Das Umdenken begann für Larina Laube (27) in der Dusche ihrer Studentinnen-WG: «Ich war umzingelt von neun Plastikflaschen für Shampoo und Duschgel. Ich dachte, das muss auch anders gehen, wir sind nur zu viert und produzieren so viel Plastikabfall, und der Hauptteil einer Flüssigseife besteht auch noch aus Wasser vom anderen Ende der Welt.» Die studierte Hotelmanagerin taucht in das Thema Kreislaufwirtschaft ein und tauscht ihre Shampooflasche gegen ein Shampoo-Seifenstück.
Festes Shampoo nicht massentauglich
Larina Laube merkt schnell, dass ihr Umfeld im Bad zwar auch weg von Einweg-Plastikverpackungen möchte - die Umstellung auf festes Shampoo sei vielen aber zu mühsam: «Ich höre oft, dass feste Seifenstücke in der Dusche aus der Hand flutschen und nicht so schön schäumen wie flüssiges Shampoo», erzählt Laube.
Der Bernerin ist es wichtig, zu betonen, dass sie festes Shampoo mag und umwelttechnisch sinnvoll findet. Gleichzeitig hinterfragt sie die Massentauglichkeit von Shampoo-Seifenstücken. Eine andere Idee muss her. Zusammen mit der Medizinerin Claire Meuwly (29) und einem Labor tüftelt sie an einem Pulver, das sich dank Hahnenwasser in Flüssigshampoo verwandelt. Die Pulverform hat zwei grosse Vorteile: Das Shampoopulver lässt sich im Gegensatz zu Flüssigshampoo in kompostierbare Beutel abfüllen, und für das Shampoo muss kein Wasser transportiert werden. Das hält den CO2-Fussabdruck des Produkts tief.
Lokal und pH-hautneutral
Das Experiment Shampoopulver gelingt: «Den Prototypen habe ich breakingbadmässig in meinem Garten gemischt», erinnert sich Larina Laube. Die Inhaltsstoffe haben die beiden Unternehmerinnen regional und hautschonend gewählt: «Das Shampoo ist pH-hautneutral und es sind nur heimische Pflanzenstoffe wie Pfefferminze und Brennnessel drin, damit wir möglichst wenig importieren müssen.»
So teuer wie andere Kräutershampoos
Dank Förderpreisen können die Unternehmerinnen ihr Unisex-Shampoo-Geschäft ausbauen: 2022 gründen sie Now Care und starten die Produktion in der Schweiz. Die Gründerinnen tüfteln weiter am Traum vom massentauglichen Duschen ohne Wegwerfplastik und importiertem Wasser: Auf das Shampoo-Pulver folgen ein Pulver für Duschgel und ein Pulver für Handseife. Eine Pflegespülung gibt es nicht im Sortiment: «Das Shampoo wurde so entwickelt, dass es die Kopfhaut optimal ausgleicht und pflegt. Viele unserer Kundinnen berichten, dass sie dadurch gar keine Spülung mehr benötigen», sagt Laube.
Das Duschgel-Pulver kostet 13.90 Franken für 200 Milliliter und das Shampoo-Pulver 15.90 Franken. Sie bewegen sich damit in der Preisklasse von anderen Schweizer Kräutershampoos wie denen von Rausch oder Soeder. Die Produkte zu kaufen gibt es im Now-Care-Webshop und seit August 2023 bei Coop City.
Selbsttest überzeugt
Wie schneiden die Körperseifen im Selbsttest ab? Verpackt sind die Pulver in kompostierbaren braunen Säckchen. Die Säckchen lassen sich leicht mit den Händen öffnen. Das feine weisse Pulver lässt sich gut in einen Seifenspender (auch bei Now Care kaufbar) einfüllen. Bei einem Pumpspender mit schmalem Hals wäre das Einfüllen eine Herausforderung. Dann kommt das Hahnenwasser in die Flasche. Auch kein Problem.
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Das Pulver soll im geschlossenen Seifenspender geschüttelt werden. Das klappt, es löst sich schnell auf. Ein Minuspunkt: Wenn man die Seifenspender von Now Care benutzt, sollte man sich gut merken, in welche Spender man welches Produkt gefüllt hat. Die braunen Seifenspender aus PET unterscheiden sich nur durch Aufkleber in verschiedenen Farben.
Beim Duschen und Haarewaschen entsteht viel fester Schaum. Der Duft ist dezent frisch und natürlich. Das Duschgel hinterlässt ein sauberes Gefühl ohne Trockenheit. Auch das Shampoo schneidet zufriedenstellend ab. Die Haare fühlen sich nach der Wäsche gepflegt und leicht an. Fazit: Ist das Pulver einmal angemischt, überzeugt es.