Trockener Monat
Was ist der «Dry January»?

Im Januar begegnet einem in den sozialen Medien regelmässig der «Dry January» – auch «Drynuary» genannt. Blick-Wein-Expertin Shirley Amberg erklärt, was es damit auf sich hat.
Publiziert: 04.01.2022 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2022 um 17:37 Uhr
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Im Dezember wurden vielleicht ein bisschen zu viele Flaschen geköpft...
Foto: Getty Images/EyeEm
Shirley Amberg

Jeder, der sich ein bisschen in den sozialen Medien tummelt, hat wahrscheinlich schon vom «Dry January» oder «Drynuary» gehört: Dabei geht es darum, dass Menschen für einen Monat – also den ganzen Januar lang – keinen Alkohol trinken.

Obwohl es in mehreren Ländern, insbesondere in Finnland, bereits seit Jahrzehnten Bemühungen gegeben hat, das Volk zu einem abstinenten Lebensstil zu animieren, kristallisierte sich das Konzept des «trockenen Januars» erst vor ungefähr fünf Jahren heraus, als eine britische Wohltätigkeitsorganisation die Marke «Dry January» registrierte.

Diese gemeinnützige Organisation, die heute «Alcohol Change» heisst, forderte die Briten dazu auf, Freunde und Familie zu bitten, sie in ihrer Nüchternheit zu unterstützen. Der Zeitpunkt war bewusst gewählt, denn der Januar ist traditionell ein schlechter Monat für Bars und Restaurants – unter anderem aufgrund der hohen Ausgaben im Dezember.

Heute hat der «Drynuary» eine weltweite Anhängerschaft

Der «Drynuary» ist heute vor allem ein Trend für Menschen, die ihr öffentliches Leben auf Social Media verbessern möchten. In einer Ära der Saft- und Sport-Selfies ist der «Drynuary» eine weitere Möglichkeit, sein Engagement für seine Gesundheit öffentlich zu verkünden.

Ironischerweise – aber nicht wirklich überraschend – gibt es keine konkreten Beweise dafür, dass der «Drynuary» der beste Weg für einen vernünftigen Umgang mit der Flüssigdroge ist. Gemäss Ärzten wäre es sinnvoller, das ganze Jahr über zwei alkoholfreie Tage pro Woche einzuplanen als einen Monat Abstinenz am Stück.

Selbstverständlich gibt es einiges an Hinweisen darauf, dass eine Alkoholabstinenz, wenn auch nur für kurze Zeit, das Risiko von Leberschäden verringern und den Blutzuckerspiegel verbessern kann. Jedoch fehlen die Beweise dafür, dass der «Dry January» langfristig positive Ergebnisse erzielt – insbesondere wenn die Teilnehmer nach Ablauf des Monats zu ihren ursprünglichen Trinkgewohnheiten zurückkehren.

Es ist, gar keine Frage, löblich, auf Alkohol zu verzichten oder sich zurückhaltender verhalten zu wollen. Jeder gemässigte Trinker, der schon bewusst seinen Alkoholkonsum reduziert hat, weiss, dass die Vorteile offensichtlich sind: Der Schlaf ist tiefer, das Gehirn funktioniert besser, das Aussehen frischer.

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«Dry January» auf Social Media

Aktuell gibt es fast 100'000 Instagram-Posts mit dem Hashtag «DryJanuary», «Dryuary» oder «Drynuary». Die sozialen Medien ermöglichen ein Gemeinschaftsgefühl – und es verschafft den Benutzern auch einen Ego-Boost und verbindet die «Gefällt mir»-Angaben mit einem anscheinend funktionierenden Gesundheitsplan.

Das Nicht-Trinken kann durchaus gefeiert werden: Der «Drynuary» ist genau wie der «Veganuary» – ein Monat ohne tierische Produkte – grossartig. Wenn man es denn für sich tut – und nicht um jene, die es nicht tun, als hedonistische Weicheier zu kritisieren.

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