Herr und Frau Schweizer verreisen mit dem Zug
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Interrail wird immer beliebter:Herr und Frau Schweizer verreisen mit dem Zug

Wir haben den passenden Lesestoff für Ferienreisen im Zug
Die Bahn bringt uns zum Lesen

Haben Sie Flugscham, scheuen sich aber vor einer langen Eisenbahnfahrt ans Feriendomizil? Kein Problem, wir haben Ihnen das dicke Buch, das Ihre Zugreisezeit perfekt ausfüllt.
Publiziert: 06.07.2019 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2019 um 14:42 Uhr
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Nach Berlin – 416 Seiten für 8 h 2 min: Wenn ein Arzt etwas schreibt, muss es nicht nur ein kurzes Rezept sein. Manchmal erwächst daraus ein dickes Buch, das gleich gut wirkt wie ein Medikament. Bela B Felsenheimer (56), der Schlagzeuger der Berliner Punkrocker Die Ärzte, hat dieses Jahr seinen Debütroman veröffentlicht, der in einem fiktiven Ort nördlich der deutschen Hauptstadt spielt. Eine abgefahrene Story, in der es um fliegende Menschen geht. Bela B Felsenheimer: «Scharnow», Heyne
Daniel Arnet

Zwölf europäischen Eisenbahnziele von Olten aus, dem Zentrum des Schweizer Bahnnetzes. Die Stunden und Minuten geben jeweils die Reisedauer bis zum Ziel an. Bemessungsgrundlage für das Buch mit der passenden Seitenzahl ist, dass ein durchschnittlicher Leser in zwölf Minuten rund zehn Seiten liest. Wir wünschen Ihnen eine kurzweilige Fahrt in die Ferien mit unserem Lesetipp!

Bela B Felsenheimer: «Scharnow», Heyne

Nach Berlin – 416 Seiten für 8 h 2 min: Wenn ein Arzt etwas schreibt, muss es nicht nur ein kurzes Rezept sein. Manchmal erwächst daraus ein dickes Buch, das gleich gut wirkt wie ein Medikament. Bela B Felsenheimer (56), der Schlagzeuger der Berliner Punkrocker Die Ärzte, hat dieses Jahr seinen Debütroman veröffentlicht, der in einem fiktiven Ort nördlich der deutschen Hauptstadt spielt. Eine abgefahrene Story, in der es um fliegende Menschen geht.

Nach Bordeaux – 288 Seiten für 6 h 51 min: Wer nach Bordeaux reist, mitten ins bedeutendste Weinanbaugebiet der Welt, sollte ein bisschen was von Önologie verstehen. Für Einsteiger wie für Fortgeschrittene ist diese süffige Lektüre des gebürtigen Kanadiers Justin Leone (38) exakt das Richtige. Der Sohn einer Engländerin und eines Italieners verspricht «Weinwissen ohne Bullshit». Und tatsächlich ist der Text des ausgezeichneten Sommeliers sehr zugänglich.

Harry Rowohlt: «Und tschüs», Kein & Aber

Nach Hamburg – 352 Seiten für 7 h 22 min: Was der Hamburger Autor und Vortragskünstler Harry Rowohlt (1945–2015) aufs Blatt tippte, hatte Schmiss und haute einen in seiner Vollendung aus den Socken. Von wem sonst könnte man einen Erzählband mit nicht weggeschmissenen Briefen veröffentlichen? Wenn man in Hamburg ankommt, kann man das fertig gelesene Briefbuch an einen Freund schicken – als Gruss aus den Ferien. 

Elif Shafak: «Unerhörte Stimmen», Kein & Aber

Nach London – 400 Seiten für 7 h 59 min: Der Roman einer türkischstämmigen Autorin für die Zugreise nach London? Ja, denn Elif Shafak (47) lebt in der englischen Metropole. In ihrem neuesten Werk erzählt sie von einer Prostituierten in Istanbul und beginnt mit deren Ende: «Ihr Name war Leila.» Leila wurde ermordet. Der Roman ist ein Denkmal für Randständige und ein Mahnmal gegen die politischen Zustände in der Türkei.

Miguel de Cervantes: «Don Quijote», dtv

Madrid retour – 1488 Seiten für 28 h 22 min: Er ist der Roman der Romane – die Geschichte des spanischen Ritters Don Quijote und seines treuen Begleiters Sancho Panza. Wie der Titelheld vergeblich gegen Windmühlen ankämpft, haben viele erfolglos dieses Riesenwerk in Angriff genommen. Die Reise nach Madrid, Cervantes' (1547–1616) Arbeits- und Todesort, ist die Gelegenheit für diese Lektüre. Der Lesestoff ist so umfangreich, er reicht für die Rückreise.

