Für dich degustiert: Ultimatives Best of Südtirol 2023
Eisacktal – weisse Topklasse aus dem Alpenraum

Wenn von Südtirol die Rede ist, dann meistens aus den Grossregionen Meran, Bozen und Kalterersee. Doch absolute italienische Top-Weissweine gibts aus den Tälern Vinschgau und Eisacktal. Dazu: Die Top 15 von 2023 aus Südtirol mit dem Wein des Jahres!
Publiziert: 31.01.2024 um 09:06 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2024 um 10:27 Uhr
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Das Kloster Neustift in Vahrn im Eisacktal: Alpine Reb- und andere Gärten.
Foto: ALAIN KUNZ
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Alain KunzWein-Kolumnist

Es kann heiss werden im Bozner Kessel! Im Hochsommer hat die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz die höchsten Temperaturen Italiens. Höher noch als Neapel. Dass da gewisse weisse Rebsorten ihre liebe Mühe haben, liegt auf der Hand.

Anders in den Tälern des Alto Adige, das in etwa gleich viel Rebland hat wie das Wallis. Zum Beispiel das Vinschgau, von dem an dieser Stelle auch schon die Rede war, unter anderem mit dem Weingut von Bergsteiger-Legende Reinhold Messner auf Castel Juval, nachzulesen hier.

Reben bis 950 Meter über Meer

Nun gilt das Augenmerk aber dem Eisacktal. Valle Isarco auf Italienisch. Es beginnt schon kurz nach Bozen und zieht sich fast 100 Kilometer bis zum Brenner. Eigentlich definiert das Flüsschen Eisack die Tallänge, denn dieses entspringt beim Brenner und fliesst unterhalb von Bozen in die Etsch. Zentrum des Tals ist die Bischofsstadt Brixen. Und es ist gesäumt von Rebbergen.

Die Talregion ist gekennzeichnet durch Berge beidseits, weshalb die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht hoch sind. Reben gibts auf Höhenlagen zwischen 400 und 950 Meter. Der Brixner Talkessel ist nach Norden wie ein Amphitheater abgeschlossen und dadurch vor kalten Strömungen geschützt. Und die Niederschlagsmengen sind für eine Alpenregion gering. Gibt es bessere klimatische Voraussetzungen für Wein? Nein!

Die Klöster nehmen sich des Weinbaus an

Kein Wunder wird hier Weinbau seit dem 5. Jahrhundert vor Christus betrieben. Im frühen Mittelalter dann nahmen sich vornehmlich die Klöster des Weinbaus an. Gekeltert wurde damals fast nur Rotwein. Erst die Reblaus-Plage Anfang des 20. Jahrhunderts brachte ein Umdenken in Richtung weiss mit sich. Allerdings kam der Rebbau damals fast zum Erliegen.

Die Trendwende kam mit der Gründung von Genossenschaften. Das war Anfang der Sechzigerjahre. Der Bau von Terrassen an den Talhängen und der Trend zur Selbstvermarktung der Weine vieler Weinbauern trug das Seinige dazu bei, dass das Eisacktal eine der besten Weisswein-Regionen Italiens wurde. Das bestätigt auch die italienische Weinbibel von Gambero Rosso. Denn keine andere Region des Stiefels wird im Verhältnis zu ihrer Grösse mit derart vielen Drei-Gläser-Weinen bedacht wie das Südtirol. Und das vor allem im Weisswein-Bereich

Kloster Neustift: Ältestes Weingut Italiens?

Eines der historischen Weingüter ist das Kloster Neustift in Vahrn in der Nähe von Brixen. 1142 wird es gegründet. Weinbau wird von Beginn weg betrieben, weshalb es als eines der ältesten Weingüter der Welt gilt. Sicher ist es das zweitälteste Italiens nach Barone Ricasoli. Doch im rauen Eisacktal sind die Bedingungen für Weinbau schwierig und die Weine sauer. Damals diente der Weinbau schlicht auch dem Stillen des Durstes. Ein Taglöhner konsumierte im Mittelalter rund vier Liter (leichten) Wein pro Tag. Das Wasser war damals häufig verunreinigt. Weshalb das Kloster um 1630 mehrere Weingüter in der Nähe von Bozen erwirbt. Es ist der erste Schritt in Richtung Qualitätswein. Später kommen weitere Parzellen in Girlan hinzu. Die Rotweine kommen allesamt von diesen beiden Standorten.

Fast eine Million Flaschen

1900 werden weisse Rebsorten gesetzt, weil die sich in Österreich und dem Rheinland bewährt haben, Sylvaner und Burgundersorten. Mit der Gründung einer Genossenschaft sichert sich das Kloster 1962 die Trauben von rund 60 Produzenten in Brixen und Umgebung. 1997 wird die Praepositus-Linie für die besten Weine ins Leben gerufen. 1998 übersiedelt man von der historischen Kellerei innerhalb der Klostermauern in ein Gebäude ausserhalb. 2016 wird die Kellerei erweitert: Unterirdisch! 2023 kommen die ersten Lagenweine auf den Markt.

Nördlichstes Weingut Italiens

Mittlerweile produziert man unter Kellermeister Celestino Lucin und dem 58. Abt (Prälat) des Klosters auf total 100 Hektaren rund 900'000 Flaschen jährlich. Die Leitsorten sind Cool-climate-Sorten: Sylvaner, Grüner Veltliner, Riesling (sowie Müller-Thurgau) und Kerner. «Aber der Klimawechsel schlägt auch hier durch», sagt Verkaufsleiter Elias Holzer. «Wir bauen nun auch Chardonnay und Weissburgunder an.» Bei den weissen Sorten wird voll auf Frucht gesetzt. 99 Prozent der Weine werden ausschliesslich im Stahl ausgebaut. Stolz ist man auch auf die Lage der Kellerei. Holzer weiter. «Es ist das erste Weingut südlich der Alpen und das nördlichste von Italien.» Das Kloster liegt auf 630 Metern. Rebberge gibts bis 950 Meter hinauf.

Dieselben Chorherren wie auf dem Grossen St. Bernhard

Das Kloster ist nicht einfach nur ein Augustinerbetrieb, der mit einer Kellerei angereichert ist. Es umfasst nicht weniger als zwölf Stiftsbetriebe. «Überhaupt sprechen wir von Stift und nicht von Kloster», erläutert Holzer. Schliesslich gehe das Kloster auf eine Stiftung zurück. Und man spreche auch nicht von Mönchen, sondern von Augustiner Chorherren. Holzer: «Alle hier sind intellektuelle Spirituelle, die studiert haben.» Es sind übrigens dieselben Chorherren wie auf dem Grossen St. Bernhard im Wallis! Diese hätten, so Holzer, auch die Rebsorte Petite Arvine nach Italien gebracht.

