Bekanntes Wein-Phänomen
Das bedeuten Kirchenfenster im Weinglas

Bis heute halten sich hartnäckig Gerüchte, dass Kirchenfenster oder Tränen im Weinglas etwas über die Qualität des Weins aussagen. Blick klärt auf, was es mit dem Phänomen auf sich hat.
Publiziert: 18.04.2024 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2024 um 16:42 Uhr
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Kirchenfenster im Weinglas und die Qualität eines Weins haben grundsätzlich nichts miteinander zu tun.
Foto: Shutterstock
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Du hast es sicher schon mindestens einmal in deinem Leben gehört: Kirchenfenster oder Tränen im Weinglas sind ein Zeichen dafür, dass es sich um einen hervorragenden Wein handelt. Es komme nicht nur auf die Form an, sondern auch auf die Zeit, wie lange die Kirchenfenster nach dem Schwenken des Weinglases bestehen bleiben. Je länger, so meinen viele, desto besser der Wein.

Restlos aufgeklärt ist das Kirchenfenster-Phänomen im Weinglas bis heute nicht. Es gibt jedoch mehrere plausible Anhaltspunkte, auf welche du dich beziehen kannst. Das Wichtigste vorweg: Kirchenfenster im Weinglas und die Qualität eines Weins haben grundsätzlich nichts miteinander zu tun.

Mehr Kirchenfenster bei höherem Alkoholgehalt

Der italienische Physiker Carlo Marangoni (1840-1925) untersuchte die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und erforschte ebenfalls, inwiefern sich die Flüssigkeiten untereinander beeinflussen. Eine plausible Möglichkeit zur Erklärung der Kirchenfenster im Weinglas ist der Marangoni-Effekt.

Ein dünner Flüssigkeitsfilm bleibt nach dem Schwenken des Weinglases an dessen Innenwand zurück. Dabei verdunstet der im Flüssigkeitsfilm enthaltene Alkohol schneller als der Rest der Flüssigkeit, die sich mithilfe von Oberflächenspannung zu schmalen Bahnen, den sogenannten Kirchenfenstern oder Tränen, zusammenzieht.

Diese Kirchenfenster haben durch einen reduzierten Alkoholgehalt eine höhere Dichte und eine grössere Oberflächenspannung als der Rest der Flüssigkeit im Weinglas, wodurch Flüssigkeit von unten nach oben in die Kirchenfenster gezogen wird. Dieser Effekt bleibt ein paar Minuten bestehen, da der nach oben wandernde Alkohol sofort wieder verdunstet.

Zuckergehalt und Konzentration ebenfalls wichtig

Bei einem alkoholreichen, konzentrierten Wein ist der Abstand zwischen den oftmals spitzen Kirchenfenstern relativ klein, wobei ein hoher Zuckergehalt den Effekt erhöhen kann. Grössere Abstände zwischen den Kirchenfenstern sowie eine rundere Form lassen auf einen Wein mit weniger Alkoholgehalt, geringerer Konzentration und weniger Zucker schliessen.

Bei leichten, trockenen Weinen mit wenig Alkohol gibt es oftmals kaum Kirchenfenster im Weinglas. Zusammengefasst können die Form und Abstände der Kirchenfenster im Weinglas Hinweise auf den Alkohol- und Zuckergehalt sowie die Konzentration von anderen Inhaltsstoffen geben. So richtig wissenschaftlich bewiesen ist das allerdings bislang nicht. Einen Hinweis auf die generelle Qualität des Weins liefern Kirchenfenster im Weinglas aber nicht.


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