Auf einen Blick
- In den 2010er-Jahren wurden über 100 Bordeaux-Güter an chinesisches Investoren verkauft
- Nun stehen 50 von ihnen zum Verkauf oder werden versteigert
- Ein bröckelnder Absatzmarkt, hohe Betriebskosten und Chinas restriktive Kapitalpolitik sind die Gründe
Zwischen 2010 und 2016 wurden mehr als hundert Güter im Südwesten Frankreichs an chinesische Investoren verkauft. Ein berühmtes Beispiel ist Château Loudenne im Haut-Médoc. 2013 kaufte der finanzkräftige Spirituosenhersteller Kweichow Moutai das Château mit der berühmten rosafarbenen Fassade und dem eigenen Hafen an der Gironde.
Seit 2022 gehört das Schmuckstück wieder einem französischen Unternehmer. Im gleichen Jahr verschwanden auch die Châteaus Lapin d’Or (Goldenes Kaninchen) und Grand Antelope (Grosse Antilope) von der Bordeaux-Landkarte. Die Betriebe tragen heute wieder ihre ursprünglichen Namen Château La Tour Saint-Pierre und Château Close Bel-Air.
Fledermäuse statt Weinkunden
Im Mai dieses Jahres schlugen die französischen Behörden zu und beschlagnahmten neun Châteaus des chinesischen Magnaten Naijie Qu, nachdem er wegen Korruption verurteilt wurde.
Kürzlich kam Château Latour Laguens mit einem Höchstgebot von 150'000 Euro ohne Rebfläche unter den Hammer. Das auf Mittelalter getrimmte Anwesen gammelt vor sich hin und ist «Heimat einer Kolonie Fledermäuse», wie die französische Zeitung «Sudouest» am 25. Oktober informierte. 2008 wurde es als eines der ersten Châteaus an eine chinesische Investorin verkauft.
Kapitalflusskontrolle durch Peking
Es gibt einige Gründe, weshalb die chinesischen Investoren ihren Traum vom Château begraben. Die Regierung in Peking kontrolliert, wohin das Kapital fliesst. Die Entscheidung, strenge Kapitalkontrollen einzuführen, habe einem Markt, der bereits durch eine Überproduktion von Bordeaux-Wein geschwächt ist, einen Schlag versetzt, sagt Li Lijuan, Immobilienmaklerin und Spezialistin für den asiatischen Markt bei Vineyards-Bordeaux. Investitionen im Ausland seien kaum mehr möglich.
Stagnierender Weinkonsum in China
Branchenkenner vermuten die Gründe für den Exodus aus Bordeaux im Geschäftsmodell der Investoren. In der Hoffnung auf sofortige Rendite wurden Weingüter der untersten Kategorie gekauft und sehr günstige Weine produziert, die über eigene Vertriebsnetze in China mit hoher Marge auf den Markt gelangten. Mit dem stagnierenden Weinkonsum in China bröckelt der Absatzmarkt. Die Betriebskosten für das Château in Bordeaux bleiben aber gleich hoch. Game over.