Dieses Gesamtkunstwerk, zu dem auch eine Bibliothek mit 97'000 Werken gehört (zum Vergleich: Jene in St. Gallen hat rund 170'000), kann besucht werden. Individuell oder mit Führungen, auch der Weinberge. Mit Audioguide oder ohne. Selbst individuelle Deluxe-Führungen mit Verkostung der besten Weine werden angeboten. Dass Kloster Neustift ist nicht nur mit seinen Weinen, von denen jedes Jahr einer mit den drei Gläsern von Gambero Rosso bedacht werden, in der Moderne angekommen.

Die Weine der Kellerei Neustift
  • Insolitus Perlae 2019 (ein flaschenvergorener Sylvaner Extra Brut aus der experimentellen Linie Insolitus, der 24 Monate auf der Hefe liegt. Heuer wird der Wein, von dem 2000 Flaschen gekeltert werden, der Praepositus-Line zugeführt): 17,5/20 (31.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Sylvaner 2022: 17/20 (17.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Sylvaner 2021: Gelbfrucht, Ananas, Melone, Säure, delikat, äusserst elegant, ätherisch, total easy Fluss, frisch, schönes Finish. Score: 17,75/20 (24.90 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Grüner Veltliner 2022: 17/20 (17.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Grüner Veltliner 2022 (15% im Holz ausgebaut): 17,5/20 (2019: 17,5/20 – 24.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Riesling 2022: 16,75/20 (19 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Riesling 2020 (Foto, 8% Spätlese, die Mitte Januar gelesen wird): Total typische Nase, sehr mineralisch, Melone, Honig, kandierte Früchte, getrocknete Agrumenschale, frische Säure, knackig, total elegant, superlang. Schlicht: grossartig! Score: 18,5/20 (2019: 17,25/20 - 29.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Kerner 2022: 16,5/20 (21.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Praepositus Kerner 2021: Verhalten, Kräuterwürze, leichte Gelbfrucht, tief, Mandarine, generell viel Agrumen, markante Säure, ätherisch, lang. Geil! Score: 18/20 (2020: 17,75/20. 2019: 17,5/20 - 26.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Stiftsgarten Sylvaner 2019 (Einzellagenwein, von dem es gerade mal 1200 Fläschchen gibt. 70% wird in gebrauchten Barriques gereift): Reifenote, kandierte Früchte, Exotik, Banane, Weihnachtsgewürze, Vanille, dezentes Holz und Säure, frisch, Power, konzentriert, nun etwas Zitrone, brotig, sehr lang. Score: 18/20 (71 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Schiava 2022 (Holzer: «Wir benutzen das italienische Wort für Vernatsch, weil die Amis den deutschen Ausdruck nicht aussprechen können …»): 16,5/20 (15.60 Franken. www.weinvogel.ch)
  • St. Magdalener 2022: 16,75/20 (16.40 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Pinot Nero 2022: 16,75/20 (19 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Pinot Nero Riserva 2019: 17,5/20 (39.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Vigna Oberhof Pinot Nero Riserva 2019 (Einzellagenwein von der kühlsten Lage vom Marklhof in Girlan, von dem auch nur 1200 Fläschchen gekeltert werden, 100% Barriques): Verhaltene, leicht rauchige Nase, Kirschen und Kräuter, vor allem rote Früchte, Tiefe, Eleganz, Power, schöne Tannine, tolle Frische, hoch elegant, Superabgang. Score: 18/20 (81 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Lagrein 2022: 16,75/20 (21.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Praepositus Lagrein Riserva 2019: Topnase, leichte Vanille, parfümiert, tief-dunkel, Brombeeren, reife Früchte, Säure, die ihn frisch hält, Power, ätherisch, Kräuterwürze, ausfüllend, langes Finale. Score: 17,75/20 (2016: 17,25/20 - 26.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Sauvignon 2022: 16,75/20 (21.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Praepositus Sauvignon 2021: 17,5/20 (24.60 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Gewürztraminer 2022: 16,25/20 (19 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Gewürztraminer 2021: Verhaltene, aromatische Nase, herbal, filigran, erstaunlich leichtfüssig unterwegs, elegant, trinkig, dezente Säure, schöner Fluss, lang! Score: 18/20 (29.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
Eine Riesling-Qualität wie in deutschen Toplagen: Der Praepositus des Klosters Neustift.
ALAIN KUNZ
  • Insolitus Perlae 2019 (ein flaschenvergorener Sylvaner Extra Brut aus der experimentellen Linie Insolitus, der 24 Monate auf der Hefe liegt. Heuer wird der Wein, von dem 2000 Flaschen gekeltert werden, der Praepositus-Line zugeführt): 17,5/20 (31.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Sylvaner 2022: 17/20 (17.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Sylvaner 2021: Gelbfrucht, Ananas, Melone, Säure, delikat, äusserst elegant, ätherisch, total easy Fluss, frisch, schönes Finish. Score: 17,75/20 (24.90 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Grüner Veltliner 2022: 17/20 (17.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Grüner Veltliner 2022 (15% im Holz ausgebaut): 17,5/20 (2019: 17,5/20 – 24.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Riesling 2022: 16,75/20 (19 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Riesling 2020 (Foto, 8% Spätlese, die Mitte Januar gelesen wird): Total typische Nase, sehr mineralisch, Melone, Honig, kandierte Früchte, getrocknete Agrumenschale, frische Säure, knackig, total elegant, superlang. Schlicht: grossartig! Score: 18,5/20 (2019: 17,25/20 - 29.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Kerner 2022: 16,5/20 (21.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Praepositus Kerner 2021: Verhalten, Kräuterwürze, leichte Gelbfrucht, tief, Mandarine, generell viel Agrumen, markante Säure, ätherisch, lang. Geil! Score: 18/20 (2020: 17,75/20. 2019: 17,5/20 - 26.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Stiftsgarten Sylvaner 2019 (Einzellagenwein, von dem es gerade mal 1200 Fläschchen gibt. 70% wird in gebrauchten Barriques gereift): Reifenote, kandierte Früchte, Exotik, Banane, Weihnachtsgewürze, Vanille, dezentes Holz und Säure, frisch, Power, konzentriert, nun etwas Zitrone, brotig, sehr lang. Score: 18/20 (71 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Schiava 2022 (Holzer: «Wir benutzen das italienische Wort für Vernatsch, weil die Amis den deutschen Ausdruck nicht aussprechen können …»): 16,5/20 (15.60 Franken. www.weinvogel.ch)
  • St. Magdalener 2022: 16,75/20 (16.40 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Pinot Nero 2022: 16,75/20 (19 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Pinot Nero Riserva 2019: 17,5/20 (39.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Vigna Oberhof Pinot Nero Riserva 2019 (Einzellagenwein von der kühlsten Lage vom Marklhof in Girlan, von dem auch nur 1200 Fläschchen gekeltert werden, 100% Barriques): Verhaltene, leicht rauchige Nase, Kirschen und Kräuter, vor allem rote Früchte, Tiefe, Eleganz, Power, schöne Tannine, tolle Frische, hoch elegant, Superabgang. Score: 18/20 (81 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Lagrein 2022: 16,75/20 (21.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Praepositus Lagrein Riserva 2019: Topnase, leichte Vanille, parfümiert, tief-dunkel, Brombeeren, reife Früchte, Säure, die ihn frisch hält, Power, ätherisch, Kräuterwürze, ausfüllend, langes Finale. Score: 17,75/20 (2016: 17,25/20 - 26.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Sauvignon 2022: 16,75/20 (21.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
  • Praepositus Sauvignon 2021: 17,5/20 (24.60 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Gewürztraminer 2022: 16,25/20 (19 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Praepositus Gewürztraminer 2021: Verhaltene, aromatische Nase, herbal, filigran, erstaunlich leichtfüssig unterwegs, elegant, trinkig, dezente Säure, schöner Fluss, lang! Score: 18/20 (29.50 Franken. www.vinisacripanti.ch)
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Winzer Markus Prackwieser zeigt Blick-Redaktor Alain Kunz voller Stolz seine Rebberg-Vespa.
Foto: Martina Kunz

