Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Vor Jahren wurde ich zu einem privaten Weinabend eines Sammlers eingeladen, bei dem wir seltene und alte Weine blind verkosteten. Als bei einem Rotwein alle Anwesenden die Nase rümpften – der Wein schmeckte eigenartig und überraschend süsslich – verfinsterte sich die Miene unseres Gastgebers binnen Sekunden.
Zu unserer Überraschung entpuppte sich dieser wie simpler Fusel schmeckende Wein als ein Petrus, dessen Wert mehrere tausend Franken beträgt. War es vielleicht nur eine fehlerhafte Flasche? Ein genauerer Blick auf den Korken brachte Gewissheit: Er war dunkelblau, unbeschriftet und funkelte mit glitzernden Elementen – ein offensichtlicher Fall von Weinfälschung.
Erfolg für chinesische Behörden
Dass Weinfälschen kein Kavaliersdelikt ist, verdeutlicht ein aktueller Fall aus China. Wie das Magazin «Decanter» berichtet, wurde ein Betrüger zu fünf Jahren Haft verurteilt, nachdem er bei einer Razzia mit 786 Flaschen gefälschtem Wein aufgegriffen wurde. Die Etiketten gaben vor, von renommierten Weingütern wie Lafite Rothschild oder eben auch Petrus zu stammen. Zudem beschlagnahmten die Beamten Abfüllanlagen, Aluminiumkapseln sowie leere Glasflaschen.
Das Gericht wertete die Tat als schwerwiegende Verletzung des Markenrechts und verhängte die Haftstrafe, ohne dass der Angeklagte Berufung einlegen konnte. Ebenso machten die Behörden den vorliegenden Fall während der nationalen Woche des geistigen Eigentums publik, um dadurch das Bewusstsein für die Risiken beim Kauf exklusiver Weine zu schärfen.