Pöstler packt aus
«Manchmal bekomme ich Trinkgeld oder Weinflaschen»

Regen, Sturm oder Schnee – nichts kann das sonnige Gemüt von Ricardo Nunes (39) trüben. Beim Treffen mit Blick sprach der beliebte Postbote über seinen Arbeitsalltag, Begegnungen mit Menschen und ob er Weinpakete besonders vorsichtig behandelt.
Publiziert: 24.07.2023 um 14:52 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2023 um 14:42 Uhr
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Verbreitet gute Laune: Ricardo Nunes auf seiner Tour in der Stadt Zürich.
Foto: Nicolas Greinacher
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Ein freundliches «Wii isch da» höre ich mindestens einmal pro Woche vom Postboten Ricardo Nunes (39). Zum Glück gibt es Menschen wie ihn, dessen gute Laune sich automatisch auf andere überträgt. Egal wie sich das Wetter präsentiert oder was sonst gerade in der Welt passiert: Nunes ist stets gut aufgelegt. Höchste Zeit, den Pöstler zum Gespräch einzuladen.

Blick: Wie lange sind sie schon als Postbote tätig und wie sind sie zu diesem Beruf gekommen?
Nunes: «Ich arbeite schon seit 12 Jahren bei der Post. Ursprünglich komme ich aus Portugal und bin 2007 in die Schweiz gezogen. Nach ein paar Jahren auf dem Bau hat mir ein Freund den Tipp gegeben, mich bei der Post zu bewerben.»

Wie sieht ihr Arbeitstag konkret aus?
«Um fünf Uhr morgens klingelt der Wecker, und kurze Zeit später stehe ich im Verteilzentrum Urdorf ZH. Nach einer kleinen Morgensitzung belade ich mit einer Kollegin oder einem Kollegen das Postfahrzeug und scanne jedes Paket. Pro Tag sind es etwa 250 Pakete, die ich auf meiner Tour in der Stadt Zürich ausliefere. Um 15 Uhr bin ich in der Regel wieder zurück in Urdorf und habe Feierabend.»

Behandeln sie Weinpakete mit besonderer Vorsicht?
«Ja klar, ich sehe ja meistens anhand der Verpackung, was drin ist. Bei Wein oder elektronischen Geräten bin ich vorsichtiger als sonst.»

Trinken sie selber Wein?
«Auf jeden Fall! Meine Favoriten sind portugiesische Rotweine aus den Regionen Dão, Douro und Alentejo. Zum Grillieren am Wochenende gehört eine gute Flasche Wein einfach dazu.»

Was gefällt ihnen am Beruf des Postboten?
«Der Kontakt mit den Menschen. Es gibt auch viele ältere oder einsame Menschen, die sichtlich Freude haben, wenn sie das ein oder andere Wort mit mir wechseln können. Diese Begegnungen motivieren mich sehr. Manchmal bekomme ich sogar Trinkgeld, Schokolade oder eine Flasche Wein geschenkt.»

Und wie gehen Sie mit etwas schwierigeren Menschen um?
«Klar kann es selten mal vorkommen, dass mir jemand nicht guten Morgen sagt, aber damit muss ich leben. Manchmal reagieren die Menschen nicht auf mein Klingeln, weshalb ich eine Abholeinladung im Briefkasten deponieren muss. Danach wird allerdings behauptet, ich hätte nicht geklingelt. Wenn sich jemand bei der Post beschwert, gelangt die Kundenreklamation immer zu mir und ich muss Stellung dazu nehmen. Es wird aber nicht nur Kritik, sondern auch Lob weitergeleitet.»

Welche Eigenschaften braucht eine Postbotin oder ein Postbote, um einen hervorragenden Job zu machen?
«Am wichtigsten sind aus meiner Sicht Freundlichkeit, Zuverlässigkeit und körperliche Fitness. Auch Flexibilität wird geschätzt. Manchmal bekomme ich vom Gruppenchef einen Anruf und werde gebeten, eine Auslieferung von einem anderen Kollegen zu kompensieren. Es ist wichtig, dass man einander aushilft, sofern es die Zeit erlaubt.»

Und was machen sie, wenn sie mal nicht im gelben Auto unterwegs sind?
«Mein freie Zeit verbringe ich gerne mit meiner Familie. Ich habe zwei kleine Kinder, zwei- und vierjährig. Ab und zu treffe ich mich auch mit Kollegen. Und ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer.»

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