Gumphof: Spätleser Prackwieser und seine Gumpine

Nicht ganz im Herzen des Eisacktals, aber an dessen unmittelbaren Beginn, liegt der Gumphof. Und dies an einer eigentlich verrückten Stelle: Vis-à-vis des Starts der Brenner-Autobahn, einfach auf der anderen Talseite. Kein Wunder stand der Hof lange, lange bevor es Autos gab. 1546 wurde er erstmals erwähnt. «Damals wurde eine für die Herren von Völs gekeltert», weiss Judith Unterholzner zu erzählen, die Lebensgefährtin von Markus Prackwieser, die man im Volksmund nur liebevoll «Gumpine» nennt. «Alle Landwirtschaftsbetriebe mussten jeden ‹Zehnten› an die Herren abliefern. Also auch jede zehnte Flasche», weiss sie weiter zu erzählen.

«2003 kam der letzte Apfel weg»

Seit 1802 ist der Hof im Besitz der Prackwiesers. «Aber bis vor vierzig Jahren war er ein klassischer gemischter Landwirtschaftsbetrieb», so Judith. «Bis damals der erste Weissburgunder angepflanzt wurde, gabs nur Vernatsch. Ein Grossteil wurde an die Kellerei Gries abgeliefert.» Doch das ändert sich. «2003 kam der letzte Apfel weg. Wir wollten alles selber vinifizieren und nichts mehr an die Genossenschaft abliefern.» So begann man auch Lagenweine zu keltern. «Wir hatten bereits Mitte der Neunzigerjahre probehalber fünfzig bis hundert Reben von verschiedenen Sorten gepflanzt, um herauszufinden, welche sich auf dieser Höhe – wir sind hier auf 400 bis 500 Metern – und an dieser Lage besonders eignen würden», erinnert sich die Gumpine. Das Ergebnis: Sauvignon blanc und Weissburgunder erbrachten die besten Resultate. «Auch Blauburgunder funktionierte zuletzt immer besser.» Bei Schloss Prösels erwarben die Prackwiesers zusätzliche zwei Hektaren, wo sie Blau- und Weissburgunder auf 770 bis 850 Metern setzten.

Die Rebberge rauf und runter mit der Vespa

Wofür die Prackwiesers aber vor allem bekannt wurden. Sie sind immer die Letzten, die lesen! Die aussergewöhnliche Lage mit Parzellen vor allem in Westausrichtung gebietet das. In diesen düst Markus Prackwieser mit seiner uralten Vespa rauf und runter. Auch das ein Markenzeichen des umtriebigen Winzers. Er zuckt mit den Schultern: «Also die Vespa ist das perfekte Fortbewegungsmittel, wenn es rauf- und runtergeht. Vor allem, wenn sie getuned ist wie diese hier …» Kein Problem, denn sie ist ja nicht für den Gebrauch auf öffentlichen Strassen.

Renaissance: Barrique, Stahltank, Flaschenreifung

Heute führen die Prackwiesers drei Linien. Wobei: «Ich spreche lieber von Stilistiken als Linien», wendet Markus ein. Die wichtigste ist jene namens Renaissance. «Die soll sehr in Harmonie sein und die Flaschen mindestens fünfzehn Jahre gelagert werden können. Im ersten Jahr sind hundert Prozent in Holz ausgebaut, aber nicht in Barriques, sondern in Tonneaux.» Derweil die kleinen französischen Holzfässchen 225 Liter fassen, hat ein Tonneau ein Volumen von 500 Litern. «Danach verbringen die Weine noch ein Jahr auf der Feinhefe im Stahltank und zum Schluss ein weiteres in der Flasche, bevor sie auf den Markt kommen.»

Prackwiesers Weine werden von Gambero Rosso grundsätzlich jedes Jahr mit drei Gläsern bedacht. Zuletzt der Sauvignon Renaissance 2020. Ein wahrlich magistraler Wein!

