Die Beseitigung des Mülls in den Meeren würde zudem von echten Lösungen ablenken, warnten die Nichtregierungsorganisationen Oceancare und Environmental Investigation Agency in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
Die internationale Organisation Oceancare hat ihren Sitz in Wädenswil ZH und ist Sonderberaterin der Vereinten Nationen für den Meeresschutz. Am 13. November beginnt in Kenia die dritte Verhandlungsrunde der Vereinten Nationen (Uno) für ein verbindliches internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.
Für den Bericht werteten die Autoren Studien und Recherchen über den Einsatz von Aufräumtechnologien aus. Im vergangenen Jahrzehnt seien zahlreiche Geräte und Technologien zur Bergung von Plastik aus Meeren und Flüssen entwickelt worden. Eine Studie von 2020 identifizierte demnach 38 Technologien, die teils bereits eingesetzt würden, teils noch im Entwicklungsstatus seien.
So gut die Ideen klingen, so sehr berge ihr Einsatz auch Risiken: So sammelten sich Plastikmüll und Lebewesen im Meer vielfach an denselben Orten. Sowohl auf der Hochsee als auch in Küstengebieten sei nach Studien ein Risiko für Ökosysteme etwa durch Beifang von Meerestieren und anderen Lebewesen dokumentiert. Zu bedenken sei auch, dass beispielsweise der Einsatz der Aufräumschiffe im grösseren Umfang durch den Ausstoss von Treibhausgasen negative Auswirkungen auf das Klima habe. Die Menge an eingesammeltem Müll bleibe dagegen verglichen mit der Menge der Plastikproduktion überschaubar.
Inneffizient und zu teuer
«Diese Clean-up-Projekte scheinen für die Öffentlichkeit und für Entscheidungsträger sehr verlockend zu sein. Wäre eine so einfache Lösung nicht grossartig? Einfach mit einer Art Staubsauger durch die Meere zu fahren und sonst «business as usual» zu betreiben? In der Realität sind solche Technologien aber ineffizient, teuer, nur eine Scheinlösung und überdies eine Gefahr für die marine Tierwelt», gab der Experte Ewoud Lauwerier von Oceancare zu bedenken.
Die Autoren fordern, Aufräumtechnologien nur in Fällen von extrem verschmutzten Ökosystemen in Betracht zu ziehen. Bei ihrem Einsatz müsse kontinuierlich überwacht werden, dass er zu keinen neuen Umweltzerstörungen führe. Schwerpunkt der Verhandlungen über das Plastikabkommen müsse sein, Plastikverschmutzung grundsätzlich zu vermeiden und lokale Lösungen zu unterstützen. «Die Massnahmen zur Sanierung müssen mit verbindlichen Bestimmungen zur Reduzierung der Gesamtproduktion und des Verbrauchs von Kunststoffen sowie mit globalen Designkriterien zur Förderung eines sicheren und nachhaltigen Designs von Kunststoffprodukten gekoppelt werden», heisst es in dem Bericht.
Wissenschaftler schätzen, dass global etwa zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr in den Meeren landen. Das entspricht ungefähr einer Lkw-Ladung pro Minute. Die Vereinten Nationen wollen bis 2024 eine Konvention erarbeiten, in der verbindliche Regeln und Massnahmen festgelegt werden, die den gesamten Lebenszyklus von Plastik betreffen. Der Uno-Wunsch ist es, die Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle bis 2040 massiv einzudämmen.
(SDA)