Europäer sterben früher
Warum die Schweizer länger leben

Einer neuen Studie zufolge haben Europäer eine geringere Lebenserwartung als noch vor ein paar Jahren. Die Schweiz steht im Vergleich besser da. Ein Experte erklärt, warum.
Publiziert: 20.02.2025 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2025 um 18:23 Uhr
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Die Lebenserwartung in Europa ist gesunken, wie eine neue britische Studie zeigt, die im Fachmagazin «The Lancet Public Health» veröffentlicht wurde.
Foto: imago images/Future Image

Auf einen Blick

  • Lebenserwartung in Europa steig seit 2011 langsamer aufgrund verschiedener Faktoren
  • Die Schweiz hat jedoch immer noch die höchste Lebenserwartung
  • Gesunder Lebensstil und Prävention können Lebenserwartung positiv beeinflussen
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Sandra MarschnerPraktikantin News-Desk

Lange stieg die Lebenserwartung in Europa von Jahr zu Jahr stetig an. Fortschritte im öffentlichen Gesundheitswesen und der Medizin begünstigten diesen Trend. Doch ab 2011 begann sich der konstante Anstieg zu verlangsamen.

Dieses Ergebnis präsentierten Forschende kürzlich in einer Studie der britischen University of East Anglia im Fachmagazin «The Lancet Public Health». Sie stützten sich auf Daten der «Global Burden of Disease»-Studie (GBD), der umfassendsten Analyse globaler Gesundheitsverluste über verschiedene Zeiträume.

Corona-Pandemie sorgt für Knick in der Statistik

Die Studie analysiert, wie sich Lebenserwartung, Todesursachen und Gesundheitsrisiken in 16 europäischen Ländern von 1990 bis 2021 verändert haben. Sie betrachtet drei Zeitabschnitte.

Bis 2011 stieg die Lebenserwartung in Europa stetig. Durch medizinische Fortschritte gingen die Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zurück. Doch ab 2011 kehrte sich der Trend um: Die Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen stieg wieder an, das Wachstum der Lebenserwartung verlangsamte sich. Zwischen 2019 und 2021 sank die Lebenserwartung, im Schnitt um 0,18 Jahre. Der Hauptgrund: die Corona-Pandemie.

Die Schweiz hat die höchste Lebenserwartung

Die Schweiz ist nicht Teil der neuen Studie. Nach Daten der GBD-Studie stieg die Lebenserwartung hierzulande von 1990 bis 2021 um sieben Jahre. Sie nimmt weiterhin leicht zu. «Die Schweiz besitzt eine erstaunlich hohe Lebenserwartung, die höchste im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern», wie Simon Wieser, Professor für Health Economics und Leiter des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie an der ZHAW, erläutert.

Zwischen 2019 und 2021 sank die Lebenserwartung in den untersuchten Ländern – mit Ausnahme von Irland, Island, Schweden, Norwegen und Dänemark. Dort verbesserte sich die Lebenserwartung im kleinen Mass. Grossbritannien schnitt am schlechtesten ab. Dies könne auf die «umfangreichen Mittelkürzungen in den Bereichen Gesundheit, Sozialfürsorge und Wohlfahrt des Staates seit 2010» zurückgeführt werden, heisst es in der Studie.

Was machen die Schweizer besser?

Doch warum setzt sich die Schweiz im Vergleich zum restlichen Europa an die Spitze? Experte Wieser nennt zwei Gründe: «Erstens den Lebensstil. Die Schweizerinnen und Schweizer rauchen weniger – besonders die Männer – und treiben mehr Sport. Zum anderen ist das Gesundheitswesen in der Schweiz sehr gut. Präventionsmassnahmen wie Blutdrucksenker und Lipidsenker verringern das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich.»

Übergewicht sei in der Schweiz ebenso ein gesundheitlicher Risikofaktor, jedoch im Vergleich zu Ländern wie Grossbritannien und Deutschland in wesentlich geringerem Ausmass, so Wieser. Der Vergleich der Lebenserwartungen offenbart: Die Schweiz geht mit gutem Beispiel voran. Insbesondere die skandinavischen Länder folgen hier. 

Um die eigene Lebenserwartung zu verbessern, empfiehlt Professor Wieser einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichender Bewegung, ohne Rauchen und mit möglichst wenig Alkohol. Er betont: «Bei manchen Krankheiten, etwa vielen Krebserkrankungen, ist die Gesundheit eine Frage des Glücks. Gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann man jedoch gut mit seinem persönlichen Lebensstil entgegenwirken.»

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