Für Sie degustiert: Bolgheri
Caccia al piano: Die Flachjagd nach Weinqualität

Ich liebe Bolgheri! Aber nicht nur wegen Ornellaia und Konsorten. Sondern auch wegen der vielfältigen Geschichten und den Kleinen, die mitschwimmen. Hier drei Beispiele. Und neue Jahrgänge der Arrivierten.
Publiziert: 25.02.2022 um 08:33 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2022 um 12:29 Uhr
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Panorama-Ansicht des 2014 eröffneten neuen Weinkellers von Caccia al Piano in Bolgheri.
Foto: ALAIN KUNZ
Alain Kunz

Caccia al Piano 1868. Sagt ihnen nichts? Das zu ändern lohnt sich! Kurz das Wichtigste: Das Bolgheri-Gut mit dem nigelnagelneuen Keller direkt an der berühmten Via Bolgherese entstammt einem alten Jagdgut, jenem der bekannten toskanischen Adelsfamilie Della Gherardesca, die es 1868 erwirbt. Der Name bedeutet in etwa «Flachjagd». In den 90er-Jahren des letzten Jahrtausends kauft es ein Geschäftsmann aus Bergamo und macht daraus ein … Meditationszentrum. Ein Önologe überzeugt ihn, hier Reben anzupflanzen. Das Wunder der Supertoskaner ist immerhin schon ein paar Jahre alt und hier ist man mitten in dessen Epizentrum. Der Bergamaske baut an. Die ersten Weine? Sosolala.

Im Dezember stirbt der Önologen-Übervater

Im Jahr 2003 dann ändert sich alles. Die berühmte Franciacorta-Produzentenfamilie Guido Berlucchi (die machen fast fünf Millionen Flaschen!) erwirbt das Gut. Schliesslich ist es für die grossen italienischen Weinnamen längst chic geworden, sich ein Gut in Bolgheri zu halten. Kurz darauf kommt der erste Jahrgang des Bolgheri Superiore namens Levia Gravia auf den Markt. Im Verlauf der Jahre mausert sich der Topwein des Guts unter der Leitung des begnadeten Berlucchi-Önologen und Franciacorta-Vaters Franco Ziliani, der im Dezember 2021 90-jährig verstorben ist, zu einem bedingungslos grossen Superiore. Einzig die Tre bicchieri lassen (noch) auf sich warten, sind aber mit Garantie nur noch eine Frage der Zeit. Denn die Reben stehen auf der Parzelle San Biagio, mitten im Wald, wo sonst nur die Tenuta San Guido (Sassicaia) Reben hat. Und diese Parzelle macht immerhin die Hälfte der total 23 unter Reben stehenden Hektaren des Guts aus. Die bisher höchste Parker-Punktezahl ist 93.

Und bald kommt ein Cabernet Franc obendrauf

Kompromisse werden keine gemacht. Bereits kurz nach der Acquisition des Guts beginnt die Familie mit der Konzeption eines neuen Kellers. 2014 kann er eingeweiht werden. Und bald kommt ein neuer Topwein obendrauf. Ein reinsortiger Cabernet Franc, den ich aus dem Fass verkostete. Der erste Jahrgang ist 2015 und das Ding wird grösstes Kino werden! Oscar-reif. Drei Gläser von Gambero Rosso garantiert, darauf wette ich! Es wird vom ersten Jahrgang 1000 Fläschchen dieses Gewächses geben, wovon ein Teil bei Importeur Martel ab Spätherbst 2022 erhältlich sein wird. Die Mengen sollen in der Folge nach und nach vergrössert werden, wobei bereits sicher ist, das es den Wein in den Jahren 2016 bis 2018 nicht geben wird. Einen Namen hat das Baby noch nicht. Ebenso wenig ein neuer reinsortiger Merlot, dessen erster Jahrgang 2018 sein wird.

Das ist Zukunftsmusik. Aber nur schon das aktuelle Portfolio macht grossen Spass. Here we go!

