Mit Kork versiegelte Amphoren aus den Ruinen von Pompeji lieferten den Beweis, dass die Verwendung von Kork zum Verschluss von Gefässen mindestens 2000 Jahre zurückreicht. Es dauerte allerdings bis ins 17. Jahrhundert, bis die Erfindung von Glasflaschen den heutigen Haupt-Verwendungszweck für Naturkork ermöglichte.
Ab Ende der 1960er-Jahre erlebten die korkigen Weinverschlüsse erste Rückschläge. Die Hauptursache waren ungeniessbare Zapfenweine, kontaminiert durch das 2,4,6-Trichloranisol (TCA). Darüber hinaus führte die Vernachlässigung von einzelnen Verkaufsmärkten, wie zum Beispiel Australien, dazu, dass diese vermehrt auf Drehverschlüsse umstiegen.
Eine Industrie im Umbruch
Obwohl viele Korkhersteller das Zapfenproblem kleinredeten, beschäftigten sich Firmen schon früh mit der Thematik und sagten dem TCA-Problem den Kampf an. Eines dieser Unternehmen war die im Jahr 1981 von Jochen Michalski gegründete portugiesische Firma Cork Supply, die mittlerweile zu den weltweit führenden Herstellern von Naturkork zählt.
«Jeder einzelne Herstellungsschritt, vom Korkbaum über den Transport in die Fabrik bis hin zur Produktion, wurde durchleuchtet. Unser Ziel war es, TCA zu beseitigen und den bis anhin guten Ruf des Naturkorkens wieder herzustellen», so Michalski zu Blick. In der Folge investierten Firmen wie Cork Supply hohe Summen in den gesamten Herstellungsprozess und in die Qualitätskontrolle.
«Mithilfe von Gaschromatografie lassen sich sämtliche chemischen Bestandteile eines Korkens analysieren. Das ermöglicht uns, auch nur winzige Vorkommnisse von TCA aufzudecken und kontaminierte Korken auszusortieren. Wasserdampfdestillation ist ein weiteres Hilfsmittel, wo verunreinigte Korken von TCA befreit werden können», so Michalski.
Zusätzlich bietet Michalski seinen Kunden einen Schnuppertest an. Naturkork wird in einem verschlossenen Glas etwas Wasser zugesetzt. Die feuchte Umgebung bringt TCA zum Vorschein, sofern die Korken davon befallen sind. Mehrere Mitarbeiter riechen daraufhin am selben Korken, um eine TCA-Kontaminierung auszuschliessen. «Das sind nur einige Beispiele unserer Massnahmen, dank welchen unsere Naturkorken mittlerweile zu 99,5 Prozent frei von lästigem TCA sind.»
Nachhaltigkeit als wichtiges Argument
Im direkten Vergleich zu metallischen Drehverschlüssen oder synthetischen Korken haben Naturkorken einen entscheidenden Vorteil: Ihre Produktion ist umweltfreundlicher. Sie ist so nachhaltig, dass sie sogar einen negativen ökologischen Fussabdruck hinterlässt, weil die bis zu 200 Jahre alten Korkeichen dank der Fotosynthese einen positiven Beitrag zur Luftqualität leisten und dadurch mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre entzogen anstatt hinzugefügt wird. Ein einzelner Naturkork kompensiert etwa die durch die Produktion einer Glasflasche verursachten Emissionen.
Ein weiterer Umweltvorteil von Naturkorken ist, dass sie nach dem Öffnen der Flasche vielseitig verwendet werden können, wie zum Beispiel zum Basteln. Doch Michalski präzisiert: «Es macht keinen Sinn, gebrauchte Weinkorken zu sammeln und dann mit einem LKW irgendwo hinzufahren, da dies nur unnötige Emissionen verursacht und den ökologischen Fussabdruck eines Naturkorkens verschlechtert».
«Bedeutende Weinmärkte wie zum Beispiel USA oder China verlangen insbesondere bei hochwertigeren Weinen einen Korkverschluss. Das führt sogar dazu, dass australische Spitzenweine, welche nach China exportiert werden, mit einem Naturkork versehen sind, während derselbe Wein in Australien mit einem Drehverschluss angeboten wird», so Michalskis Beobachtungen.
Obwohl sich speziell bei preisgünstigen Weinen alternative Verschlusssysteme durchgesetzt haben und Länder wie Australien mehrheitlich auf den Drehverschluss setzen, sieht die Zukunft des Naturkorkens dank umfassenden Qualitätskontrollen wieder etwas vielversprechender aus. Und dass Naturkork einen wichtigen Beitrag an die Umwelt leistet, erscheint in der heutigen Zeit wichtiger denn je.