wir die Tendenz stets nach unten zu schauen. Da der Muskel so nicht arbeitet, wird er immer fauler und auch die Haut beginnt zu hängen. Versuchen Sie stattdessen, das Handy auf Augenhöhe oder gar etwas weiter oben zu halten.
Brille anziehen: Personen, die nicht unbedingt eine Brille brauchen, um etwas zu sehen und deshalb keine tragen, tendieren oft dazu, die Stirn zu runzeln, da die Augen trotzdem angestrengt sind. Dasselbe passiert, wenn man bei starkem Sonnenschein keine Sonnenbrille anzieht und es blendet. Gönnen Sie deshalb Ihren Augen und Ihrer Stirnfalte etwas Entspannung und tragen Sie, wenn nötig, eine Brille.