(P.S. Die gleichnamige Osteria Caccia al Piano gehört der Olivenöl produzierenden Azienda Agricola der lokalen Familie Fuselli und hat nichts mit dem Weingut der Berlucchis zu tun. Dennoch soll erwähnt sein, dass sich hinter dem Namen Caccia al Piano mitten unter Olivenhainen eine der typischsten, besten und malerischsten Osterien der Region Bolgheri versteckt. Tolle Weinkarte und Enoteca inbegriffen. osteriacacciaalpiano.it)

Die Weine von Caccia al Piano
  • Vermentino Grottaia 2020: 16,5/20 (15.30 Franken. tannico.ch) – Jahrgang 2019 und 2018: auch 16,5/20.
  • Grottaia Rosato 2019: 16,5/20 (in der Schweiz nicht erhältlich)
  • Grottaia Rosso 2019: 16,5/20 (15.30 Franken. tannico.ch)
  • Ruit Hora Bolgheri Rosso 2018: Verhalten, dunkle Frucht, Kirschen, Würze, Kräuter, rechte Tannine, noch wild, ungezügelt, Power, Tiefe, grosses Potenzial, enorm frisch, Fülle, hoch elegant und wunderschöner Abgang. Ist wohl der beste Ruit-Hora-Jahrgang aller Zeiten! Score: 17,75/20 (26 Franken. martel.ch) – Jahrgang 2017: 17,25/20. Jahrgang 2016: 17/20. Jahrgang 2013: 16,5/20. Jahrgang 2011: 16/20. Jahrgang 2007: 16,75/20.
  • Levia Gravia Bolgheri Superiore 2016: Parfümige Nase, edel und nie kitschig wirkend, viel Frucht, Power, noch massive Tannine, ausbalanciert, rechtes Volumen, perfekte Struktur, wirkt jugendlich, füllt auch den letzten Mundwinkel, unglaublich lang. Score: 18/20 (42 Franken. martel.ch. Derzeit nicht lieferbar) – Jahrgang 2015: 18/20. Jahrgang 2014: 17,75/20. Jahrgang 2013: 17,5/20. Jahrgang 2011: 16,75/20.
  • Cabernet Franc «senza nome» 2015 (Fassprobe): Ausladend, tief, viel Würze, dunkle Früchte, Gianduja, auch schwarze Schoggi, Amarena-Kirschen, schöne Tannine, schlank, elegant, Brombeeren, Wucht, Mundfülle, hoch komplex, sehr, sehr lang! Score: 18,5/20 (noch nicht erhältlich)
Ein höchst zuverlässiger Superiore-Wert: Der Levia Gravia von Caccia al Piano.
Alain Kunz
  • Vermentino Grottaia 2020: 16,5/20 (15.30 Franken. tannico.ch) – Jahrgang 2019 und 2018: auch 16,5/20.
  • Grottaia Rosato 2019: 16,5/20 (in der Schweiz nicht erhältlich)
  • Grottaia Rosso 2019: 16,5/20 (15.30 Franken. tannico.ch)
  • Ruit Hora Bolgheri Rosso 2018: Verhalten, dunkle Frucht, Kirschen, Würze, Kräuter, rechte Tannine, noch wild, ungezügelt, Power, Tiefe, grosses Potenzial, enorm frisch, Fülle, hoch elegant und wunderschöner Abgang. Ist wohl der beste Ruit-Hora-Jahrgang aller Zeiten! Score: 17,75/20 (26 Franken. martel.ch) – Jahrgang 2017: 17,25/20. Jahrgang 2016: 17/20. Jahrgang 2013: 16,5/20. Jahrgang 2011: 16/20. Jahrgang 2007: 16,75/20.
  • Levia Gravia Bolgheri Superiore 2016: Parfümige Nase, edel und nie kitschig wirkend, viel Frucht, Power, noch massive Tannine, ausbalanciert, rechtes Volumen, perfekte Struktur, wirkt jugendlich, füllt auch den letzten Mundwinkel, unglaublich lang. Score: 18/20 (42 Franken. martel.ch. Derzeit nicht lieferbar) – Jahrgang 2015: 18/20. Jahrgang 2014: 17,75/20. Jahrgang 2013: 17,5/20. Jahrgang 2011: 16,75/20.
  • Cabernet Franc «senza nome» 2015 (Fassprobe): Ausladend, tief, viel Würze, dunkle Früchte, Gianduja, auch schwarze Schoggi, Amarena-Kirschen, schöne Tannine, schlank, elegant, Brombeeren, Wucht, Mundfülle, hoch komplex, sehr, sehr lang! Score: 18,5/20 (noch nicht erhältlich)
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Winzer-Youngster Fabio Motta erklärt Alain Kunz von Blick seine Philosophie.
Foto: Martina Kunz

Fabio Motta: Gaja fragte nach seinen Weinen

Auch das ist ein Weg, in Bolgheri ansässig zu werden: Als Erntehelfer! Es sind Mailänder Freunde von Bolgheri-Winzerlegende Michele Satta, die dem Maestro bei der Ernte üblicherweise unter die Arme greifen. Als einer ausfällt, fragen sie einen Studenten namens Fabio Motta, ob er einspringen könnte. Der Junge, der an der Uni Mailand Önologe studiert, kann. Lernt so Satta kennen. Aber vor allem: Dessen Tochter! Und als ihn Satta fragt, ob er über das Ende des Studiums hinaus bleiben wolle, zögert dieser Motta nicht – und wird die rechte Hand von Satta.