Die Weine des Gumphofs
  • Weissburgunder Mediaevum 2022 (junge Rebstöcke, in Stahl ausgebaut): 17,25/20 (19.60 Franken)
  • Weissburgunder Praesulis 2021 (ältere Rebstöcke, ein Drittel im Holz ausgebaut): 17,75/20 (2020: 17,5/20 - 24.80 Franken)
  • Weissburgunder Riserva Renaissance 2019 (Foto, 3000 Flaschen): Ausladende Nase, Gelbfrucht, Banane, Honig, Ananas, Würze, Power, Melone, etwas Zimt, Hefe, Brioche, supertief, rechte Säure, kräftig, ätherisch, füllt restlos alles aus, dezente Vanille, rauchig, enorm komplex, Superlänge. Score: 18/20 (39.80 Franken)
  • Sauvignon Mediaevum 2022: 17/20 (22 Franken)
  • Sauvignon Praesulis 2021: 16,5/20 (2020: 17/20. 2016: 17/20 - 23.80 Franken)
  • Sauvignon Riserva Renaissance 2020: Minim vanillig, kräftig, komplex, leicht erdig, Brioche, etwas Aceton, sehr tief, frisch, mundfüllend, enorme Grapefruitfrucht, auch Melone und Orangen(-zeste), ätherisch, herbal, sehr lang. Gross! Score: 18,25/20 (2018: 18,25/20. 2017: 17/20 - 43.80 Franken)
  • Gewürztraminer Praesulis 2021: 16,5/20 (24.80 Franken)
  • Vernatsch Mediaevum 2022 (vom Kalterersee): 16,25/20 (18.20 Franken)
  • Pinot Noir Praesulis 2020: 17,25/20 (32 Franken)
  • Pinot Noir Riserva Renaissance 2019 (Rebanlagen von 2003, bis 50% Ganztrauben-Pressung, wird nur in den besten Jahren produziert): Ausladende, pinotige Nase, rote Kirschen, Kräuter, klar, tief, ätherisch, Power, nackige Säure, hohe Typizität, leichtfüssig-schwebend, füllt den Gaumen aus, bleibt immer vertikal, frische, toller Abgang. Score: 18/20 (73.80 Franken)

(Die Weine des Gumphofs gibts bei www.weinvogel.ch)

Die Weissburgunder aus dem Südtirol sind top! Der Renaissance des Gumphofs ist ein exzellenter Beweis dafür.
ALAIN KUNZ
  • Weissburgunder Mediaevum 2022 (junge Rebstöcke, in Stahl ausgebaut): 17,25/20 (19.60 Franken)
  • Weissburgunder Praesulis 2021 (ältere Rebstöcke, ein Drittel im Holz ausgebaut): 17,75/20 (2020: 17,5/20 - 24.80 Franken)
  • Weissburgunder Riserva Renaissance 2019 (Foto, 3000 Flaschen): Ausladende Nase, Gelbfrucht, Banane, Honig, Ananas, Würze, Power, Melone, etwas Zimt, Hefe, Brioche, supertief, rechte Säure, kräftig, ätherisch, füllt restlos alles aus, dezente Vanille, rauchig, enorm komplex, Superlänge. Score: 18/20 (39.80 Franken)
  • Sauvignon Mediaevum 2022: 17/20 (22 Franken)
  • Sauvignon Praesulis 2021: 16,5/20 (2020: 17/20. 2016: 17/20 - 23.80 Franken)
  • Sauvignon Riserva Renaissance 2020: Minim vanillig, kräftig, komplex, leicht erdig, Brioche, etwas Aceton, sehr tief, frisch, mundfüllend, enorme Grapefruitfrucht, auch Melone und Orangen(-zeste), ätherisch, herbal, sehr lang. Gross! Score: 18,25/20 (2018: 18,25/20. 2017: 17/20 - 43.80 Franken)
  • Gewürztraminer Praesulis 2021: 16,5/20 (24.80 Franken)
  • Vernatsch Mediaevum 2022 (vom Kalterersee): 16,25/20 (18.20 Franken)
  • Pinot Noir Praesulis 2020: 17,25/20 (32 Franken)
  • Pinot Noir Riserva Renaissance 2019 (Rebanlagen von 2003, bis 50% Ganztrauben-Pressung, wird nur in den besten Jahren produziert): Ausladende, pinotige Nase, rote Kirschen, Kräuter, klar, tief, ätherisch, Power, nackige Säure, hohe Typizität, leichtfüssig-schwebend, füllt den Gaumen aus, bleibt immer vertikal, frische, toller Abgang. Score: 18/20 (73.80 Franken)

(Die Weine des Gumphofs gibts bei www.weinvogel.ch)

Kellerei Kurtatsch: Im Olymp mit neuer Cuvée Tres

Die Genossenschaftskellerei Kurtatsch ist an dieser Stelle bereits vorgestellt worden, hier findest du den Link. Bei einer Blitzvisite haben wir die neuen Jahrgänge der Weine des Topbetriebs verkostet, der 190 Mitglieder zählt, davon 160 aus Kurtatsch. Dort, wo man gegen den Strom schwimmt, wie Marketingchef Harald Cronst betont: «Seit rund zwanzig Jahren bauen wir mehr Merlot und Cabernet Sauvignon aus als andere Rebsorten. Damals wollte niemand die Sorten keltern. Doch die Klimaerwärmung hat ihnen ungemein geholfen.» So würden mittlerweile viele Vernatsch- und Lagreinparzellen durch Bordoleser Rebsorten ersetzt. Mittlerweile ist die Kellerei Kurtatsch denn auch für die beiden Topweine der Lage Brenntal bekannt.

