Mehr Duft dank Luft
Deshalb muss Wein unbedingt atmen

Weinflasche öffnen, einschenken und geniessen? Nicht immer ist es so einfach. Weine brauchen Luft, damit sie ihre Aromen voll ausspielen können.
Publiziert: 12.04.2025 um 13:51 Uhr
1/6
Aromen werden beim Schwenken des Glases freigesetzt.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Flüchtige Verbindungen bestimmen das Weinaroma
  • Damit sich diese Duftmoleküle lösen, braucht Wein Luft zum Atmen
  • Das Schwenken des Weinglases fördert den Luftstrom
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_707.JPG
Ursula GeigerRedaktorin Wein

Neulich beim Familienfest. Der Rotwein, die Flasche frisch aus dem Keller geholt, schmeckt nicht so recht. Die Weinaffinen in der Tischrunde verziehen das Gesicht.

Der Rote sei zu kühl und überhaupt müsse er erst atmen. Sie haben recht. Der Wein ist komplett zu. Die Aromatik geht gegen null und beim ersten Schluck schlagen Säure und Gerbstoffe sehr uncharmant zu.

Mehr Duft dank Sauerstoff

Wenn Wein sich nicht in seiner besten Form zeigt, fehlt ihm oft die Luft zum Atmen. Die Aromen bleiben im Getränk, anstatt die Riechzellen zu kitzeln.

Im Wein gibt es mehrere Tausend flüchtige Verbindungen und Substanzen, die das Aroma bestimmen.

Davon sind rund fünfzig geschmacksprägend. Sie sorgen dafür, dass Sauvignon blanc nach Holunderblüten und Maracuja oder nach Brennnessel und Buchs riecht. Diese Duftmoleküle sind so stark, dass wir sie wieder abrufen und benennen können.

Ohne Luftstrom geht gar nichts

Damit die Duftmoleküle unseren Geruchssinn erreichen können, müssen sie sich aus dem Wein lösen und im Luftstrom transportiert werden. Dabei helfen Wärme und Luft.

Die Weinkenner in der Tischrunde liegen richtig: Temperiert und eine Stunde vorher geöffnet, hätte der erste Schluck Wein besser geschmeckt.

Wärme hilft

Aber: Wein erwärmt sich im Glas schnell, besonders wenn Suppenschüsseln und Bratenplatten auf dem Tisch stehen. Auch das Weinglas trägt seinen Teil dazu bei. Je bauchiger das Glas, desto grösser ist die Weinoberfläche, die der Umgebungsluft ausgesetzt ist. Wird es dann noch kräftig geschwenkt, ist der Luftstrom für die Duftmoleküle ideal.

Und wem das alles zu langsam geht, giesst seinen Wein in ein leeres Glas um und wieder zurück. Damit ist das Luft-Problem dann endgültig vom Tisch.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?