«Sonst trinke ich das Zeug halt selber ...»

So beginnen zwei Geschichten. Jene vom Winzer Motta. Und jene vom Ehemann Motta. Denn Fabio heiratet seine Benedetta, die für den Vater die Buchhaltung machte und mit Wein derart wenig am Hut hatte, dass sie ihn zu Beginn nicht mal trank. Als der Pachtvertrag über eine von Sattas Parzellen am Auslaufen war, bietet er diese den Granden der Region wie Sassicaia, Ornellaia, Antinori oder Gaja an. Doch keiner interessiert sich dafür. «Es ist die Zeit der grossen Krise, 2009», erinnert sich Fabio Motta. «Wir verkauften hier kaum Wein. Da schlug ich zu! Fünf Jahre Pacht. Zu unglaublichen Konditionen.» Auf diesen fünf Hektaren namens Le Pievi stehen Cabernet- Sauvignon-, Sangiovese- und Merlot-Rebstöcke. «Ich machte zu Beginn 3000 Flaschen und sagte mir: Wenn ich das Zeug nicht verkaufe, kann ich es immer noch selber trinken. Bei zwei Flaschen am Tag geht das …»

Schon viermal Drei Gläser eingeheimst

Die Befürchtungen waren unbegründet. Sattas US-Importeur kauft gleich die gesamte Produktion, weil er einen Wein suchte, der in Las Vegas glasweise ausgeschenkt werden kann. «So hatte ich plötzlich keine einzige Flasche mehr», erinnert sich Fabio.

Mit dem, was aus diesem Startgeld wird, kauft er sich später seine erste eigene Parzelle namens Le Gonnare. Dort stehen die Rebstöcke für den Superiore, der bereits vier Mal die begehrten Drei Gläser von Gambero Rosso eingeheimst hat. Kein Wunder, heisst es im Führer «Vini d’Italia»: «Das Projekt von Fabio Motta ist eines der brillantesten in Bolgheri, das in den letzten Jahren geboren wurde.» Mittlerweile gehört auch ein eigener kleiner Keller dazu, der neben Mottas Haus zu stehen gekommen ist.

Gaja lud den Jungwinzer zum Fischessen ein

Das Motto-Projekt gefällt nicht nur den Kritikern. Fabio erzählt: «Eines Tages rief mich Angelo Gaja an und sagte mir, er wolle meine Weine kennenlernen. Er lud mich in das beste Fischrestaurant der Region ein, das legendäre La Pineta in Bibbona. Dort verkostete er. Die Weine gefielen ihm. Der Mann ist unglaublich!»

Ist er. Und Motta hat in der Tate einiges drauf, vor allem die Konstanz auf allerhöchstem Niveau beim Bolgheri Superiore Le Gonnare, die beim Importeur Caratello für 46 Franken zu haben ist. Ein Superpreis für einen Bolgheri Superiore.

Die Weine von Fabio Motta
  • Vermentino Le Gonnare: Ein natürlich gekelterter Wein, dessen Saft eine Woche auf der Haut gärt, bevor er in Amphoren gefüllt wird. Ist aromatisch, mit Muskat-Noten, Aprikosen, rechter Säure und mittlerem Abgang. Score: 16,5/20 (in der Schweiz nicht erhältlich)
  • Pievi Bolgheri Rosso 2019 (50% Merlot, 25% Sangiovese, 25% Cabernet Sauvignon): Weihrauch, Kräuter, leichtfüssig, präzise Säure, frisch, knackig, angenehm, easy drinking, mittellang im Abgang. Score: 17/20 (23.20 Franken). Jahrgang 2017: 16,25/20
  • Lo Scudiere 2018 (100% Sangiovese): Motta ist ein Jünger von Michele Satta und dieser ist einer der ganz wenigen Sangiovese-Verfechter in Bolgheri. Satta keltert einen exzellenten Wein aus der klassischen Toskana-Rebsorte, die sonst fast alle Winzer im italienischen Bordeaux-Mekka zugunsten von Cabernet, Merlot und Co. ausgerissen haben. Motta: «Sangiovese ist für mich Überzeugungssache!» Leicht schweflig, würzig, Kuhfladen, eher leicht, viel Säure, vegetabil, jugendlich, knackig, schönes Finish. Score: 16,75/20 (29.50 Franken)
  • Bolgheri Superiore Le Gonnare 2018: Tiefe, expressive Nase, Rauch, komplex, viel Frucht, Kirschen, Zedernholz, Tabak, Espresso, samten, Schmelz, knackige Säure, wunderbare Tannine, superfrisch, tolle Länge – ein Charmebolzen! Score: 18/20 (46 Franken). Jahrgänge 2016 und 2017: Auch je 18/20!