  • Blanc de Blancs 600 Extra Brut 2017 (der vierte Jahrgang dieses Schaumweins): tolle, minim hefige Nase, tief, Zitrone, Agrumen, Gelbfrucht, leicht brotig, präzise Perlage, rechte Säure, Fruchtsüsse, etwas Bittermandeln, ein Wein in bestem Trentodoc-Stil, ätherisch, kräuterig, lang. Score: 18,5/20 (42 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Pinot Grigio 2022: 17,25/20 (17.90 Franken. www.landolt-weine.ch)
  • Pinot Grigio Penon 2021 (Lagenwein): 17,75/20 (27 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Sauvignon Blanc 2022: 17/20 (18.50 Franken. www.fischer-weine.ch)
  • Sauvignon Blanc Kofl 2021 (Lagenwein): 17,5/20 (25 Franken. www.vonsalis-wein.ch)
  • Weissburgunder Hofstatt 2021 (Lagenwein): 16,5/20 (22 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Müller-Thurgau 2022: 16,75/20 (17 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Müller-Thurgau Graun 2021 (Lagenweine von Reben auf 800 Metern): 16,5/20 (Jahrgang 2016, der wie ein Riesling wirkt, also petrolig, mit Honignoten: 17,5/20 – 22 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Amos 2021 (eine weisse Cuvée aus Weissburgunder, Kerner und Sauvignon Blanc von hohen Lagen auf 600 bis 900 Metern): 17,75/20 (Jahrgang 2016, der mit einer leichten Honignote aufwartet, aber auch salzig-mineralisch und fast endlos lang ist: 18/20 – 29.50 Franken. www.vonsalis-wein.ch)
  • Chardonnay Freienfeld 2020 (Lagenwein): leicht exotische Marzipannase, Kräuterwürze, schlank, elegant, gradlinig, Power, Lychees, laicht kalkig, tiefgründig, Brotnoten, ätherisch, unfassbar lang: 18,5/20 (44 Franken. www.landolt-weine.ch)
  • Lagrein Riserva Frauenhügel 2020 (Lagenwein): 17,5/20 (34 Franken. www.landolt-weine.ch)
  • Merlot Brenntal 2020 (Lagenwein): 17,75/20 (Jahrgang 1997, der nussig, weihrauchig, ledrig, herbal und schlank daherkommt: 17,5/20 - 55 Franken. www.fischer-weine.ch)
  • Cabernet Sauvignon Freienfeld 2020 (Lagenwein): Sehr fruchtige Nase, kräuterig, Rosenblüten, etwas Chriesi, Tiefe, Stringenz, rechte Tannine, Bittermandeln, schlank, geradlinig, der Gegenentwurf zu einem molligen Wein, in typisch alpiner Cool-Climate-Stilistik, tolles Finale. Score: 18/20 (62 Franken. www.fischer-weine.ch)
  • Tres 2015 (Foto, neue Rotwein-Cuvée aus 77% Merlot, 20% Cabernet Franc und 3% Cabernet Sauvignon. Sieben Jahre Reifung. Jeder Jahrgang wird eine eigene Etikette haben): leicht nussig, tief, etwas Marzipan, hoch elegant, sehr frisch, Power, ausgeglichen, knackig, Säure, tief, dezente Tannine, Druck, ätherisch, lang. Ein sehr alpiner, wunderbar frischer Wein. Score: 18,5/20 (185 Franken. www.fischer-weine.ch)
Fantastische neue Cuvée: Der Tres der Kellerei Kurtatsch aus den drei gängigsten Bordeaux-Rebsorten.
zVg

Die Genossenschaftskellerei Kurtatsch ist an dieser Stelle bereits vorgestellt worden, hier findest du den Link. Bei einer Blitzvisite haben wir die neuen Jahrgänge der Weine des Topbetriebs verkostet, der 190 Mitglieder zählt, davon 160 aus Kurtatsch. Dort, wo man gegen den Strom schwimmt, wie Marketingchef Harald Cronst betont: «Seit rund zwanzig Jahren bauen wir mehr Merlot und Cabernet Sauvignon aus als andere Rebsorten. Damals wollte niemand die Sorten keltern. Doch die Klimaerwärmung hat ihnen ungemein geholfen.» So würden mittlerweile viele Vernatsch- und Lagreinparzellen durch Bordoleser Rebsorten ersetzt. Mittlerweile ist die Kellerei Kurtatsch denn auch für die beiden Topweine der Lage Brenntal bekannt.

  • Blanc de Blancs 600 Extra Brut 2017 (der vierte Jahrgang dieses Schaumweins): tolle, minim hefige Nase, tief, Zitrone, Agrumen, Gelbfrucht, leicht brotig, präzise Perlage, rechte Säure, Fruchtsüsse, etwas Bittermandeln, ein Wein in bestem Trentodoc-Stil, ätherisch, kräuterig, lang. Score: 18,5/20 (42 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Pinot Grigio 2022: 17,25/20 (17.90 Franken. www.landolt-weine.ch)
  • Pinot Grigio Penon 2021 (Lagenwein): 17,75/20 (27 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Sauvignon Blanc 2022: 17/20 (18.50 Franken. www.fischer-weine.ch)
  • Sauvignon Blanc Kofl 2021 (Lagenwein): 17,5/20 (25 Franken. www.vonsalis-wein.ch)
  • Weissburgunder Hofstatt 2021 (Lagenwein): 16,5/20 (22 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Müller-Thurgau 2022: 16,75/20 (17 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Müller-Thurgau Graun 2021 (Lagenweine von Reben auf 800 Metern): 16,5/20 (Jahrgang 2016, der wie ein Riesling wirkt, also petrolig, mit Honignoten: 17,5/20 – 22 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Amos 2021 (eine weisse Cuvée aus Weissburgunder, Kerner und Sauvignon Blanc von hohen Lagen auf 600 bis 900 Metern): 17,75/20 (Jahrgang 2016, der mit einer leichten Honignote aufwartet, aber auch salzig-mineralisch und fast endlos lang ist: 18/20 – 29.50 Franken. www.vonsalis-wein.ch)
  • Chardonnay Freienfeld 2020 (Lagenwein): leicht exotische Marzipannase, Kräuterwürze, schlank, elegant, gradlinig, Power, Lychees, laicht kalkig, tiefgründig, Brotnoten, ätherisch, unfassbar lang: 18,5/20 (44 Franken. www.landolt-weine.ch)
  • Lagrein Riserva Frauenhügel 2020 (Lagenwein): 17,5/20 (34 Franken. www.landolt-weine.ch)
  • Merlot Brenntal 2020 (Lagenwein): 17,75/20 (Jahrgang 1997, der nussig, weihrauchig, ledrig, herbal und schlank daherkommt: 17,5/20 - 55 Franken. www.fischer-weine.ch)
  • Cabernet Sauvignon Freienfeld 2020 (Lagenwein): Sehr fruchtige Nase, kräuterig, Rosenblüten, etwas Chriesi, Tiefe, Stringenz, rechte Tannine, Bittermandeln, schlank, geradlinig, der Gegenentwurf zu einem molligen Wein, in typisch alpiner Cool-Climate-Stilistik, tolles Finale. Score: 18/20 (62 Franken. www.fischer-weine.ch)
  • Tres 2015 (Foto, neue Rotwein-Cuvée aus 77% Merlot, 20% Cabernet Franc und 3% Cabernet Sauvignon. Sieben Jahre Reifung. Jeder Jahrgang wird eine eigene Etikette haben): leicht nussig, tief, etwas Marzipan, hoch elegant, sehr frisch, Power, ausgeglichen, knackig, Säure, tief, dezente Tannine, Druck, ätherisch, lang. Ein sehr alpiner, wunderbar frischer Wein. Score: 18,5/20 (185 Franken. www.fischer-weine.ch)
In den faszinierenden Stollen der Südtiroler Versuchsanstalt Laimburg stieg die vierte Ausgabe von Cortaccia Rossa mit den Vergleichsdegustationen von Kurtatscher Winzern vs. Rest der Welt.
Foto: zVg
Cortaccia Rossa: Kurtatsch hält mit Weltklasse mit!

