Starkoch Jamie Oliver hat ein Kinderbuch geschrieben
Welches Gericht erinnert Sie an Ihre Kindheit?

Nach über 20 Kochbüchern und einer eigenen Sendung folgt nun das erste Kinderbuch: Der britische Starkoch Jamie Oliver erzählt, was ihn inspiriert hat – und wie ihn seine Legasthenie herausforderte.
Publiziert: 10.07.2023 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2023 um 15:51 Uhr
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Jamie Oliver ist in vielen Kochsendungen zu sehen.
Foto: Zvg
Kathrin Brunner Artho

Keine Angst, für dieses Buch brauchen Sie keine Zutaten – nur ein lauschiges Plätzchen zum Lesen. Das neue Werk von Jamie Oliver (48) hat nämlich keine Zutatenliste oder Zubereitungsanweisung. Stattdessen erzählt er die Geschichte von Billy und seinen Freunden, die im Wald Abenteuer erleben. «Billy und der geheimnisvolle Riese» heisst das Kinderbuch, er kam am 13. April 2023 in die Regale. Was brachte Oliver dazu, den Kochlöffel abzulegen und den Stift in die Hand zu nehmen? Zeit für ein Gespräch!

Diese Frage wurde Ihnen vermutlich schon oft gestellt, aber die Antwort wäre trotzdem sehr interessant: Welches Gericht erinnert Sie an Ihre Kindheit?
Jamie Oliver:
Das Porridge-Rezept meiner Oma und meines Opas mag einfach klingen, aber ich habe ihm einen besonderen Platz in meinem Comfort-Food-Kochbuch eingeräumt. Es versetzt mich wirklich in meine Kindheit zurück, als ich und meine Schwester Anna manchmal in Omas morgendliches Porridge-Ritual miteinbezogen wurden. Sie hatte eine bestimmte Art und Weise, wie sie ihn machte, und sie wich nie von ihrer Routine ab. Und glauben Sie mir, es war immer köstlich! Das Gleiche gilt für das Trifle (englisches Schichtdessert) meiner Mutter. Das Rezept befindet sich in meinem Weihnachtsbuch. Es ist ein ikonisches Gericht, das meine Mutter zu allen grossen Familienfesten auftischt.

Wie unterscheidet sich das Essen Ihrer Kindheit von dem, was Ihre Kinder heute essen?
Ich bin in einer Kneipe aufgewachsen und habe frisches Essen gegessen. Meine Frau und ich kochen jeden Tag, also essen meine Kinder frische Lebensmittel – sie essen alles Mögliche. Ich glaube, der grösste Unterschied ist, dass es heute so viele Küchen gibt, die wir nicht kannten, als ich ein Kind war. Es ist schon komisch, wenn man sich daran erinnert, dass niemand Rucola oder Mangold an Lager hatte. Und Mozzarella war meist hart und gerieben – es war eine andere Zeit.

Kochen Sie für Ihre Familie?
Um ehrlich zu sein, wenn ich arbeite, dann kocht eher Jools (Ehefrau Juliette Norton, 48) für die Kinder. Aber es gibt viele Rezepte, die die ganze Familie liebt – alle Pastagerichte aus der Pfanne kommen gut an, und das Tolle ist, dass man die Portionen so zusammenstellen kann, dass sie auch nach der Schule und bei den Launen der Teenager passen! Meine Familie bekommt oft die experimentellere Seite meiner Kochkünste zu sehen, die Gerichte, mit denen ich spiele und die ich abwandle.

Nach über 20 Kochbüchern folgt nun das erste Kinderbuch. In «Billy und der geheimnisvolle Riese», begleiten wir Billy und seine Freunde, die eine geheime Welt im Wald entdecken, in der Feen, Trolle und Riesen leben. Wie kam es zu diesem Genrewechsel?
Auf die Idee, ein Kinderbuch zu schreiben, bin ich gekommen, nachdem ich jahrelang Kinder ins Bett gebracht habe. Als sie jünger waren, baten mich Petal (13) und Buddy (12) oft, ihnen eine Gutenachtgeschichte aus meinem Kopf zu erzählen. Um sicherzugehen, dass ich wusste, wo ich am Abend zuvor aufgehört hatte, nahm ich die Geschichten mit einem Diktiergerät auf – und ehe ich mich versah, hatte ich die Geschichte für «Billy und der geheimnisvolle Riese».

Jamie Olivers erstes Kinderbuch

Das erste Kinderbuch von Starkoch Jamie Oliver heisst Billy und der geheimnisvolle Riese.
Text: Jamie Oliver. Illustrationen: Mónica -Armiño. Für Kinder ab 8 Jahren. Publiziert vom DK Verlag.