(Die Weine von Fabio Motta gibts bei caratallo.ch)

Bereits hochdekoriert: Fabio Mottas Bolgheri Superiore Le Gonnare.
Alain Kunz
  • Vermentino Le Gonnare: Ein natürlich gekelterter Wein, dessen Saft eine Woche auf der Haut gärt, bevor er in Amphoren gefüllt wird. Ist aromatisch, mit Muskat-Noten, Aprikosen, rechter Säure und mittlerem Abgang. Score: 16,5/20 (in der Schweiz nicht erhältlich)
  • Pievi Bolgheri Rosso 2019 (50% Merlot, 25% Sangiovese, 25% Cabernet Sauvignon): Weihrauch, Kräuter, leichtfüssig, präzise Säure, frisch, knackig, angenehm, easy drinking, mittellang im Abgang. Score: 17/20 (23.20 Franken). Jahrgang 2017: 16,25/20
  • Lo Scudiere 2018 (100% Sangiovese): Motta ist ein Jünger von Michele Satta und dieser ist einer der ganz wenigen Sangiovese-Verfechter in Bolgheri. Satta keltert einen exzellenten Wein aus der klassischen Toskana-Rebsorte, die sonst fast alle Winzer im italienischen Bordeaux-Mekka zugunsten von Cabernet, Merlot und Co. ausgerissen haben. Motta: «Sangiovese ist für mich Überzeugungssache!» Leicht schweflig, würzig, Kuhfladen, eher leicht, viel Säure, vegetabil, jugendlich, knackig, schönes Finish. Score: 16,75/20 (29.50 Franken)
  • Bolgheri Superiore Le Gonnare 2018: Tiefe, expressive Nase, Rauch, komplex, viel Frucht, Kirschen, Zedernholz, Tabak, Espresso, samten, Schmelz, knackige Säure, wunderbare Tannine, superfrisch, tolle Länge – ein Charmebolzen! Score: 18/20 (46 Franken). Jahrgänge 2016 und 2017: Auch je 18/20!

(Die Weine von Fabio Motta gibts bei caratallo.ch)

Ornellaia 2019: Einer der besten Jahrgänge ever!

Dann und wann hat der Kultwein Ornellaia mit Muskeln und toskanischer Opulenz gestrotzt. Bei einigen Jahrgängen hatten die Kritiker recht damit. Doch das ist längt Geschichte. Der 18er zum Beispiel hat sich schnell in Richtung Finesse entwickelt. Der noch nicht erhältliche 19er ist es von Beginn weg: finessenreich. Gutsdirektor Axel Heinz, der in Bordeaux studiert hat, erklärt, wie er derart viel knackige Säure und Frische in einen technisch säurearmen Wein gebracht hat: «Meine französische Seite würde sagen: Es ist das Terroir. Wenn wir Weinmacher nicht genau wissen, warum etwas so herausgekommen ist, wie es herausgekommen ist, sagen wir immer: Es ist das Terroir … Etwas seriöser sage ich: Frische ist eine Frage der Säure, aber nicht nur. Es ist auch eine Frage der aromatischen Frische, die Trauben zur Reife zu bringen und die Tannin-Extraktion gut hinzukriegen. Und dann ist da noch diese Salzigkeit und Saftigkeit, die man in unseren Weinen finden kann und die wir auch nicht so richtig erklären können. Es wäre zu einfach zu sagen: Es ist wegen der Nähe zum Meer. Es ist wohl die gesamtheitliche Balance und die Aromatik des Weins, die ihn so frisch macht.» Zumal der Jahrgang 2019, so Heinz, kein extrem herausfordernder gewesen sei. Das Resultat ist ein fantastischer Wein, einer der besten Ornellaia ever, der Marchese Ferdinando Frescobaldi zu Begeisterungsstürmen hinreissen lässt: «Das ist ein wunderbarer Wein. Ein Kunstwerk! Ein natürliches Kunstwerk. Ich bin enthusiastisch!» Die Künstleredition wird unter dem Titel «Il Vigore» verkauft, was so viel heisst wie Kraft, Intensität, Vitalität, alles gepaart mit Eleganz. Und was ergibt die akribische Inspektion des Flascheninhalts? In der Nase ist der Wein sehr reich, expressiv, komplex, etwas Espresso, vor allem Kirschen und Brombeeren, leicht mineralisch, saftige und präsente Tannine, Tiefe, königliche Eleganz, schlank, nie überkonzentriert und doch verschwenderisch, Minze, Superlänge! Score: 19/20 (195 Franken. Ab 1. April erhältlich).