Seit 2015 stellt sich Kurtatsch, das Klein-Bordeaux des Südtirols, am Tag des offiziellen Starts der grossen internationalen Fachwerkschau Wine Summit, der Weltklasse aus aller Welt. Mit der Cortaccia Rossa, einer Mini-Ausgabe des legendären Judgment of Paris von 1976, als die Kalifornier in einer Blindprobe sich grossen Bordeaux’ stellten – und obenaus schwangen.

2015 gings auch gegen die grossen Weine aus Bordeaux. 2017 kam die Konkurrenz aus Bolgheri. Seit 2019 ist es ein Gemischtwarenladen mit Topweinen aus Bordoleser Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc) aus aller Welt. Die Probe findet an einem spektakulären Ort statt: dem Felsenkeller der Laimburg, dem Forschungsinstitut des Südtirols mit seinen mit 5000 Kilo Dynamit in den Felsen gehauenen unterirdischen Stollen.

«Es geht uns darum, die Stilistik der Kurtatscher Weine wiedererkennen zu können», sagt Harald Cronst, Marketingchef der Kellerei Kurtatsch. Und das sei in den bisherigen Ausgaben gelungen, denkt Felix Bampi vom Weingut Peter Dipoli. «Unsere Weine konnten nicht nur mithalten – sie waren klar wiedererkennbar.» Total sind in Kurtatsch, das von seinem Terroir her perfekt geeignet ist für die Bordeaux-Sorten, 45 Hektaren mit diesen bepflanzt. Mengenmässig ist noch Luft nach oben, denn weitere 117 Hektaren sollen dafür geeignet sein.

31 Juroren vornehmlich aus den USA, Kanada, Deutschland, Italien und der Schweiz nahmen die 16 Weine der vier Kurtatscher Produzenten sowie der Weltklasse unter die Lupe – in der Hauptsache vom Jahrgang 2018 mit je einem gereiften Jahrgangspiraten aus Kurtatsch pro Viererflight.

Die Gesamtresultate lassen wir mal aussen vor, da einige Resultate schon sehr schräg waren. Meine Höchstnote von 18,75/20 gabs für den Opus One aus dem Napa Valley, das berühmte Joint Venture von Mondavi und Mouton-Rotschild. Gefolgt mit je 18,5/20 Punkten für zwei Weine: Dem Bolgheri Superiore des Guts Ca'Marcanda von Angelo Gaja und dem Château Pichon-Longueville Baron, einem famosen Deuxième Grand Cru Classé aus Bordeaux, das eigentlich auf dem Niveau der Premiers ist. Allerdings erhielt der Wein die Note erst nach intensiver Belüftung. Auf dem dritten Platz folgten der in seiner Jugend wie üblich knorrige (und deshalb sofort detektierte) San Leonardo aus dem Trentino, der Cabernet Sauvignon Freienfeld der Kellerei Kurtatsch, der Kultwein Sassicaia aus Bolgheri, der Collezione Privata von Isola e Olena sowie zwei Jahrgangspiraten: Dem 2011er Cabernet Sauvignon Linticlarus von Tiefenbrunner aus Kurtatsch und der Assemblage Anhof 2012 von Baron Widmann.

Abgefallen ist nur ein Wein: Der Deuxième Grand Cru Classé Brane-Cantenac aus Margaux. Mit 16/20 wer er als Einziger unter 17 Punkten. Fazit: Die Kurtatscher Weine können mit der Weltklasse mithalten – ohne jede Frage. Und sie reifen wunderbar. Keiner der eingestreuten Oldie-Piraten fiel ab. Chapeau!

Der deutsche Master of Wine Thomas Curtius degustiert die Weine der Vergleichsdegustation Cortaccia Rossa nach.
ALAIN KUNZ

Seit 2015 stellt sich Kurtatsch, das Klein-Bordeaux des Südtirols, am Tag des offiziellen Starts der grossen internationalen Fachwerkschau Wine Summit, der Weltklasse aus aller Welt. Mit der Cortaccia Rossa, einer Mini-Ausgabe des legendären Judgment of Paris von 1976, als die Kalifornier in einer Blindprobe sich grossen Bordeaux’ stellten – und obenaus schwangen.

2015 gings auch gegen die grossen Weine aus Bordeaux. 2017 kam die Konkurrenz aus Bolgheri. Seit 2019 ist es ein Gemischtwarenladen mit Topweinen aus Bordoleser Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc) aus aller Welt. Die Probe findet an einem spektakulären Ort statt: dem Felsenkeller der Laimburg, dem Forschungsinstitut des Südtirols mit seinen mit 5000 Kilo Dynamit in den Felsen gehauenen unterirdischen Stollen.

«Es geht uns darum, die Stilistik der Kurtatscher Weine wiedererkennen zu können», sagt Harald Cronst, Marketingchef der Kellerei Kurtatsch. Und das sei in den bisherigen Ausgaben gelungen, denkt Felix Bampi vom Weingut Peter Dipoli. «Unsere Weine konnten nicht nur mithalten – sie waren klar wiedererkennbar.» Total sind in Kurtatsch, das von seinem Terroir her perfekt geeignet ist für die Bordeaux-Sorten, 45 Hektaren mit diesen bepflanzt. Mengenmässig ist noch Luft nach oben, denn weitere 117 Hektaren sollen dafür geeignet sein.

31 Juroren vornehmlich aus den USA, Kanada, Deutschland, Italien und der Schweiz nahmen die 16 Weine der vier Kurtatscher Produzenten sowie der Weltklasse unter die Lupe – in der Hauptsache vom Jahrgang 2018 mit je einem gereiften Jahrgangspiraten aus Kurtatsch pro Viererflight.

Die Gesamtresultate lassen wir mal aussen vor, da einige Resultate schon sehr schräg waren. Meine Höchstnote von 18,75/20 gabs für den Opus One aus dem Napa Valley, das berühmte Joint Venture von Mondavi und Mouton-Rotschild. Gefolgt mit je 18,5/20 Punkten für zwei Weine: Dem Bolgheri Superiore des Guts Ca'Marcanda von Angelo Gaja und dem Château Pichon-Longueville Baron, einem famosen Deuxième Grand Cru Classé aus Bordeaux, das eigentlich auf dem Niveau der Premiers ist. Allerdings erhielt der Wein die Note erst nach intensiver Belüftung. Auf dem dritten Platz folgten der in seiner Jugend wie üblich knorrige (und deshalb sofort detektierte) San Leonardo aus dem Trentino, der Cabernet Sauvignon Freienfeld der Kellerei Kurtatsch, der Kultwein Sassicaia aus Bolgheri, der Collezione Privata von Isola e Olena sowie zwei Jahrgangspiraten: Dem 2011er Cabernet Sauvignon Linticlarus von Tiefenbrunner aus Kurtatsch und der Assemblage Anhof 2012 von Baron Widmann.

