Kantonsärztin ordnet ein
Diese Medikamente vertragen sich nicht mit Alkohol

Zu Festtagsanlässen gehören oft alkoholische Getränke wie Wein oder Bier. Wir haben bei der Aargauer Kantonsärztin Claudine Mathieu Thiébaud nachgefragt, welche Medikamentengruppen in Kombination mit Alkohol besondere Vorsicht erfordern.
Publiziert: 20.12.2024 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2024 um 16:34 Uhr
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Bei einigen Medikamentengruppen ist im Zusammenhang mit Alkohol Vorsicht geboten.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Alkohol und Medikamente können gefährliche Wechselwirkungen verursachen
  • Ältere Menschen und Jugendliche besonders gefährdet
  • Alkohol wird mit 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde abgebaut
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Ein Cüpli zum Anstossen hier, ein spritziger Weisswein zum Apéro da und ein schwerer Rotwein am Abend zum Fondue Chinoise. Ob an Weihnachten oder Silvester: Auch dieses Jahr gönnen sich viele wieder das ein oder andere Gläschen. Dabei wird oft übersehen, dass Alkoholkonsum in Kombination mit der Einnahme von Medikamenten potenziell gefährliche Wechselwirkungen hervorrufen kann.

Claudine Mathieu Thiébaud, Kantonsärztin im Kanton Aargau, kennt sich mit dem Thema bestens aus. «Unabhängig davon, ob es sich um Wein oder Bier handelt: Entscheidend für den Promillewert ist die Menge des konsumierten Alkohols in Gramm sowie vor allem das Körpergewicht», erklärt Mathieu im Gespräch mit Blick.

Nicht alle bauen Alkohol gleich schnell ab

Die Alkoholkonzentration im Blut hänge aber nicht nur von der konsumierten Menge ab, sondern auch von individuellen Faktoren wie Geschlecht, Alter und Gewicht. Frauen vertragen Alkohol oft schlechter als Männer, da ihr Körper mehr Fettgewebe und weniger Flüssigkeit enthalte. Der Alkoholabbau erfolge im Körper hauptsächlich über die Leber, ergänzt Mathieu.

«Ältere Menschen sind besonders gefährdet, da ihre Leber mit zunehmendem Alter an Leistungsfähigkeit verliert. In Kombination mit Medikamenten, die ebenfalls über die Leber abgebaut werden, kann Alkohol deren Wirkung beeinflussen. Insbesondere bei Polymedikation – also der Einnahme mehrerer Medikamente gleichzeitig – steigt das Risiko für Wechselwirkungen erheblich», warnt Mathieu.

Bei Jugendlichen, die ihr volles Körpergewicht noch nicht erreicht haben und deren Organe noch in Entwicklung sind, steigt der Alkoholspiegel vergleichsweise schneller an. Dies kann die Wirkung von Medikamenten wie Antidepressiva oder Beruhigungsmitteln verstärken. In dieser Altersgruppe sei das Risiko für gefährliche Wechselwirkungen deshalb besonders hoch.

Zeitversetzte Einnahme hilft nicht

Ob es sinnvoll wäre, Medikamente zeitversetzt einzunehmen – etwa zwei Stunden vor dem ersten Glas Wein? «Das ist keine gute Idee. Alkohol wird mit einer Geschwindigkeit von 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde abgebaut. Das bedeutet, ein Promille benötigt bis zu zehn Stunden, um vollständig abgebaut zu werden», stellt Mathieu klar.

Eine Alternative bieten als alkoholfrei deklarierte Getränke wie Bier oder Wein, selbst wenn sie geringste Mengen an Restalkohol enthalten. «Das Risiko für Wechselwirkungen mit Medikamenten ist bei solchen Alternativen deutlich geringer als bei alkoholhaltigen Getränken, auch wenn eine absolute Sicherheit nie garantiert werden kann».

Bei diesen Medikamentengruppen ist Vorsicht geboten

Schmerzmittel

Nicht-steroidale Antirheumatika oder Acetylsalicylsäure können beim gleichzeitigen Konsum von Alkohol das Risiko von Blutungen im Verdauungstrakt erhöhen.

Beruhigungsmittel, Antiallergika, Antidepressiva und Schlafmittel

Sie alle haben im Zusammenspiel mit Alkohol eine sedierende, müde machende Wirkung. Bei Beruhigungsmitteln kann der gleichzeitige Konsum von Alkohol die Gefahr, vom Medikament abhängig zu werden, erhöhen.

Statine (Cholesterinsenker)

Zusammen mit Alkohol kann die leberschädigende Wirkung verstärkt werden. Dasselbe gilt auch für Paracetamol.

Blutzuckersenkender

Bei solchen Medikamenten gibt es oft eine zusätzliche blutzuckersenkende Wirkung.

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