Auf einen Blick
- Fremdeln ist natürliche Entwicklung: Kind unterscheidet zwischen Vertrautem und Fremdem
- Eltern sollten Ängste ernst nehmen und Geduld zeigen
- Fremdeln beginnt oft ab dem 8. Monat und kann bis ins 2. Lebensjahr anhalten
Es war alles gut: Dein Kleines hat sich bei Besuchen auf den Arm nehmen lassen, den Grosseltern glücklich zugewunken und auf dem Spielplatz gestrahlt. Doch plötzlich ist alles anders: Das einst so fröhliche Kind klammert sich an dich, versteckt sich hinter deinen Beinen und will nichts von anderen Menschen wissen? Keine Panik! Dieses Verhalten, das «Fremdeln» genannt wird, ist ein ganz natürlicher Teil der Entwicklung. Hier erfährst du, wie du dein Kind in dieser Phase unterstützen kannst.
Was ist Fremdeln überhaupt?
Wenn dein Kind plötzlich skeptisch oder sogar ängstlich auf andere Menschen reagiert, zeigt es damit, dass es einen wichtigen Entwicklungsschritt macht: Es lernt, zwischen Vertrautem und Fremdem zu unterscheiden. Das ist gut so, denn dieser Schutzmechanismus gehört zum Grosswerden dazu.
Fremdeln beginnt oft ab dem 8. Monat und kann bis ins 2. Lebensjahr anhalten – manchmal auch länger. Wie stark dein Kind fremdelt, hängt von seiner Persönlichkeit, aber auch von der Situation ab. Nach einer unruhigen Nacht oder bei einer Erkältung kann die Unsicherheit zum Beispiel grösser sein.
11 Tipps, die deinem Kind helfen
Ernstnehmen statt belächeln
Wenn dein Kind fremdelt, ist das kein «schlechtes Benehmen», sondern eine Schutzreaktion. Nimm die Ängste ernst, statt sie herunterzuspielen. Dein Nachwuchs braucht jetzt deinen Rückhalt, keine spitzen Bemerkungen.
Geduld zeigen
Dein Kind braucht Zeit, um sich an neue Gesichter zu gewöhnen. Lass es in seinem Tempo auf andere zugehen – ohne Druck.
Nähe bieten
Wenn die Tante oder der Onkel kommt und dein Kind sich sofort an dich klammert, lass es. Deine Nähe gibt Sicherheit. Ein sanftes Streicheln oder ein Platz auf deinem Schoss wirken oft Wunder.
Besuche vorbereiten
Sag deinem Kind vorher, wer zu Besuch kommt, und erzähl, wie nett die Person ist. Das gibt ein Gefühl von Kontrolle und nimmt die erste Scheu.
Lautstarke Annäherung vermeiden
Bitte deine Gäste, deinem Kind nicht sofort zu nahe zu kommen oder es gar zu umarmen. Ein ruhiger, zurückhaltender Umgang zeigt deinem Kleinen, dass es entscheiden darf, wann es sich öffnet.
Keine Vergleiche ziehen
Sätze wie «Deine Cousine hat die Tante auch umarmt» sind keine gute Idee. Sie setzen dein Kind nur unter Druck und kratzen am Selbstbewusstsein.
Hör auf deinen Instinkt
Gut gemeinte Ratschläge wie «Das Kind muss das doch lernen...» kannst du getrost ignorieren. Du kennst dein Kind am besten und weisst, was es braucht.
Der T-Shirt-Trick
Der Geruch von Mama oder Papa beruhigt. Nimm bei Besuchen ein getragenes Shirt mit, das dein Kind als Trostspender nutzen kann.
Ausgeschlafen und satt ist besser
Hungrig oder müde fremdelt jedes Kind stärker. Achte darauf, dass dein Kind fit und entspannt ist, bevor es auf neue Leute trifft.
Vertrauen langsam aufbauen
Ob in der Kita oder mit dem Babysitting – lass deinem Kind Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Starte mit kurzen Trennungen, die langsam länger werden.
Dein Verhalten zählt
Dein Kind spürt, wie du über andere denkst. Bist du entspannt und freundlich, gibt das Sicherheit. Zeigst du Stress, überträgt sich das ebenfalls.
Fazit: Alles halb so wild! Fremdeln ist keine Katastrophe, sondern ein Zeichen dafür, dass dein Kind wächst. Mit Geduld, Einfühlungsvermögen und ein paar kleinen Tricks meisterst du diese Phase der Entwicklung locker – und stärkst ganz nebenbei die Bindung zu deinem Kind.