Feriendilemma
Sollten Kinder in den Schulferien lernen?

Endlich Ferien: Endlos Zeit zum Entspannen oder doch ein bisschen lernen? Experten sind sich einig: Erholung ist wichtig für Kinder und Jugendliche. Aber sollte der Nachwuchs nicht lieber doch mal in die Bücher schauen? Wir haben nachgefragt.
Publiziert: 20.12.2024 um 17:32 Uhr
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Vielleicht geht das Gelernte gar vergessen, wenn die Ferien zu lang sind und nicht geübt wird?
Foto: Unsplash / Markus Spiske

Auf einen Blick

  • Schulferien sind wichtig für die Erholung, aber Lernen kann sinnvoll sein
  • Experten empfehlen, Schulstoff zu wiederholen bei grösseren Lerndefiziten
  • Lernzeit sollte man in den Ferien auf etwa 15 Minuten täglich beschränken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Hausaufgaben, Prüfungen und oft auch Nachhilfeunterricht: Der Schulalltag ist für Kinder und Jugendliche ganz schön stressig. Kein Wunder, stellen die Ferien eine willkommene Pause dar. Meist freuen sich Nachwuchs und Eltern gleichermassen auf eine entspannte Zeit, die weniger durchgetaktet ist. 

Doch nach einigen Tagen, die wahlweise mit Festtagsessen, Faulenzen, der Gamekonsole oder Abenteuern gefüllt waren, geraten viele Eltern ins Grübeln. Wäre es eventuell doch sinnvoll, wenn der Schulstoff repetiert wird? Sollte das Kind bereits aufs kommende Semester vorbereitet werden? Bei Kindern stossen solche Ideen natürlich kaum auf Begeisterung. Was tun?

Erholung ist nötig, um Energie zu tanken

Die meisten Experten sind sich einig: Ferien sind auch für Schülerinnen und Schüler zum Entspannen und Erholen da. So sagt etwa die Berliner Lehrerin Viola Patricia Herrmann gegenüber leben-und-erziehen.de: «Schulkinder brauchen vor allem Erholung in den Ferien, um ihre Akkus wieder aufzuladen.» Je entspannter die Kinder aus den Ferien in den Unterricht zurückkehren, umso besser können sie sich konzentrieren. Ganz ähnlich tönt es bei Fabian Grolimund, Psychologe und Lehrbeauftragter an der Universität Fribourg im Gespräch mit familienleben.ch: «Ferien sind eine Zeit der Entspannung und Erholung, auf die Kinder angewiesen sind.»

Zudem geben beide Experten zu bedenken, dass Kinder in den Ferien auch dann lernen, wenn sie sich nicht dem Schulstoff widmen – einfach andere Dinge, die für ihre Entwicklung jedoch ebenfalls wichtig sind. Zum Beispiel, die Natur aufmerksam zu beobachten, zum ersten Mal im Meer zu schwimmen oder sich an einem fremden Ort mit neuen Spielgefährten anzufreunden. Das hilft ihnen vielleicht nicht im nächsten Schuljahr, aber von diesen Erfahrungen können sie in ihrem weiteren Leben zehren. 

Repetieren verschafft Sicherheit

Trotzdem ist es oft nicht ganz verkehrt, den Schulstoff in den Ferien nicht komplett zu ignorieren. Besonders dann, wenn ein Kind grössere Defizite hat und nur mit Biegen und Brechen das vergangene Schuljahr geschafft hat, oder wenn es länger krank war und dadurch viel Unterrichtsstoff versäumt hat. Generell können Ferien laut Fabian Grolimund durchaus dazu genutzt werden, den aktuellen Wissensstand aufrechtzuerhalten und Dinge, die das Kind noch nicht beherrscht, zu repetieren. Jedoch sollte das Lernen in den Ferien keine Strafe für ein schlechtes Zeugnis sein. 

Weiter sollte das Lernen den Kindern auf keinen Fall die Ferien verderben, sondern ihnen im besten Fall Spass machen und Sicherheit fürs kommende Schuljahr vermitteln. Dies gelingt etwa, indem die Lernzeit beschränkt wird (zum Beispiel auf eine Viertelstunde Rechnen nach dem Mittagessen) und andere Freizeitaktivitäten dadurch nicht zu kurz kommen. Das Ferien-Feeling sollte den Kindern nicht genommen werden.

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