Und der kleine Bruder? Nehmen wir gleich noch den Serre Nuove dell’Ornellaia 2019 mit. Ein meistens äusserst eleganter Wein, der in Sachen Preis-/Leistung ein sicherer Topwert ist! Dezente, eher rotbeerige Aromen, Johannisbeere, auch Espresso, etwas Tabak, mineralisch, samtene Textur, feinkörnige Tannine, viel Charme und Schmelz, Macchianoten, erdig, Mundfülle, elegant, easy, feinziseliert wie üblich, sehr schönes Finish. Score: 17,75/20 (52 Franken).

(Die Weine von Ornellaia gibts bei bindella.ch)

Ornellaia virtuell mit Gutsdirketor Axel Heinz: Zum Glück ist der Flascheninhalt nicht digital - erst recht bei diesem Wahnsinns-Jahrgang!
Alain Kunz

Dann und wann hat der Kultwein Ornellaia mit Muskeln und toskanischer Opulenz gestrotzt. Bei einigen Jahrgängen hatten die Kritiker recht damit. Doch das ist längt Geschichte. Der 18er zum Beispiel hat sich schnell in Richtung Finesse entwickelt. Der noch nicht erhältliche 19er ist es von Beginn weg: finessenreich. Gutsdirektor Axel Heinz, der in Bordeaux studiert hat, erklärt, wie er derart viel knackige Säure und Frische in einen technisch säurearmen Wein gebracht hat: «Meine französische Seite würde sagen: Es ist das Terroir. Wenn wir Weinmacher nicht genau wissen, warum etwas so herausgekommen ist, wie es herausgekommen ist, sagen wir immer: Es ist das Terroir … Etwas seriöser sage ich: Frische ist eine Frage der Säure, aber nicht nur. Es ist auch eine Frage der aromatischen Frische, die Trauben zur Reife zu bringen und die Tannin-Extraktion gut hinzukriegen. Und dann ist da noch diese Salzigkeit und Saftigkeit, die man in unseren Weinen finden kann und die wir auch nicht so richtig erklären können. Es wäre zu einfach zu sagen: Es ist wegen der Nähe zum Meer. Es ist wohl die gesamtheitliche Balance und die Aromatik des Weins, die ihn so frisch macht.» Zumal der Jahrgang 2019, so Heinz, kein extrem herausfordernder gewesen sei. Das Resultat ist ein fantastischer Wein, einer der besten Ornellaia ever, der Marchese Ferdinando Frescobaldi zu Begeisterungsstürmen hinreissen lässt: «Das ist ein wunderbarer Wein. Ein Kunstwerk! Ein natürliches Kunstwerk. Ich bin enthusiastisch!» Die Künstleredition wird unter dem Titel «Il Vigore» verkauft, was so viel heisst wie Kraft, Intensität, Vitalität, alles gepaart mit Eleganz. Und was ergibt die akribische Inspektion des Flascheninhalts? In der Nase ist der Wein sehr reich, expressiv, komplex, etwas Espresso, vor allem Kirschen und Brombeeren, leicht mineralisch, saftige und präsente Tannine, Tiefe, königliche Eleganz, schlank, nie überkonzentriert und doch verschwenderisch, Minze, Superlänge! Score: 19/20 (195 Franken. Ab 1. April erhältlich).

Und der kleine Bruder? Nehmen wir gleich noch den Serre Nuove dell’Ornellaia 2019 mit. Ein meistens äusserst eleganter Wein, der in Sachen Preis-/Leistung ein sicherer Topwert ist! Dezente, eher rotbeerige Aromen, Johannisbeere, auch Espresso, etwas Tabak, mineralisch, samtene Textur, feinkörnige Tannine, viel Charme und Schmelz, Macchianoten, erdig, Mundfülle, elegant, easy, feinziseliert wie üblich, sehr schönes Finish. Score: 17,75/20 (52 Franken).

