Dermatologin zum Non-Bathing-Trend
«Die Haut wäre uns dankbar, würden wir weniger duschen»

Manche lieben sie, andere hassen sie: die tägliche Dusche. Und die Stars? Die pfeifen jetzt ganz einfach darauf. Der Verzicht soll gut für die Haut sein, so die Begründung. Wir haben bei einer Dermatologin nachgefragt, wie gesund der Trend tatsächlich ist.
Publiziert: 21.10.2023 um 15:30 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 16:12 Uhr
«Beim Duschen gilt: nicht zu oft, nicht zu heiss und nicht zu lang», sagt Daniela Kleeman.
Foto: Getty Images
Style-Redaktion
Schweizer Illustrierte

Corona hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Viele von uns wurden ins Homeoffice geschickt, und private Anlässe fielen dem Virus zum Opfer. Stattdessen sassen wir zu Hause, Tag für Tag. Da kam es schon mal vor, dass der eine oder andere etwas weniger oft unter die Dusche hüpfte. Heute kommen wir wieder mehr vor die Türe. Trotzdem verzichten gerade jetzt immer mehr Menschen auf die tägliche Körperreinigung. Mehr noch: Duschen scheint fast schon out zu sein, zumindest wenn man sich in Hollywood umhört.

Das steckt hinter «Non Bathing»

Angefangen hat es im Sommer, als Mila Kunis in einem Podcast offenbarte, sie wasche sich wie auch ihre Kinder nicht täglich. Ehemann Ashton Kutcher pflichtete ihr bei und sagte, er reinige lediglich Achseln und Schritt einmal am Tag mit einem Stück Seife. Damit sind sie nicht allein. Auch Stars wie Kristen Bell, Brad Pitt, Robert Pattinson und Jake Gyllenhaal sehen es mit dem Waschritual nicht ganz so eng. Letzterer sagte gegenüber der Vanity Fair, der Verzicht sei gut für die Haut, der Körper lerne so, sich selbst zu reinigen. Andere wie Jennifer Aniston oder Julia Roberts setzen nicht auf «Non Bathing», also den kompletten Verzicht, sondern auf eine «Cleansing Reduction». Ihr reduziertes Waschprogramm enthält laut eigenen Angaben eine Dusche pro Woche. Die Motivation der Schauspielerinnen: Sie wollen der Umwelt zuliebe Wasser sparen.

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Weniger duschen ist oft mehr

Dem guten Willen alle Ehre, aber ist das wirklich im Sinne des Körpers? Ja, sagt die Dermatologin und Fachärztin Daniela Kleeman. «Viele duschen heute täglich oder sogar mehrmals am Tag. Die Haut wäre sicher dankbar, wir würden ab und zu verzichten», sagt sie. Der Grund: Die Pflegeprodukte greifen den hauteigenen Säureschutzmantel an. Er sorgt dafür, dass sie nicht austrocknet, und schützt sie vor äusseren Einflüssen. «Durch exzessives Duschen wird die Schutzbarriere abgetragen und die Haut wird anfällig für Krankheitserreger wie zum Beispiel Bakterien.» Also sollten wir der Dusche Lebewohl sagen? Nein, auch das kann zu gesundheitlichen Problemen führen. «Wir haben auf der gesamten Oberfläche Hautzellen, die absterben. Die müssen von Zeit zu Zeit entfernt werden», so Kleeman. Wasche man sich zu selten oder nur an manchen Stellen – wie das Ashton Kutcher handhabt – komme es zu Ablagerungen, welche der Haut schaden. Auch vom Argument, der Körper reinige sich mit der Zeit selbst, hält die Dermatologin wenig. «So etwas wie eine Selbstreinigung gibt es nicht. Jemand, der nicht duscht, riecht ja auch nicht gut. Das ist ein Hinweis dafür, dass es zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung auf der Haut gekommen ist.» Ein Beispiel dafür sind Kopfschuppen: Sie sind im Grunde nichts anderes als ein Hefepilz, der sich auf der Kopfhaut zu sehr ausbreitet.

Duschen im Mass lautet die Devise

Wie so oft liegt die Lösung im gesunden Mittelmass. «Beim Duschen gilt: nicht zu oft, nicht zu heiss und nicht zu lang», sagt Kleeman. So könne auch heisses Wasser die Haut reizen. Langes Duschen oder Baden weiche die Haut zudem auf, wovon sie sich nur mühsam erhole. Vor allem bei Menschen mit einer Vorerkrankung wie Neurodermitis oder bei älteren Personen mit tendenziell eher trockener Haut ist Vorsicht geboten. Auch in Bezug auf Kosmetika: «Wir empfehlen ihnen hautverträgliche Waschlotionen, die ph-neutral sind und die Haut mit viel Feuchtigkeit versorgen. Reine Seifen sind grundsätzlich weniger gut.» Hilfreich könne es auch sein, sich ab und zu ohne Pflegeprodukte zu waschen, also nur mit Wasser. Einen gewissen Rhythmus braucht es aber trotzdem. «Wahrscheinlich wäre es optimal, wir würden uns zwei- bis maximal dreimal pro Woche waschen.» Die Häufigkeit hänge aber auch vom eigenen Empfinden ab: «Wir müssen uns in unserer Haut wohlfühlen. Solange es ihr dabei gut geht, kann man daher ohne Probleme auch häufiger duschen», so Daniela Kleeman.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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