Abgefallen ist nur ein Wein: Der Deuxième Grand Cru Classé Brane-Cantenac aus Margaux. Mit 16/20 wer er als Einziger unter 17 Punkten. Fazit: Die Kurtatscher Weine können mit der Weltklasse mithalten – ohne jede Frage. Und sie reifen wunderbar. Keiner der eingestreuten Oldie-Piraten fiel ab. Chapeau!

Best of Südtirol 2023

Bei zwei längeren Besuchen im Südtirol – darunter das erwähnte Wine Summit in Bozen – habe ich so viele Weine verkostet, wie aus keiner anderen Region ausserhalb der Schweiz. Deshalb hat mein kleines Best of (für das es 18,5 Punkte brauchte, also 96 auf der Hunderterskala) bestimmt ein bisschen Legitimität. Mit meinem Wein des Jahres an der Spitze. Denn ein einziger erhielt 19 Punkte: die Terlaner Grande Cuvée Primo 2019 der Kellerei Terlan; eine Weisswein-Assemblage, die unfassbar gut ist. Vielleicht der beste Weisswein Italiens. Im Auftakt ein wenig Holz, aber schon da total frisch, expressiv und schon in der Nase hoch elegant; im Gaumen Power, viel Druck, Würze, ätherisch, der Wein nimmt den gesamten Gaumen ein, ein Hauch Vanille schimmert durch, die Säure ist präzise und knackig, sogar eine leicht leichte Tanninstruktur ist zu erahnen, und das Ding ist never-ending. Gewaltig! Dafür gibts wie gesagt 19 Punkte. Den 19er habe ich am Matter of Taste im März degustiert. Den 20er dann im Herbst am Wine Summit in Bozen. Der erhielt dann 18,5 Punkte. Zeigt auf: Dieses Prachtstück wird mit zunehmendem Alter immer besser! Hier also die Top 15:

Schaumwein

  • Haderburg Pas Dosé Millesimato 2019: 18,5/20 (35.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Blanc de Blancs 600 Extra Brut Kellerei Kurtatsch 2017: 18,5/20 (42 Franken. www.weinvogel.ch)
Wein des Jahres 2023 aus dem Südtirol: Die überwältigende Weisswein-Cuvée Terlaner Primo der Kellerei Terlan.
Foto: ALAIN KUNZ

Weiss

  • Terlaner Grande Cuvée Primo 2019 (Foto; Weissburgunder, Chardonnay, Sauvignon): 19/20 (229 Franken. www.casadelvino.ch)
  • Appius Kellerei St. Michael Eppan 2017 (Chardonnay, Pinot grigio, Sauvignon, Weissburgunder): 18,75/20 (130 Franken. www.boucherville.ch)
  • Chardonnay Riserva Vigna Crivelli Peter Zemmer 2021: 18,75/20 (31.80 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Chardonnay Sanct Valentin Kellerei St. Michael Eppan 2021: 18,5/20 (34.50 Franken. www.boucherville.ch)
  • Chardonnay Riserva Burgum Novum Castelfeder 2020: 18,5/20 (29.90 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Chardonnay Freienfeld Kellerei Kurtatsch 2020: 18,5/20 (44 Franken. www.landolt-weine.ch)

Rot

  • Pinot Nero Riserva Trattmann Kellerei Girlan 2019: 18,75/20 (41 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Merlot Riserva Siebeneich Kellerei Bozen 2020: 18,75/20 (39.80 Franken. www.vinothek-brancaia.ch)
  • Blauburgunder Riserva Vigna Ganger Kellerei Girlan 2019: 18,5/20 (145 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Tres Kellerei Kurtatsch 2015 (Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon): 18,5/20 (185 Franken. www.fischer-weine.ch)
  • MCMLVII Merlot Vecchie Viti Alois Lageder 2019: 18,5/20 (58 Franken. www.bindella.ch)
  • Merlot Riserva Vigna Kressfeld Kornell 2018: 18,5/20 (64 Franken. www.weinvogel.ch)
  • Lagrein Riserva Weingarten Klosteranger Klosterkellerei Muri-Gries 2018: 18,5/20 (76 Franken. www.weinvogel.ch)
Blick-Redaktor Alain Kunz sucht die Tre-Bicchieri-Weine im neuen Führer «Vini d'Italia» von Gambero Rosso.
Foto: zVg

Gambero Rosso und Duca di Salaparuta & Co. machen Halt in Zürich

Wie jedes Jahr macht Gambero Rosso auf dem Giro d'Europa Halt in Zürich. Die führende italienische Marke im Bereich Wein- und Gastronomie ist Herausgeber des Standard-Weinführers «Vini d'Italia», den jeder Italien-Freak wegen der berühmten Tre-Bicchieri-Weine kennt. Also jener gut 500 Gewächse, die jährlich mit der Maximalnote von drei Gläsern bedacht werden.

Eine exklusive Auswahl an Betrieben, die im Weinführer 2024 ausgezeichnet wurde, macht sich nun auf nach Zürich, um die Weine zu zeigen. Darunter, welch Zufall, die eben vorgestellten Kellereien, also das Kloster Neustift und Markus Prackwiesers Gumphof. Aus dem Südtirol reisen aber auch die Klosterkellerei Muri-Gries an, die den vielleicht weltbesten Lagrein keltert, den Einzellagenwein Klosteranger. Und das Weingut Kettmeir, das mit die besten Schaumweine aus dem Alto Adige in die Flaschen zaubert. Das Gut habe ich während der Corona-Zeit besucht. Hier das Portrait. Aber auch aus anderen Regionen hats viele Topshots unter den Zürich-Reisenden wie Volpaia aus der Toskana, Villa Sandi mit fantastischen Prosecchi aus dem Veneto, Sarotto aus dem Piemont oder Duca di Salaparuta aus Sizilien.