Das erste Kinderbuch von Starkoch Jamie Oliver heisst Billy und der geheimnisvolle Riese.
Text: Jamie Oliver. Illustrationen: Mónica -Armiño. Für Kinder ab 8 Jahren. Publiziert vom DK Verlag.

Wie unterschied sich der Schreibprozess bei diesem Buch von dem von Ihren Kochbüchern?
Er war eigentlich nicht grossartig anders. Wie ich schon sagte, habe ich den grössten Teil von «Billy und der geheimnisvolle Riese» diktiert und dann mit meinen Lektoren am Feinschliff gearbeitet – so habe ich es auch bei meinen ersten beiden Kochbüchern gemacht. Die Arbeit an diesem Buch war eine echte Liebesmüh und dauerte etwa vier Jahre. Zum Glück hatte ich noch nie Probleme, neue Ideen zu entwickeln.

Schön verteilt in der Geschichte sind Szenen mit Essen: Billy träumt von knusprigen Speckbrötchen, er kocht mit seinem Grossvater, und es wird beschrieben, dass er einen grossen Appetit hat. Wie wichtig war es, dies in die Handlung und auch in die Figuren einzubauen?
Ich wollte nie ein Kinderbuch schreiben, in dem Essen nicht in irgendeiner Form vorkommt! Es bringt nicht nur so viel Freude und ein Lächeln in die Gesichter der Kinder, sondern es war mir auch sehr wichtig, dass die Kinder eine Verbindung zu den Lebensmitteln herstellen, die sie essen. Dass sie wissen, woher sie kommen und welche Bedeutung sie in unserem Leben haben.

In dem Buch essen sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen sehr gesunde und reichhaltige Mahlzeiten. In der Vergangenheit haben Sie oft betont, wie wichtig es für Kinder sei, gesunde und ausgewogene Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Angesichts der Krise im Vereinigten Königreich und der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise: wird gesünderes Essen immer teurer?
Leckeres, gesundes Essen muss nicht teuer sein, und das wollte ich mit meiner Fernsehserie «Cooking for Less» beweisen. Ich habe zusammen mit meinem Team hart daran gearbeitet, eine Reihe von Rezepten zu entwickeln, die viel Nährstoffe enthalten und nur etwa einen Euro pro Portion kosten – und dabei auch noch energieeffizient sind. Ich musste beim Kochen kreativ sein, aber wir haben einige brillante Gerichte entwickelt! Auf meiner Website finden Sie viele Hinweise und Tipps.

Im Buch wird Billy zum Schulrektor geschickt, weil er mit dem Lesen Mühe hat – und dadurch auch Angst, am Unterricht teilzunehmen. Wenn man zwischen den Zeilen liest, wird klar, dass Billy an Legasthenie leidet und damit zu kämpfen hat. Haben Sie das absichtlich in die Geschichte eingebaut?
Ja, natürlich. Mit dem Buch wollte ich zeigen, dass es nicht nur die herkömmliche Art und Weise gibt, Dinge zu tun, sondern dass es auch eine eigene Art und Weise gibt, Dinge zu tun: den «Billy-Boy-Weg», mit dem man seine Legasthenie in eine Stärke verwandeln kann. Ich hoffe, dass es die Kinder, die in der Schule Schwierigkeiten haben, dazu inspiriert, ihren eigenen Weg zu finden, so wie Billy es getan hat. Ich habe die Schriftart so gewählt, dass sie für Legastheniker leicht zu lesen ist. Das Layout ist übersichtlich, und ich habe ein Hörbuch erstellt, damit auch diejenigen, die nicht gerne lesen, Zugang zum Buch haben. Ich hoffe, ich bin der Beweis dafür, dass man als Legastheniker trotzdem alles erreichen kann, was man will – man muss nur an sich glauben.

Wie hat sich die Legasthenie auf Ihren Schreibprozess ausgewirkt?
Meine Legasthenie hat dazu geführt, dass ich den Prozess aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet habe – was vielleicht nicht der einfachste Weg war, aber der lohnendste. Ich musste immer andere Wege finden, um mich auszudrücken, und ich habe gelernt, was ich gut kann und was nicht. An Ideen und Fantasie hat es nie gemangelt – es geht nur darum, Wege zu finden und sie auf eine sinnvolle Art und Weise zu formulieren, die bei den Leuten ankommt. Aber das gefällt mir.

Und zu guter Letzt: Dürfen wir weitere Kindergeschichten von Ihnen erwarten?
Ja! Aber mehr verrate ich noch nicht (zwinkert).

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