Auf einen Blick
- Erdbeben auf Santorin: Winzer treffen Vorkehrungen gegen mögliche Schäden
- Seit 1. Februar wurden 177 seismische Bewegungen gemessen.
- Santorin ist bekannt für Assyrtiko-Weine und süssen Vinsanto
Wenn die Erde bebt, können Gärtanks knicken wie Coladosen. Wein flutet Produktionshallen. Zerstörte Technik, beschädigte Gebäude und keinen Wein zum Verkaufen — Erdbeben haben auch gravierende Folgen für die Weinindustrie. Ein Beispiel dafür ist das Erdbeben in Chile im am 27. Februar 2010. Die Magnitudenstärke lag damals bei 8,8.
Droht den Winzern auf Santorin ein Szenario wie in Chile? Seit dem 1. Februar bebt hier die Erde immer wieder. 177 seismische Bewegungen wurden seither gemessen, die stärkste lag bei 5,3.
Santorin ist auch ein Weinparadies
Santorin wird hauptsächlich als Honeymoon- und Kreuzfahrt-Destination wahrgenommen. Doch die vulkanische Insel in der Ägäis ist auch berühmt für ihre Assyrtiko-Weine. Die Trauben der weissen Sorte behalten auch bei Dürre und grosser Hitze ihre frische Säure. Die Variante aus getrockneten Trauben betört als süsser Vinsanto mit Aromen von weissen Blüten und Honig.
Aktuell zählt die Rebfläche auf Santorin 1200 Hektar. Blick fragte Branchenkenner, welche Massnahmen die Winzer aus Santorin ergriffen haben und wie sie die Gefahr einschätzen.
Konstantinos Lazarakis (55) erlangte 2002 als erster Grieche den Titel Master of Wine. Er hat sich für Blick umgehört und schätzt die Lage wie folgt ein: «Das Wichtigste ist, dass die meisten Menschen die Insel verlassen haben und in Sicherheit sind. Natürlich treffen viele Weinkellereien Vorkehrungen. Alle Fässer und bewegliche Maschinenteile werden so befestigt, dass sie einem starken Beben standhalten können.»
«Wenn der Vulkan ausbricht, wären die Reben verloren»
Die Reben seien von einem Beben nicht betroffen, meint Lazarakis und fährt fort: «Wenn der Vulkan ausbricht und Santorin von Lava bedeckt wird, dann wären die Reben verloren. Das wäre in diesem schrecklichen Moment allerdings das Letzte, was uns Sorgen machen würde. Aber über dieses Worst-case-Szenario spricht hier niemand. Wir haben es hier mit einer Reihe von Erdbeben zu tun, die höchstwahrscheinlich in den nächsten Tagen, vielleicht sogar Wochen, abklingen werden.»
«Wir entscheiden zu gegebener Zeit»
Lambros Papadimitriou, Hauptgeschäftsführer der Domaine Sigalas auf Santorin, sagt: «Wir beobachten die Situation aufmerksam und entscheiden zu gegebener Zeit. Wir sind uns der Situation bewusst und haben allen unseren Mitarbeitern die Möglichkeit eingeräumt, bei Bedarf einige Tage Urlaub zu nehmen, um sich besser zu fühlen. Entsprechend gehen unsere Arbeiten im Weinberg weiter, während wir im Keller das absolut Notwendige tun, um die hohe Qualität unserer Weine zu erhalten.»