Zurückhaltende Schweizer
Deshalb ist es für Zugezogene schwierig, Freunde zu finden

Freunde zu finden in der Schweiz sei schwierig. Das sagen die Teilnehmenden einer neuen Studie über Freundschaft. Die Forscher erklären, warum das so sein könnte.
Publiziert: 07.08.2023 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2023 um 15:31 Uhr
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Die Schweizer seien oft sehr verplant und wenig spontan, erzählen die Studienteilnehmenden den Forschern. Schwierige Bedingungen, um neue Freunde zu finden.
Foto: Getty Images/Westend61
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Aleksandra HiltmannRedaktorin Gesellschaft

Dass es für Zugezogene in der Schweiz schwierig ist, Freunde zu finden, wissen wir. Von Expats heisst es immer wieder, dass wir ihnen gegenüber wenig offen, ja, gar etwas verkorkst seien.

Nun liefert eine schweizweite Studie über Freundschaften des Gottlieb Duttweiler Instituts neue Belege dafür. Und auch mögliche Erklärungen.

Die grosse Freundschafts-Studie

Die Studie «In guter Gesellschaft. Die grosse Schweizer Freundschaftsstudie» wurde in drei Teilen durchgeführt:

  1. Fokusgruppen: In insgesamt fünf Fokusgruppen haben je vier bis fünf Teilnehmende an qualitativen Interviews teilgenommen. Die Befragten waren verschiedenen Alters, die Gruppen gemischtgeschlechtlich. Eine Gruppe bestand aus in die Schweiz Zugezogenen.
  2. Onlinebefragung: Zwischen dem 31. Mai und 6. Juni 2023 nahmen 3000 Personen zwischen 16 und 80 Jahren an einer Onlinebefragung teil. Vertreten waren Personen aus der deutsch-, französisch- und italienschsprachigen Schweiz, die Befragung sei «repräsentativ für Landesteile, Altersgruppen und Geschlechter».
  3. Interventions-Studie: 63 Teilnehmende wurden im Rahmen einer Interventions-Studie befragt. Die Intervention bestand darin, einen Freund oder eine Freundin anzurufen, mit dem oder der man lange keinen Kontakt mehr hatte.

Durchgeführt wurde die Studie vom Gottleib-Duttweiler-Institut (GDI) in Rüschlikon ZH. Den Auftrag dazu gab das Migros-Kulturprozent. Dieses lanciert nun die #freundschaftsinitiative. Ein Jahr lang soll die Bevölkerung mittels verschiedener Projekte dazu motiviert werden, soziale Beziehungen zu pflegen.

Die Studie «In guter Gesellschaft. Die grosse Schweizer Freundschaftsstudie» wurde in drei Teilen durchgeführt:

  1. Fokusgruppen: In insgesamt fünf Fokusgruppen haben je vier bis fünf Teilnehmende an qualitativen Interviews teilgenommen. Die Befragten waren verschiedenen Alters, die Gruppen gemischtgeschlechtlich. Eine Gruppe bestand aus in die Schweiz Zugezogenen.
  2. Onlinebefragung: Zwischen dem 31. Mai und 6. Juni 2023 nahmen 3000 Personen zwischen 16 und 80 Jahren an einer Onlinebefragung teil. Vertreten waren Personen aus der deutsch-, französisch- und italienschsprachigen Schweiz, die Befragung sei «repräsentativ für Landesteile, Altersgruppen und Geschlechter».
  3. Interventions-Studie: 63 Teilnehmende wurden im Rahmen einer Interventions-Studie befragt. Die Intervention bestand darin, einen Freund oder eine Freundin anzurufen, mit dem oder der man lange keinen Kontakt mehr hatte.

Durchgeführt wurde die Studie vom Gottleib-Duttweiler-Institut (GDI) in Rüschlikon ZH. Den Auftrag dazu gab das Migros-Kulturprozent. Dieses lanciert nun die #freundschaftsinitiative. Ein Jahr lang soll die Bevölkerung mittels verschiedener Projekte dazu motiviert werden, soziale Beziehungen zu pflegen.

Insgesamt sind in der Schweiz knapp drei Viertel damit zufrieden, wie es mit ihren Freundinnen und Freunden läuft. Doch eine Gruppe, die war besonders unzufrieden: die Zugezogenen, insbesondere jene unter 35.

Zurückhaltende Schweizer

Schweizer Freundeskreise seien verschlossen, man bleibe gerne unter sich, erzählten die Studienteilnehmenden den Forschern. «In der Schweiz hat es drei Jahre gedauert, bis wir Freunde gefunden haben – in London einen knappen Monat», wird eine teilnehmende Person zitiert.

Das möge daran liegen, so die Studienautoren, dass echte Freundschaften hierzulande geprägt seien von einem starken Gefühl der Verbindlichkeit und Gegenseitigkeit, von langjährigem Vertrauen, von Loyalität. «Das kann dazu führen, dass die Leute zurückhaltender sind, neue Kontakte und somit neue Verpflichtungen einzugehen», sagt Jakub Samochowiec, Mitautor der Studie.

Er und sein Kollege empfehlen: weniger Verbindlichkeit erwarten. Diese sei zwar wichtig in Freundschaften. «Ein Übereifer», jegliche Interaktionen als Commitment anzusehen, könne das Sozialleben aber «unnötig verkomplizieren».

Wer dennoch zögert, darf auch ruhig noch ein wenig überlegen. Denn was die Studie auch zeigt: Gute Freundschaften können ein Leben lang geschlossen werden.

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