Darum gehts
- Wasser predigen und Wein trinken beschreibt Heuchelei und Doppelmoral
- Ursprung im Mittelalter: Geistliche forderten Bescheidenheit, genossen selbst aber Überfluss
- Psychologen sprechen von kognitiver Dissonanz
Wasser predigen und Wein trinken beschreibt Menschen, die hohe moralische Massstäbe an andere anlegen, sich selbst aber nicht daran halten. Der Spruch steht für Heuchelei und Doppelmoral und lässt sich in nahezu allen Lebensbereichen finden – in der Politik, am Arbeitsplatz oder innerhalb der Familie. Wer etwas fordert, es aber selbst nicht lebt, verliert schnell an Glaubwürdigkeit.
Die Redewendung geht vermutlich auf das Mittelalter zurück. Damals ermahnten Geistliche ihre Gemeinde zur Bescheidenheit und predigten, sich mit Wasser zu begnügen. Hinter Klostermauern floss Wein in Strömen – ein klares Zeichen dafür, dass die Predigten nicht für alle galten. Diese doppelte Moral spiegelt sich bis heute in vielen Situationen wider.
Wasser predigen und Wein trinken
Wasser steht also für Verzicht und Mässigung, Wein hingegen für Genuss und Überfluss. Klimakleber fordern Klimaschutz, fliegen aber Langstrecke in die Ferien. Arbeitgeber preisen Work-Life-Balance, verlangen aber ständige Erreichbarkeit. Eltern deklarieren zu Hause handyfreien Zonen, verbringen selbst aber Stunden auf Instagram. Solche Widersprüche zeigen, wie einfach es ist, anderen Regeln aufzuerlegen, die man selbst nicht befolgt.
Psychologen sprechen von kognitiver Dissonanz: Menschen neigen dazu, ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen, während sie bei anderen strengere Massstäbe anlegen. Solange das nicht auffällt, funktioniert es, bis irgendwann die Wahrheit ans Licht kommt. Wer Wein trinkt, sollte deshalb auch problemlos dazu stehen können.