Tipps zum Dry January
Was bringt der Alkoholverzicht für einen Monat wirklich?

Nach der Silvester-Feier kommen die guten Vorsätze. Viele wollen zum Beispiel für einen Monat auf Alkohol verzichten. Aber bringt das auch was?
Publiziert: 30.12.2024 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2024 um 13:24 Uhr
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Erst wird gefeiert, dann kommt die grosse Ernüchterung: Nach Silvester verzichten einige für einen Monat auf Alkohol.
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

  • Dry January: Alkoholverzicht im Januar bringt körperliche und psychische Vorteile
  • Verzicht fördert besseren Schlaf, mehr Energie und Überdenken des Trinkverhaltens
  • Studie mit 800 Testpersonen zeigt positive Effekte des einmonatigen Alkoholverzichts
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Seit einigen Jahren verbreitet sich der Trend, im Januar auf Alkohol zu verzichten. Doch bringen die 31 Tage so viel? Was geschieht dabei im Körper? Und gibt es Risiken? Expertinnen geben Antworten.

Die Weihnachtsmärkte schliessen, die Familienfeste sind vorüber und an Silvester wird über Neujahrsvorsätze gesprochen. Für viele Menschen ist das der perfekte Zeitpunkt, um über den Verzicht auf den im Dezember häufig so viel konsumierten Alkohol nachzudenken. Seit einigen Jahren wird daher der Trend mit dem Namen «Dry January» (trockener Januar) bekannter, gemeint ist der Verzicht auf die Droge Alkohol im ersten Monat des Jahres.

«Weniger Infektionen, weniger Krebsrisiko, weniger Unfallrisiko»

Doch woher kommt der Trend überhaupt? Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), zufolge ist er ursprünglich in Grossbritannien entstanden und breitete sich schnell in Europa aus. Der Zeitpunkt liege auf der Hand: «Der Jahresanfang ist traditionell die Zeit für gute Vorsätze. Nach Weihnachten und Silvester – also Anlässen, zu denen oft viel Alkohol getrunken wird – ist es naheliegend, mal einen Break zu machen: Um fit ins neue Jahr zu starten und sich rundum besser zu fühlen.»

Der Alkoholverzicht im Januar habe zunächst einmal dieselben Vorteile wie Alkoholverzicht generell – und zwar auf körperlicher sowie auf psychischer Ebene: «Weniger Infektionen, weniger Krebsrisiko, weniger Unfallrisiko, weniger Konflikte in sozialen Beziehungen, ein gesünderes Herz, besserer Schlaf, verbesserter Blutdruck», zählt Rummel auf.

«Der Monat ohne Alkohol ist eine super Chance»

Doch auch allein der Verzicht für nur einen Monat könne schon viel bringen, wie eine Studie der Universität Sussex in England 2018 gezeigt habe: Die 800 Testpersonen berichteten demnach davon, «dass sie mehr Energie haben, abnehmen, besser schlafen und allgemein einen besseren Gesundheitszustand haben. Und, last but not least: Geld sparen.» Zudem könne der Körper in der Zeit laut Rummel entgiftet werden. Immerhin sei Alkohol ein Zellgift, das bei häufigem Konsum das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert.

Die DHS-Geschäftsführerin betont: «Der Monat ohne Alkohol ist eine super Chance, das eigene Trinkverhalten zu überdenken: Wann, wo und weshalb trinke ich Alkohol? Man macht vielleicht die Erfahrung: Ich kann auch ohne Alkohol Spass haben und fühle mich sogar insgesamt fitter und besser, als wenn ich Alkohol trinke.»

Nicht für alle geeignet

Doch ist es für regelmässige Trinker überhaupt so leicht, einen Monat lang zu verzichten? «Es gibt Angebote, sich über Social Media mit der Dry January Community zu vernetzen. Man kann auch im Freundeskreis eine Challenge daraus machen. Und einfach gemeinsam Spass haben? Ohne Alkohol», empfiehlt Rummel denjenigen, die Hilfe dabei brauchen. Man könne auch gemeinsam über die Bedeutung des Alkohols für das eigene Leben sprechen und ob es vielleicht auch ohne ginge.

Geeignet sei der Dry January allerdings nicht für alle, beispielsweise berge er für Alkoholiker starke Risiken: «Bei einem plötzlichen Trinkstopp können sie schwere Entzugserscheinungen erleiden und brauchen ärztliche Hilfe», erklärt Rummel.

Doch inwiefern kann lediglich ein Monat Alkoholverzicht im Detail hilfreich sein? Stephanie Eckhardt, Leiterin des Referats Suchtprävention bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), erklärt: «Beim Alkoholverzicht erholt sich insbesondere die Leber. Diese ist zuständig für den Alkoholabbau.» Je mehr Alkohol man trinke, desto höher sei das Risiko für verschiedene Lebererkrankungen. «Bereits eine mehrwöchige Alkoholpause ist schon geeignet, damit sich die Leber wieder erholen kann.»

Ein guter Test, wie hoch das Suchtrisiko ist

Zudem verbesserten sich das allgemeine Wohlbefinden, die Fitness und Leistungsfähigkeit. «Nach vier Wochen kann sich ein erhöhter Blutdruck senken, das Hautbild verbessert sich und die Lebensenergie nimmt weiter zu. Ausserdem hat Alkohol viele Kalorien», betont die Expertin. Der Verzicht könne also auch beim Abnehmen helfen. «Je länger man keinen Alkohol konsumiert, umso kleiner wird das Bedürfnis, Alkohol zu trinken. Damit wird es leichter, etwas Gutes für die Gesundheit zu tun.»

«Der zeitweilige Verzicht auf Alkohol hilft ausserdem auszutesten, ob in Bezug auf Alkohol ein Suchtrisiko besteht. Wem es schwerfällt, auf Alkohol zu verzichten, der profitiert doppelt. Denn dann wird klar, dass ein Abhängigkeitsrisiko besteht.» Wenn man es sich fest vornehme, im Januar kein Alkohol zu trinken und dann scheitere, sei die Gewöhnung an den Konsum bereits so stark, dass man sich professionelle Hilfe suchen solle.

«Überlegen Sie sich Alternativen»

Einfach sei so eine Entwöhnung nicht: «Wer vor der alkoholfreien Zeit häufig, oder sogar täglich, Alkohol konsumiert hat, muss Gewohnheiten, die sich über die Jahre eingeschlichen haben, wieder loswerden.» Insbesondere alkoholabhängige Menschen müssten beim Verzicht daher ärztlich überwacht werden.

Denjenigen Trinkern, die es im Januar mit dem Verzicht versuchen wollen, empfiehlt Eckhardt: «Überlegen Sie sich Alternativen zu den üblichen Konsumsituationen, um den Auslösereiz zu vermeiden, und durchbrechen Sie damit Ihre Konsumroutinen.»

Im Idealfall helfe der Dry January über den Januar hinaus und fördere den bewussten Umgang mit der Droge. Eckhardt betont: «Wer die positiven Effekte der alkoholfreien Zeit bewusst wahrnimmt, für den wird sowohl der reduzierte Konsum als auch der längerfristige Verzicht auf Alkohol einfacher.»

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