Ernährungstrend unter der Lupe
Das müssen Sie über Superfoods wissen

Unter dem Begriff «Superfood» versteht der moderne Mensch Lebensmittel, denen wundersame Wirkungen zugesprochen werden. Ein Hype wird vom nächsten abgelöst, obwohl man schon bei den Vorgängern sicher war: Gesünder gehts nicht mehr! Grund genug, die exotisch klingenden Komponenten der neuen, trendigen Ernährungskultur genauer zu beleuchten. Sind sie tatsächlich wirksamer als die seit langem bekannten Gesundmacher, die auch bei uns wachsen?
Publiziert: 30.08.2018 um 11:26 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:30 Uhr
Xenia Armstrong
Exotische Superfoods sind im Trend.
Foto: Thinkstock

 

1. Açaí

Die Açaí-Beere ist die Frucht der in Südamerika beheimateten Kohlpalme. Ihre kleinen, rötlich-schwarzen Beeren erinnern an unsere Heidelbeeren und sind mindestens genauso gesund. Neben einer grossen Menge an Vitaminen und Mineralien enthalten sie ausserdem essentielle Fettsäuren sowie Antioxidantien. Eben diese machen die Açaí-Beere zum Superfood. Sollen Antioxidantien doch vorzeitiger Hautalterung entgegenwirken, den Stoffwechsel anregen und so sogar beim Abnehmen helfen.

Hierzulande ist die Açaí-Beere frisch leider kaum zu bekommen. Das liegt wohl vorwiegend daran, dass sie sehr schnell verdirbt. Wer sie also doch mal bekommen kann, sollte zugreifen und sie schnell geniessen. Als Saft und in getrockneter Form findet man sie sehr viel häufiger, leider enthält sie dann nur noch einen kleinen Teil ihrer wertvollen Inhaltsstoffe und verliert so eigentlich ihren Status als Superfood.

Übrigens, wer sich schon lange fragt, wie man den Namen dieser exotischen Beere wohl richtig ausspricht: «Assa-i» ist die korrekte Lösung!

2. Chia

Sie sind eigentlich keine Neuentdeckung – schon in der Hochkultur der Maya waren Chiasamen aufgrund ihrer zahlreichen Vorzüge ein wichtiger Bestandteil der Ernährung. In unseren Breitengraden sind Chiasamen erst in den letzten Jahren als Superfood in den Fokus gerückt. Ihren Titel als Superfood verdanken sie ihrem Reichtum an Eiweiss sowie Nähr- und Ballaststoffen. Zudem wird ihnen eine säure- und giftstoffbindende Wirkung nachgesagt. So sollen sie Krankheitserreger abwehren, die Aufspaltung von Kohlenhydraten in Zucker verlangsamen und damit für einen konstanten Blutzuckerspiegel sorgen.

Für die Verwendung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Aufgrund ihres kaum vorhandenen Eigengeschmacks können sie sowohl süss als auch salzig verzehrt werden. So können sie in Wasser aufgekocht als Beilage verwendet werden, unverarbeitet in das morgendliche Müsli eingerührt oder über Nacht zum Beispiel in Mandelmilch eingeweicht werden. Bei einem Verhältnis von 1 EL Chiasamen auf 4 EL Milch entsteht eine Art Pudding, der, zum Beispiel mit frischen Früchten garniert, ein lange sättigendes Frühstück bildet.

3. Freekeh

Freekeh wird als Ablöser des gehypten Quinoa gehandelt.
Foto: Thinkstock

Bitte was? Anders als Açaí und Chia ist es Freekeh im deutschsprachigen Raum noch nicht so weit verbreitet. Man versteht darunter früh geernteten Weizen, und damit ist Freekeh unserem Grünkern, also früh geerntetem Dinkel, gar nicht so unähnlich. Als Supergrain löst es gerade den seit mehreren Jahren bestehenden Quinoa-Hype ab.

Besonders wertvoll ist Freekeh aufgrund seiner in hohen Dosen enthaltenen Proteine und Ballaststoffe. Sein glykämischer Index ist äusserst niedrig und garantiert somit ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl. Die Zubereitung ist leicht: Für etwa 40 Minuten wird das getrocknete Getreide in heissem Wasser eingeweicht und kann danach wie etwa Reis als Beilage serviert oder aber beliebig weiterverarbeitet werden.

4. Moringa

Die Blätter des indischen Moringa-Baumes sind hierzulande vor allem in pulverisierter Form zu finden. Ihr hoher Gehalt an Eiweiss, den Vitaminen A und C sowie Kalzium und Kalium ist bemerkenswert und macht Moringa zu einem würdigen Träger des Titels Superfood. Während man die Blätter in ihrer Heimat ähnlich wie bei uns Spinat verarbeitet, kann das Pulver als Würzmittel oder zur Zubereitung von Tees verwendet werden.

Interessanter Fakt: Moringapulver wirkt reinigend und desinfizierend und kann sogar verunreinigtes Wasser wieder trinkbar machen. Auch Hände können damit ebenso effektiv gewaschen werden wie mit Seife.

Glaubensfrage Superfood

Der weltweite Hype um bestimmte, ultra­gesunde Lebensmittel, die den Alterungsprozess aufhalten und vor freien Radikalen schützen sollen, ist auch in der Schweiz angekommen.

Exotische Superfoods sind im Trend.
Was ist Superfood?
Thinkstock

Der weltweite Hype um bestimmte, ultra­gesunde Lebensmittel, die den Alterungsprozess aufhalten und vor freien Radikalen schützen sollen, ist auch in der Schweiz angekommen.

Superfoods aus der Heimat

All diese exotischen Lebensmittel sind tatsächlich gesund. Sie enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, die den Körper stärken und somit widerstandsfähiger machen können.

Doch diese Wirkung bleibt nicht ihnen allein vorenthalten – auch hierzulande gibt es zahlreiche Lebensmittel mit wahren Superkräften. So enthalten Leinsamen die gleichen Stoffe, die Chiasamen so gesund machen, und Antioxidantien liefern nicht nur Açaí-Beeren, sondern auch viele andere Obst- und Gemüsesorten.

Grünkern, Kohl, Kresse, Rettich und Konsorten klingen vielleicht weniger spektakulär, sind aber ebenso gesund wie ihre exotischen Mitstreiter. Es spricht nichts dagegen, den Ernährungsplan durch trendige Superfoods etwas abwechslungsreicher zu gestalten, notwendig sind sie bei einer normalen, ausgewogenen Ernährung jedoch nicht unbedingt.

Der Unterschied liegt tatsächlich vor allen Dingen im Preis – und in ihrem ökologischen Fussabdruck. Somit widersprechen sie dem ebenfalls aktuellen Trend der regionalen, saisonal und nachhaltig angebauten Lebensmittel, und es liegt an jedem selbst, die Vor- und Nachteile der exotischen Superfoods gegeneinander aufzuwiegen.

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