Viele Grosseltern übernehmen die Kinderbetreuung und nehmen somit einen grossen Teil im Leben ihrer Enkelkinder ein. Für das Wohlbefinden der Kinder ist ein gutes Verhältnis zu den Grosseltern wichtig. Doch nicht nur ein gutes Verhältnis zwischen Kindern und Grosseltern ist ausschlaggebend. «Die Grosseltern sollten auch eine gute Beziehung zu ihren erwachsenen Kindern pflegen, da Konflikte mit der Elterngeneration den Aufbau einer guten Grosseltern-Enkelkind-Beziehung stören», erklärt Prof. Dr. François Höpflinger, Alters- und Generationenforscher.
Wie verhalten sich Grosseltern richtig?
Das Beziehungsgefüge ist laut Höpflinger häufig am besten, wenn Grosseltern im Umgang mit den Enkelkindern das Prinzip von Engagement ohne Einmischung einhalten. «Man engagiert sich und pflegt eine gute Beziehung, mischt sich aber nicht zu stark in das Leben der jungen Familie ein», erläutert der Experte.
Wenn es um Enkelkindbetreuung geht, sollten Grosseltern aber auch ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen frühzeitig einbringen und mit der Elterngeneration besprechen. «Wer sich zur Enkelkindbetreuung gezwungen sieht, wird langfristig kaum eine gute Beziehung zur nachkommenden Generation aufbauen können», weiss Höpflinger.
Mit dem Generationenunterschied umgehen
Die Beziehung zu den Enkelkindern verändert sich mit dem Alter. Gute Grosseltern wachsen laut Höpflinger mit den Enkelkindern mit. Im Kleinkindalter beliebte Spiele oder Geschichten verlieren bei Enkelkindern im Teenageralter an Attraktivität. «Dass Enkelkinder anders denken und handeln, als die Grosseltern selbst während ihrer Kindheit oder früher die eigenen Kinder, ist grundsätzlich zu akzeptieren», so Höpflinger.
Gute Grosseltern zeichnen sich auch durch eine allgemeine Offenheit für neue Entwicklungen aus. Sie zeigen Interesse an den jungen Menschen und sind bereit, nicht nur ihre eigenen Erfahrungen und ihr eigenes Wissen weiterzugeben, sondern auch Neues von ihren Enkelkindern zu lernen, zum Beispiel im Umgang mit digitalen Mitteln oder neuen Musikstilen.
Wie weit darf man die Enkelkinder verwöhnen?
Grosseltern dürfen laut Höpflinger durchaus etwas grosszügiger und verwöhnender sein als die Eltern, da sie ja an und für sich keine Erziehungsverantwortung haben. «Zu viel des Guten wird es, wenn Grosseltern Geschenke gezielt einsetzen, um Enkelkinder gegen ihre Eltern aufzubringen oder um im Wettbewerb um die Gunst eines Enkelkindes gegenüber den anderen Grosseltern zu punkten», erklärt der Experte. Problematisch sei auch, wenn nur ein Lieblingsenkel verwöhnt wird und die anderen Enkelkinder vernachlässigt werden.
Wichtige Werte für Kinder und Jugendliche
Von den Grosseltern werden einige Werthaltungen zum Beispiel zu Familie, Kultur oder Religion an die Enkelkinder vermittelt. Der wichtigste Wert, den engagierte Grosseltern für Kinder und Jugendliche bieten, liegt laut Höpflinger aber auf einer ganz anderen Ebene: sich Zeit zu nehmen. Heutzutage sind Mütter und Väter beruflich stark engagiert.
In dieser hektischen Gesellschaft liegt der Wert von Grosseltern immer mehr darin, dass sie jenseits von Schul- und Berufsstress stehen. «Damit können sie Kindern und Jugendlichen etwas bieten, was mangelhaft wurde: Zeit, Gelassenheit und eine soziale Beziehung, die sich ausserhalb von Zeitdruck und Stress bewegt», sagt der Experte.