(Die Weine von Ornellaia gibts bei bindella.ch)

Gaja junior in Zug

Dass Vertreter der Familie Gaja auf Tour sind, ist nicht alltäglich. Und in der Pandemie-Situation war es noch viel rarer. Umso schöner, dass Giovanni Gaja, Sohn des legendären Angelo Gaja, persönlich die Weine des Renommierhauses an der Weinmesse von Importeur Weibelweine an der Messe im Zuger Burgbachkeller präsentierte. Zu ihnen zählen bekanntlich die Gewächse von Ca’Marcanda in Bolgheri. Hier die neuesten Jahrgänge:

  • Vistamare 2020 (40% Vermentino, 40% Viognier, 20% Fiano): Ausladend, viel Frucht, viel Frische, leichte Wachsnote, leichtfüssig, sehr elegant, tief, dennoch easy und mit tollem Finale aufwartend. Score: 17,25/20 (43.90 Franken)
  • Promis 2019 (55% Merlot, 35% Syrah, 10% Sangiovese): Primärfrucht zwischen rot und schwarz, dezente Nase, clean, elegant, enorme Tiefe, süffig, schönes Finale. Score: 17,5/20 (33.90 Franken)
  • Magari 2019 (60% Cabernet Franc, 30% Cabernet Sauvignon, 10% Petit Verdot): Schwarze Chriesi, viel Druck, reife Tannine, ätherische Frische, elegant, feingliedrig, Tiefe, wunderbarer Abgang. Score: 17,75/20 (58 Franken)
  • Ca’Marcanda 2018 (80% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet Franc): Wunderschöne, komplexe Nase, sehr viel Frucht, leichte Tabaknote, filigran, königliche Eleganz, Tiefe, Kraft, samtene Textur, reife Tannine, vielschichtig, süffig und superlang! Score: 18,5/20 (135 Franken)

(Die Weine von Gaja gibts bei weibelweine.ch)

Giovanni Gaja, Sohn von Ïtaliens Weinpaten Angelo, auf Stippvisite bei Importeur Weibelweine im Burgbachkeller in Zug, im Zwiegespräch mit BLICK-Redaktor Alain Kunz aus ... Zug.
Martina Kunz

Dass Vertreter der Familie Gaja auf Tour sind, ist nicht alltäglich. Und in der Pandemie-Situation war es noch viel rarer. Umso schöner, dass Giovanni Gaja, Sohn des legendären Angelo Gaja, persönlich die Weine des Renommierhauses an der Weinmesse von Importeur Weibelweine an der Messe im Zuger Burgbachkeller präsentierte. Zu ihnen zählen bekanntlich die Gewächse von Ca’Marcanda in Bolgheri. Hier die neuesten Jahrgänge:

  • Vistamare 2020 (40% Vermentino, 40% Viognier, 20% Fiano): Ausladend, viel Frucht, viel Frische, leichte Wachsnote, leichtfüssig, sehr elegant, tief, dennoch easy und mit tollem Finale aufwartend. Score: 17,25/20 (43.90 Franken)
  • Promis 2019 (55% Merlot, 35% Syrah, 10% Sangiovese): Primärfrucht zwischen rot und schwarz, dezente Nase, clean, elegant, enorme Tiefe, süffig, schönes Finale. Score: 17,5/20 (33.90 Franken)
  • Magari 2019 (60% Cabernet Franc, 30% Cabernet Sauvignon, 10% Petit Verdot): Schwarze Chriesi, viel Druck, reife Tannine, ätherische Frische, elegant, feingliedrig, Tiefe, wunderbarer Abgang. Score: 17,75/20 (58 Franken)
  • Ca’Marcanda 2018 (80% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet Franc): Wunderschöne, komplexe Nase, sehr viel Frucht, leichte Tabaknote, filigran, königliche Eleganz, Tiefe, Kraft, samtene Textur, reife Tannine, vielschichtig, süffig und superlang! Score: 18,5/20 (135 Franken)

(Die Weine von Gaja gibts bei weibelweine.ch)

Volpolo: zum zweiten Mal drei Gläser für Zweitwein

Das ist phänomenal! Wegen der Wärme und der Wucht, die der Jahrgang 2017 mit sich brachte, wurden letztes Jahr einige Zweitweine von grossen Maremma-Gütern mit den begehrten drei Gläsern von Gambero Rosso bedacht. So jene von Caiarossa, Argentiera, Castello di Bolgheri – und Sapaio. Eine klimatisch bedingte Eintagsfliege? Zumindest nicht im Fall Sapaio, dem Gut von Massimo Piccin aus Reggio Emilia. Denn hier kriegt der Zweitwein Volpolo zum zweiten Mal die Höchstauszeichnung – und nicht der Hauptwein Sapaio, dem dieses Kunststück zuvor ein Dutzend Mal in Serie gelungen war. Erneut machten die Tester von Vini d’Italia beim Zweitwein mehr Eleganz, Finesse und saftigen Trinkgenuss aus. Zu Recht? Lassen wir das offen und bewerten den Volpolo für sich. Und stellen nüchtern fest: Er bietet grossartigen Trinkgenuss aus der Prestigeregion Bolgheri für nicht wirklich viel Geld!

