An manchen Orten wird es bald zu heiss
So gefährlich ist der Klimawandel für den Weinbau

Da die Weinproduktion direkt vom Wetter abhängt, hinterlässt der Klimawandel deutliche Spuren – gute und schlechte.
Publiziert: 09.02.2022 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2022 um 15:47 Uhr
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Folge des Klimawandels: In Norwegen liegen die nördlichsten Weinberge der Welt.
Foto: Shutterstock

Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Norwegen denken? Eindrückliche Fjorde, frischer Lachs oder das Bild «Der Schrei» von Edvard Munch (1863–1944)? Der Anbau von Wein ist wahrscheinlich das letzte, an das Sie denken. Zu Unrecht – denn in Norwegen liegen die am nördlichsten gelegenen Weinberge der Welt.

Damit man so hoch im Norden zwischen dem 58. und 62. Breitengrad überhaupt Wein anbauen konnte, brauchte es neben kälte-unempfindlichen Rebklonen wärmere Temperaturen. Auch der Weinbau im sonst so kühlen und regen geplagten England boomt – wärmere Temperaturen sei Dank.

Wärmere Temperaturen bringen aber auch Probleme

Je wärmer das Wetter, desto mehr Wasser verdunstet eine Weinrebe. Kann sie ihren erhöhten Durst nicht löschen, entsteht Wasserstress. Um zu überleben, wird die Fotosynthese gestoppt, mit welcher die Weinrebe lebenswichtigen Zucker produziert. Im schlimmsten Fall verliert die Pflanze ihre Blätter und stirbt ab.

Die wärmsten Weingebiete in Südafrika, Kalifornien, Australien oder Argentinien wären ohne künstliche Bewässerung gar nicht mehr in der Lage, Weinbau zu betreiben. Wird der Hahn zugedreht, weil das knappe Wasser als Trinkwasser oder zur Produktion von lebenswichtigen Nahrungsmitteln gebraucht wird, ist fertig mit Weinproduktion.

Klimawandel erhöht die Häufigkeit für extreme Unwetter

Auch die zunehmende Anzahl von Überschwemmungen, Stürmen, späten Frühlingsfrösten oder über das ganze Jahr verteilten Hitzewellen haben einen nachweisbar negativen Einfluss auf die Traubenqualität sowie die Ertragsmenge.

Lange Dürren und heisse Temperaturen erhöhen zudem die Gefahr von Wald- und Buschbränden. Auch wenn ein Feuer mehrere Kilometer von einem Weinberg entfernt lodert, kann der vom Wind verteilte Rauch die Trauben dennoch geschmacklich verändern.

Genau das ist zum Beispiel im Napa Valley beim Weinjahrgang 2020 passiert. Viele Weingüter konnten in dem Jahr keine Flasche Wein keltern.

Auch die Geschmacksmerkmale ändern sich

Im nördlichen Rhônetal in Frankreich wachsen die besten Syrah-Weine der Welt. Sonnige Steilhänge und Böden mit hohem Anteil von Schiefer, Granit, Ton und Kalkstein sowie eine Jahrhunderte alte Weinbautradition liefern ideale Bedingungen.

Ein typisches Merkmal von Syrah-Weinen aus dieser Region ist die Note nach schwarzem Pfeffer. Aufgrund der konstant höheren Temperaturen könnte es sein, dass die Weine in naher Zukunft diese typische Pfeffernote verlieren werden, da die Aromabildung von der Temperatur beeinflusst wird.

Die Folgen des Klimawandels sind wichtige Themen, mit welchen sich die Weinwelt intensiv beschäftigt. Viele klimatische Veränderungen haben bereits ihre Spuren hinterlassen. Zurzeit habe ich unter anderem einen englischen Schaumwein im Kühlschrank; ein Geschenk von Blick-Wein-Expertin Shirley Amberg. Noch vor 20 Jahren hätte sie mir garantiert etwas anderes geschenkt.

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