Weine auf Staatskosten
Bund verweigert Auskunft zum Bundesratskeller

Irgendwo hinter den Mauern des Berner Von-Wattenwyl-Hauses liegt der Bundesratskeller. Die Verweigerung von näheren Auskünften dazu oder einer Besichtigung irritiert.
Publiziert: 14:17 Uhr
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Der Weinkeller der Bundesräte befindet sich im Von-Wattenwyl-Haus, mitten in der Berner Altstadt.
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE

Darum gehts

  • Geheimnisvollster Weinkeller der Schweiz im Von-Wattenwyl-Haus in Bern
  • Bundesratskeller bleibt strikt tabu, nur Schweizer Weine werden gelagert
  • Immerhin: Weine aus allen 26 Kantonen für offizielle Anlässe des Bundesrates
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein

Mitten in der Berner Altstadt steht das berühmte Von-Wattenwyl-Haus. Seit 1934 gehört der Patrizierbau der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dient dem Bundesrat als repräsentative Empfangsstätte für Gäste und politische Gespräche. An ausgewählten Samstagen dürfen Besucher das Gebäude besichtigen – doch ein Bereich bleibt strikt tabu: der bundesrätliche Weinkeller.

Unsere Anfrage für eine Besichtigung des Bundesratskellers wurde sofort abgelehnt. Die Bundeskanzlei erklärt, es gebe einen Grundsatzentscheid, der eine Besichtigung untersage. Bekannt gebe man lediglich, dass dort Weine aus allen 26 Kantonen lagern – ausschliesslich Schweizer Tropfen, die bei offiziellen Anlässen des Bundesrates ausgeschenkt werden. Welche Weine eingekauft und bei welchen Gelegenheiten serviert werden, entscheide die Bundeskanzlei, die Bundesrätinnen und Bundesräte sowie das Protokoll.

«Keine weitere Auskunft zum Bundesratskeller»

Doch warum diese Geheimnistuerei? Und weshalb wird nicht preisgegeben, wie viele Flaschen im Keller schlummern, was sie durchschnittlich kosten oder welcher Jahrgang der älteste ist? Auch Fragen zum jährlichen Weinetat oder zur Nutzung der Tropfen durch einzelne Bundesratsmitglieder blieben unbeantwortet. Die Reaktion der Bundeskanzlei: «Wir informieren nicht über die bereits gegebene Antwort hinaus.»

Natürlich ist es verständlich, dass der Bund keine Werbung für bestimmte Weingüter machen möchte. Aber rechtfertigt dies eine solche Informationssperre? In einer Regierung, die sich Transparenz und Bürgernähe auf die Fahne schreibt, irritiert diese Haltung. Wenn mit Steuergeldern Weine finanziert werden, sollte zumindest offengelegt werden, in welchem Umfang. Solange die Bundeskanzlei dazu schweigt, bleibt der Bundesratskeller eines der bestgehüteten Geheimnisse der Schweizer Politik.

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