  • Volpolo Bolgheri DOC 2019 (70% Cabernet Sauvignon, 15% Petit Verdot, 15% Merlot): Kräuterig, Frucht zwischen rot und schwarz, tendenziell Johannisbeere, auch im Gaumen viel Primärfrucht, knallig, ein Bonbonwein italienischer Machart, sehr süffig, Tannennadeln, Harz, leichtfüssig, schwebend, Mundfülle, enorm lang – ein gemeiner Wein, der sich immer mehr entfaltet und immer grösser wird. Score: 17,75/20 (29.50 Franken. gastrovin.ch. Eine Spezialabfüllung des Weins bietet die Selection Schwander an, zum Aktionspreis von 24.90 statt 28 Franken: selection-schwander.ch. Und auch die Wein-Discounter Otto’s und VinoVintana haben den Wein in ihrem Angebot, und das sei hier nicht verschwiegen: Zu einem unfassbaren Preis. Allerdings weiss Piccin nicht, woher die seine Weine haben. Er ärgert sich über diese Grauimporte in den für ihn enorm wichtigen Schweizer Markt …)
Unfassbar viel Bolgheri-Glamour zu einem unschlagbaren Preis: Das ist der Volpolo der Podere Sapaio von Massimo Piccin.
Alain Kunz

Das ist phänomenal! Wegen der Wärme und der Wucht, die der Jahrgang 2017 mit sich brachte, wurden letztes Jahr einige Zweitweine von grossen Maremma-Gütern mit den begehrten drei Gläsern von Gambero Rosso bedacht. So jene von Caiarossa, Argentiera, Castello di Bolgheri – und Sapaio. Eine klimatisch bedingte Eintagsfliege? Zumindest nicht im Fall Sapaio, dem Gut von Massimo Piccin aus Reggio Emilia. Denn hier kriegt der Zweitwein Volpolo zum zweiten Mal die Höchstauszeichnung – und nicht der Hauptwein Sapaio, dem dieses Kunststück zuvor ein Dutzend Mal in Serie gelungen war. Erneut machten die Tester von Vini d’Italia beim Zweitwein mehr Eleganz, Finesse und saftigen Trinkgenuss aus. Zu Recht? Lassen wir das offen und bewerten den Volpolo für sich. Und stellen nüchtern fest: Er bietet grossartigen Trinkgenuss aus der Prestigeregion Bolgheri für nicht wirklich viel Geld!

  • Volpolo Bolgheri DOC 2019 (70% Cabernet Sauvignon, 15% Petit Verdot, 15% Merlot): Kräuterig, Frucht zwischen rot und schwarz, tendenziell Johannisbeere, auch im Gaumen viel Primärfrucht, knallig, ein Bonbonwein italienischer Machart, sehr süffig, Tannennadeln, Harz, leichtfüssig, schwebend, Mundfülle, enorm lang – ein gemeiner Wein, der sich immer mehr entfaltet und immer grösser wird. Score: 17,75/20 (29.50 Franken. gastrovin.ch. Eine Spezialabfüllung des Weins bietet die Selection Schwander an, zum Aktionspreis von 24.90 statt 28 Franken: selection-schwander.ch. Und auch die Wein-Discounter Otto’s und VinoVintana haben den Wein in ihrem Angebot, und das sei hier nicht verschwiegen: Zu einem unfassbaren Preis. Allerdings weiss Piccin nicht, woher die seine Weine haben. Er ärgert sich über diese Grauimporte in den für ihn enorm wichtigen Schweizer Markt …)
Wirklich im siebten Weinhimmel?

