Bücher verfügen über die Fähigkeit, uns in die Vergangenheit zu entführen. Sie können bereits Geschehenes wiederaufleben lassen und nehmen uns mit auf eine Reise zu den Heldinnen und Helden von einst. Hexenverfolgungen, Königsären, Revolutionen – Historienromane haben spannende Themen zu bieten. Wer sich diesem Genre hingibt, lernt auch immer etwas Wertvolles über andere Zeitalter, sollte sich aber bewusst sein, dass die Erzählungen für gewöhnlich fiktiv sind – inspiriert von historischen Ereignissen oder realen Persönlichkeiten, steht wissenschaftliche Genauigkeit zudem meistens aussen vor.
Historienromane sind nicht jedermanns Sache. Wer sich gern in dieser Art von Büchern verliert, sollte zu diesen sieben Exemplaren greifen, die so spannend sind, dass wir sie gar nicht mehr zur Seite legen, sondern in einem Zug durchlesen wollen.
Buch-Tipp 1: «Die Nachtigall» (2015) von Kristin Hannah
Zwei Schwestern im besetzten Frankreich während des Zweiten Weltkriegs: Vianne und Isabelle gehen in dieser schweren Zeit ganz unterschiedliche Wege. Die ältere der beiden, Vianne, sieht sich vor schwierigen Entscheidungen, während ihr Mann in den Krieg ziehen muss. Vianne bleibt mit ihrer kleinen Tochter zurück und muss ums Überleben kämpfen. Derweil schliesst sich Isabelle dem französischen Widerstand an. Sie wird ein aktiver Bestandteil der Résistance und sucht auf einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen nach der Freiheit. Immer wieder stellt sich im Werk von Kristin Hannah (61) die Frage: Was ist alles erlaubt im Kampf ums Überleben? Eine emotionale Geschichte, die für Gänsehautmomente sorgt und bis tief ins Herz berührt.
Buch-Tipp 2: «Tausend strahlende Sonnen» (2007) von Khaled Hosseini
Eine kraftvoll und mit viel Gefühl erzählte Geschichte über zwei Frauen in Afghanistan, deren Schicksalsstränge auf tragische Weise verwebt werden. Mariam und Laila erwartet dieselbe Fügung: Beide werden mit dem Schuhmacher Raschid verheiratet. Mariam stammt aus der Provinz und ist bei der Eheschliessung erst 15, ihr Zukünftiger 30 Jahre älter. Als Jahre später Lailas Familie bei einem Bombenangriff ums Leben kommt, wird sie die Zweitfrau von Raschid. Zu Beginn herrscht Misstrauen zwischen den beiden Frauen, bis sie sich verbünden und gemeinsam zu fliehen versuchen. Ein zutiefst berührender Einblick in eine andere Welt, die Khaled Hosseini (57) lebhaft vor dem inneren Auge erscheinen lässt.
Buch-Tipp 3: «Die Champagner Fürstin» (2005) von Katryn Berlinger
Jeanne Pommery trotzt 1858 in Reims allen Stereotypen und übernimmt die Führung des Unternehmens ihres verstorbenen Mannes. Die Witwe steigt in den Weinhandel ein und lässt sich wohl wissend mutig auf all die Herausforderungen ein, die es in der Männerdomäne zu finden gibt. Zur Seite steht ihr Barbe-Nicole Clicquot, der es nach dem Tod ihres Mannes gelang, ein Weltimperium in der Weinbranche zu schaffen. Eine starke Freundschaft entsteht, aus der Jeanne viel lernt und mitnimmt. Währenddessen erschweren ihr Krieg und Aufstände die Umsetzung ihres Lebenswerks. Spannende Erzählung über zwei starke und furchtlose Frauen, die ihrer Zeit voraus waren.
Buch-Tipp 4: «Die Vermessung der Welt» (2005) von Daniel Kehlmann
Eine Doppelbiografie über zwei Genies ihrer Zeit: Daniel Kehlmann (47) berichtet abwechselnd die Geschichte des Mathematikers und Astronomen Carl Friedrich Gauss sowie des Landvermessers Alexander von Humboldt. Die beiden begegnen sich 1828 in Berlin, nachdem die Erlebnisse beider erzählt wurden. Während Gauss das Heimische schätzt und von Göttingen aus beweist, dass sich der Raum krümmt, macht sich Humboldt auf, um die Welt zu entdecken. Vom Urwald in die Steppe bis hin zu Vulkanen – der Abenteurer erlebt Ungewöhnliches. Kehlmann erzählt humorvoll und auf brillante Weise die Geschichte über zwei grosse Männer, die Teil an der Vermessung der Welt hatten, sich unterwegs aber immer wieder ihren Sehnsüchten und Schwächen stellen mussten.
Buch-Tipp 5: «Das Mädchen mit dem Perlenohrring» (1999) von Tracy Chevalier
Die fiktive Geschichte um die Entstehung des Gemäldes «Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge» von Jan Vermeer: 1665 zieht die junge Griet in Delft als Magd ins Haus des niederländischen Malers. Es herrscht eine spürbare Anziehungskraft zwischen den beiden, die bei Vermeers Gattin Eifersucht auslöst. Griet wird zur Muse des bekannten Malers, der sie schliesslich mit den Perlenohrringen seiner Frau porträtiert. Alles endet in einer Katastrophe, worunter Griet stark zu leiden hat. 2003 erschien die gleichnamige und für den Oscar nominierten Verfilmung mit Scarlett Johansson (37) und Colin Firth (61) in den Hauptrollen.
Buch-Tipp 6: «Die Päpstin» (1996) von Donna Woolfolk Cross
Johanna ist eine Ausnahme: Sie lebt im Frankreich des 9. Jahrhunderts und kann lesen, ist gebildet und darf eine heilkundliche Ausbildung machen. All das bleibt Frauen zu ihrer Zeit für gewöhnlich verwehrt. Weil Johanna weiss, dass sie als Frau wohl kaum Erfolg haben kann – trotz ihres Wissens –, verkleidet sie sich kurzerhand als Mann und begibt sich erst ins Kloster Fulda, dann zieht sie nach Rom. Dort gelingt es ihr, Leibarzt des Papstes zu werden, worauf das Unmögliche passiert: Johanna wird selbst zum Papst gewählt. Eine mutige Frau, die ihre Ziele vor Augen hat und alles dafür gibt, sie auch zu erreichen, obwohl sie sich dabei in grosse Gefahr begibt.
Buch-Tipp 7: «Der Medicus» (1986) von Noah Gordon
Mit Liebe zum Detail beschreibt Noah Gordon (1926–2021) in der «Medicus»-Trilogie die Reise des Waisenjungen Rob. Im 2. Jahrhundert wird dieser zum Schützling eines Bader-Chirurgen, während er seine Gabe entdeckt, Leid und Schmerzen der Menschen durch reine Berührung zu erkennen. Immer seine Berufung als Arzt und Heiler vor Augen, zieht es Rob weiter ins ferne Isfahan, die einstige Hauptstadt Persiens. Dort unterrichtet Avicenna, der wohl berühmteste Arzt seiner Zeit. Unterwegs sieht sich der britische Junge immer wieder mit grossen Herausforderungen konfrontiert: Hunger, Pest und Überfälle verfolgen ihn.