Darum gehts
- Massive Rodung von Rebflächen in der Gironde zur Regulierung des Rotweinüberschusses
- Renaturierung und Diversifikation geplant, strenge Regeln für Rodung und Wiederbepflanzung
- Wer bis zum Stichtag nicht rodet muss mit Bussen rechnen
- Damit soll das Problem von «Geisterreben» im Keim erstickt werden
Lange wurde spekuliert, wie viele Hektar Reben in der Gironde dem Bagger zum Opfer fallen werden. Jetzt sind die Zahlen für die erste Phase der Restrukturierung da. Laut der Tageszeitung «Sudouest» gingen 1200 Rodungsanträge für eine Fläche von 6200 Hektar ein.
Die krasse Massnahme soll den Rotweinüberschuss in der unteren und mittleren Preiskategorie regulieren. Weinbauern, die Flächen zur Rodung anmelden erhalten eine Entschädigung von 4000 Euro pro Hektar. Die Rebberge der Spitzen-Châteaus im Médoc und im Libournais sind von der Rodungsaktion nicht betroffen.
Renaturierung oder Diversifikation
3500 Hektar Rebfläche werden renaturiert. Die restlichen Flächen sollen anderweitig landwirtschaftlich genutzt werden. Die Regeln sind klar: Wer bei den Behörden Flächen zur Rodung angemeldet hat, muss seine Reben bis zum 2. Juni 2025 ausreissen. Zudem dürfen für die gerodeten Flächen in den nächsten sechs Jahren keine Anträge auf Wiederbepflanzung gestellt werden.
Probleme mit Geisterreben
Das Zeitfenster ist wichtig. Weinberge, die nicht mehr bearbeitet werden und in denen «Geisterreben» wild vor sich hin wuchern, sind ein Hort für Schädlinge, die bewirtschaftete Nachbarflächen infizieren können. Dazu zählen Mehltauerkrankungen ebenso wie der Befall mit einer Rebzikade, die Virusträgerin für die tödliche Rebkrankheit «Flavescence dorée» (Goldgelbe Vergilbung) ist.
Illegale Pflanzungen sowie brachliegende Weinberge sind von der finanziellen Rodungssubvention ebenso ausgeschlossen, wie Flächen von Unternehmen, die sich in Liquidation befinden. Bereits wurden Strafverfahren gegen die Eigentümer von nicht bewirtschafteten Flächen eingeleitet.
David gegen Goliath
Unter den «Geisterreben» leiden auch die Besitzer der 2017 gegründeten Domaine du Carrelet. Die Reben des zwei Hektar grossen Mini-Weinguts grenzen an Château Chabiran. Das Château gehört zum Imperium des chinesischen Unternehmers Naijie Qu. Der «Mann der 25 Schlösser» wurde 2023 wegen diverser Vergehen verurteilt. Neun seiner Weingüter in der Gironde wurden beschlagnahmt. Um die verlassenen Rebberge kümmerten sich die Behörden bislang nicht.