Ob man mit der Tenuta Sette Cieli im siebten Weinhimmel ist, lesen Sie weiter unten. Dem Himmel nahe ist man jedenfalls geographisch, denn kaum ein anderes Gut in der Bolgheri-Region liegt derart hoch: Auf über 400 m. ü. M. Als die Textilgiganten der Familie Ratti aus der Gegend von Como sich 2001 in der Region niederlassen, will Erika Ratti, die in der Schweiz geboren wurde, vor allem Pferdezucht betreiben. Doch ihr Sohn Ambrogio treibt den Anbau von Reben voran – und das mit Erfolg. Aber nicht etwa in der Fläche von Bolgheri, auf ein paar wenigen Metern über dem Meeresspiegel, sondern bei Monteverdi Marittimo, im Inland, schon weit hinter dem Bolgheri-Hauptort Castagneto Carducci. Dort stehen die Rebberge, die den Weinen den Namen gaben: Jene des siebten Himmels eben. Aber nicht nur. Auch in der DOC Bolgheri besitzen die Rattis einige Parzellen, wo das Traubengut für 30'000 der total 110'000 produzierten Flaschen gekeltert wird. Der Keller steht dann nochmals an einem anderen Ort, in Bibbona.

  • Yantra: Bordeaux-Assemblage aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Habe ich vor langer Zeit mit 16,25/20 bewertet (19.80 Franken)
  • Noi4: Das ist der Wein aus der DOC Bolgheri, aus den vier Bordeaux-Hauptrebsorten. Kriegte mal vor grauer Vorzeit 17/20 Punkte.
  • Indaco 2015 (Malbec, Cabernet Sauvignon, Merlot): Ausladend, Fruchtpower, Espresso, Würze, Tiefe, Frische, Kräuter, stringent, leicht medizinal, schlank, ein echter Cool-climate-Wein aus der warmen Toskana, schönes Finale. Score: 17,25/20 (55 Franken)
  • Scipio 2015 (je nach Jahrgang werden 3700 bis 9000 Flaschen dieses reinsortigen Cabernet Francs gekeltert; produziert wird nur in guten Jahren): Zurückhaltend, dunkle Frucht, würzig, leichte Tertiäraromatik, fast portish, Pilze, knackige Säure, recht grüne Tannine, sehr reif wirkend, viel Spannung, tolles Finale! Score: 17,5/20 (81 Franken)

(Die Weine der Tenuta Sette Cieli gibts bei bauraulacvins.ch)

Nach dem Bezwinger Hannibals und Retter Roms benannt: Der grossartige reinsortige Cabernet Franc namens Scipio der Tenuta Sette Cieli.
Alain Kunz

Ob man mit der Tenuta Sette Cieli im siebten Weinhimmel ist, lesen Sie weiter unten. Dem Himmel nahe ist man jedenfalls geographisch, denn kaum ein anderes Gut in der Bolgheri-Region liegt derart hoch: Auf über 400 m. ü. M. Als die Textilgiganten der Familie Ratti aus der Gegend von Como sich 2001 in der Region niederlassen, will Erika Ratti, die in der Schweiz geboren wurde, vor allem Pferdezucht betreiben. Doch ihr Sohn Ambrogio treibt den Anbau von Reben voran – und das mit Erfolg. Aber nicht etwa in der Fläche von Bolgheri, auf ein paar wenigen Metern über dem Meeresspiegel, sondern bei Monteverdi Marittimo, im Inland, schon weit hinter dem Bolgheri-Hauptort Castagneto Carducci. Dort stehen die Rebberge, die den Weinen den Namen gaben: Jene des siebten Himmels eben. Aber nicht nur. Auch in der DOC Bolgheri besitzen die Rattis einige Parzellen, wo das Traubengut für 30'000 der total 110'000 produzierten Flaschen gekeltert wird. Der Keller steht dann nochmals an einem anderen Ort, in Bibbona.

  • Yantra: Bordeaux-Assemblage aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Habe ich vor langer Zeit mit 16,25/20 bewertet (19.80 Franken)
  • Noi4: Das ist der Wein aus der DOC Bolgheri, aus den vier Bordeaux-Hauptrebsorten. Kriegte mal vor grauer Vorzeit 17/20 Punkte.
  • Indaco 2015 (Malbec, Cabernet Sauvignon, Merlot): Ausladend, Fruchtpower, Espresso, Würze, Tiefe, Frische, Kräuter, stringent, leicht medizinal, schlank, ein echter Cool-climate-Wein aus der warmen Toskana, schönes Finale. Score: 17,25/20 (55 Franken)
  • Scipio 2015 (je nach Jahrgang werden 3700 bis 9000 Flaschen dieses reinsortigen Cabernet Francs gekeltert; produziert wird nur in guten Jahren): Zurückhaltend, dunkle Frucht, würzig, leichte Tertiäraromatik, fast portish, Pilze, knackige Säure, recht grüne Tannine, sehr reif wirkend, viel Spannung, tolles Finale! Score: 17,5/20 (81 Franken)

(Die Weine der Tenuta Sette Cieli gibts bei bauraulacvins.ch)

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