Die Eckdaten: Montag, 5. Februar. 16.30 bis 20 Uhr. Lake Side, Bellerivestrasse 170, Zürich. Anmelden kann man sich bis 1. Februar unter www.vinum.ch

Duca di Salaparuta: Supervertikale des Duca Enrico

Die Weine von Duca di Salaparuta, des grössten privaten Weinproduzenten aus Sizilien, das mit Geburtsjahr 1824 auch einer der ältesten Betriebe der Mittelmeerinsel ist, lohnen einen genaueren Blick. Seit 2001 sind unter dem Dach von Illva die Marken Duca (für die Prestigeweine), Corvo (für die einfacheren Gewächse) und Florio (vor allem Marsala) vereint. Insgesamt keltert die Gruppe fast 10 Millionen Flaschen jährlich. Ein Riese also!

Spannend: Die Vertikale des sortenreinen Nero D'Avola Duca Enrico, der als einer der allerersten sizilianischen Weine überhaupt 1984 (mit seinem ersten Jahrgang!) Tre Bicchieri erhielt. Hier sind einige Jahrgänge von 1999 bis 2019 des erstens sortenreinen Nero d'Avola auf Sizilien:

  • 1999: 17,5/20
  • 2004: 16,25/20
  • 2009: 17,5/20
  • 2015: 17,5/20
  • 2016: 17,75/20
  • 2017: dezente Nase, die schwarze Frucht erahnen lässt, Schattenmorellen. Brombeeren, Kräuterwürze, Lakritze, Power, wunderbar eingebettetes Holz, etwas Holzkohle, frische Säure und Tannine, trinkig, Weihrauch, ein Potpourri dunkler Früchte im langen Finale. Gross! Score: 18/20
  • 2019: Enorm tiefe, sehr reife Nase, dicht, stoffig, Rumtopf, Schmelz, totale Konzentration, welche einzig die Tannine vor einer gewissen Konfitürigkeit retten, ätherisch, lang. Score: 17,5/20 (78 Franken. www.hoferwineandspirits.ch)
Absoluter Klasse-Nero-d'Avola. Der Duca Enrico von Duca di Salaparuta.
ALAIN KUNZ

Die Weine von Duca di Salaparuta, des grössten privaten Weinproduzenten aus Sizilien, das mit Geburtsjahr 1824 auch einer der ältesten Betriebe der Mittelmeerinsel ist, lohnen einen genaueren Blick. Seit 2001 sind unter dem Dach von Illva die Marken Duca (für die Prestigeweine), Corvo (für die einfacheren Gewächse) und Florio (vor allem Marsala) vereint. Insgesamt keltert die Gruppe fast 10 Millionen Flaschen jährlich. Ein Riese also!

Spannend: Die Vertikale des sortenreinen Nero D'Avola Duca Enrico, der als einer der allerersten sizilianischen Weine überhaupt 1984 (mit seinem ersten Jahrgang!) Tre Bicchieri erhielt. Hier sind einige Jahrgänge von 1999 bis 2019 des erstens sortenreinen Nero d'Avola auf Sizilien:

  • 1999: 17,5/20
  • 2004: 16,25/20
  • 2009: 17,5/20
  • 2015: 17,5/20
  • 2016: 17,75/20
  • 2017: dezente Nase, die schwarze Frucht erahnen lässt, Schattenmorellen. Brombeeren, Kräuterwürze, Lakritze, Power, wunderbar eingebettetes Holz, etwas Holzkohle, frische Säure und Tannine, trinkig, Weihrauch, ein Potpourri dunkler Früchte im langen Finale. Gross! Score: 18/20
  • 2019: Enorm tiefe, sehr reife Nase, dicht, stoffig, Rumtopf, Schmelz, totale Konzentration, welche einzig die Tannine vor einer gewissen Konfitürigkeit retten, ätherisch, lang. Score: 17,5/20 (78 Franken. www.hoferwineandspirits.ch)
Die weiteren Weine von Duca di Salaparuta
  • Lavico Etna Bianco 2022: 16,25/20 (29.90 Franken)
  • Lavico Etna Rosso 2021: 16,25/20 (29.90 Franken)
  • Bianco di Valguarnera 2020 (100% Insolia): Honig, sehr tief, mineralisch, viel Wachs, Power, floral, reife, fast getrocknete Früchte, Heu, Acetontouch, Vanille, schöne Säure, welche für eine gewisse Balance sorgt, ätherisch, Mundfülle, lang. Score: 17,75/20 (52 Franken)
  • Kados Grillo 2022: 16,25/20 (17.90 Franken)
  • Sentiero del Vento Vermentino 2022: wunderschön komplex, Agrumen, Apfel, Pfirsich, Ananas, mineralisch, leicht wachsig, feingliedrig, schöne Säure, elegant, dicht, gegen Ende minim erdig, Top-Finish. Score: 17/20 (19.90 Franken)
  • Pinot Nero Sciaranera 2018: 15/20 (20.90)
  • Passo del Mule Nero d’Avola 2021: 16,25/20 (17.90 Franken)

(Die Weine von Duca di Salaparuta gibts bei www.hoferwineandspirits.ch und www.drinks.ch. Die Preise sind Richtwerte.)

Hoch spannender Weisswein, gekeltert aus der Insolia-Traube: Der Bianca di Valguarnera von Duca di Salaparuta.
ALAIN KUNZ
  • Lavico Etna Bianco 2022: 16,25/20 (29.90 Franken)
  • Lavico Etna Rosso 2021: 16,25/20 (29.90 Franken)
  • Bianco di Valguarnera 2020 (100% Insolia): Honig, sehr tief, mineralisch, viel Wachs, Power, floral, reife, fast getrocknete Früchte, Heu, Acetontouch, Vanille, schöne Säure, welche für eine gewisse Balance sorgt, ätherisch, Mundfülle, lang. Score: 17,75/20 (52 Franken)
  • Kados Grillo 2022: 16,25/20 (17.90 Franken)
  • Sentiero del Vento Vermentino 2022: wunderschön komplex, Agrumen, Apfel, Pfirsich, Ananas, mineralisch, leicht wachsig, feingliedrig, schöne Säure, elegant, dicht, gegen Ende minim erdig, Top-Finish. Score: 17/20 (19.90 Franken)
  • Pinot Nero Sciaranera 2018: 15/20 (20.90)
  • Passo del Mule Nero d’Avola 2021: 16,25/20 (17.90 Franken)

(Die Weine von Duca di Salaparuta gibts bei www.hoferwineandspirits.ch und www.drinks.ch. Die Preise sind Richtwerte.)

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