Pierre Martin: «Madame le Commissaire und der tote Liebhaber», Knaur

Nach Marseille – 352 Seiten für 6 h 19 min: Lavendelduft und Zikadengezirpe wiegen das fiktive Provence-Dorf Fragolin in den Sommerschlummer – bis der Mord an Bürgermeister Thierry den Ort aufschreckt. Doch keine Angst: Wenn der Zug in Marseille einfährt, ist der sechste Fall von Kommissarin Isabelle Bonnet aus der Feder des unter Pseudonym schreibenden Pierre Martin gelöst, und man kann die Ruhe von Südfrankreich geniessen. Thomas Hürlimann: «Heimkehr», S. Fischer

Nach Neapel – 528 Seiten für 9 h 30 min: Ein Autounfall in einem Schweizer Bergtal, bei dem der Fahrer das Bewusstsein verliert und danach in einem Hotel in Sizilien wieder aufwacht – so einfach sollte Reisen manchmal sein. Aber mit der Lektüre des neuesten Romans des Schweizer Schriftstellers Thomas Hürlimann (68) vergeht die Zugfahrt nach Neapel auch wie im Traum. Und man hat danach keine Narbe an der Schläfe wie die Hauptfigur im Buch. 

Thomas Harris: «Hannibal Rising», Heyne

Nach Rom – 352 Seiten für 7 h 34 min: «Hannibal ante portas!»: Der karthagische Heerführer stand 211 v. Chr. vor den Toren der Ewigen Stadt. Gewiss, der Hannibal des US-Autors Thomas Harris (79) hat wenig mit der historischen Figur gemein. Doch die Story über die Kindheit des Psychopathen aus «Das Schweigen der Lämmer» lässt einen das Blut gefrieren, sodass man gern in Roma Termini aussteigt und die dortige Hitze durchaus schätzt. 

Herman Melville: «Moby Dick», dtv

Nach Stockholm – 1048 Seiten für 22 h 17 min: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg (16) machte es für ihren Auftritt am WEF 2019 in Davos GR vor: Sie reiste mit dem Zug an. Wir tun es ihr gleich und sind fast einen Tag in ihre Heimat nach Stockholm unterwegs. Aber die Reise an die Ostsee kommt uns gar nicht lange vor, denn im Gepäck haben wir den dicken Wal-Roman von Herman Melville, der am 1. August vor genau 200 Jahren in New York zur Welt kam. 

 Jaroslav Hašek: «Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk», Anaconda

Nach Warschau – 800 Seiten für 17 h 58 min: Als «HD Läppli» hat Schauspieler Alfred Rasser (1907–1977) diesen Schelmenroman für den Schweizer Film adaptiert. Doch auf der Fahrt nach Warschau lesen wir das Original des tschechischen Autors Jaroslav Hašek (1883–1923). Und wer die etwas längere Zugreise über Wien wählt, fährt durch seine Heimat. Da hat man genug Zeit, neben der Lektüre noch ein wenig aus dem Fenster zu schauen. 

Ian McEwan: «Maschinen wie ich», Diogenes

Nach Wien – 416 Seiten für 8 h 31 min: Der Rail Jet nach Wien hat eine menschliche Fähigkeit: Wenn die Lokomotive losfährt, spielt sie die Tonleiter hoch. In einem solchen Zug ist die Geschichte über eine menschenähnliche Maschine gerade richtig. Diese Vision ist der neueste Roman des Briten Ian McEwan (71). Wenn man in Wien aussteigt, ist man dann froh, dass die Lokomotive nicht wie ein Mensch aussieht. 

Joël Dicker: «Das Verschwinden der Stephanie Mailer», Piper

Nach Zagreb – 672 Seiten für 14 h 5 min: Der Westschweizer Schriftsteller heisst nicht bloss Dicker (34), er schreibt auch ebensolche Romane. Momentan reden alle über den neuesten Wälzer des Bestsellerautors – nach «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» ein neuer Krimi, der an der US-Ostküste spielt. Auf der Reise nach Kroatien reicht die Zeit, damit man am Ziel aussteigen und über das Buch mitreden kann. 

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