Neue Umfrage zeigt, wie sehr Schweizerinnen unter der Menstruation leiden
Jeden Monat dieselben starken Schmerzen

Jede fünfte Schweizerin leidet während der Menstruation unter sehr starken Schmerzen. Mehr als die Hälfte der Menstruierenden nimmt Medikamente ein. Ergänzend lässt sich einiges ausprobieren, was die Schmerzen lindern könnte.
Publiziert: 05.06.2023 um 01:18 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2023 um 11:11 Uhr
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Nicht zuwarten mit dem Einnehmen eines Schmerzmittels bei starken Menstruationsschmerzen – so lauten ärztliche Guidelines.
Foto: Getty Images
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Ein Schmerzlevel acht von zehn erlebt jede fünfte Frau in der Schweiz, Monat für Monat, wenn sie ihre Menstruation hat. Bei Frauen unter 35 ist sogar jede Vierte von starken Schmerzen betroffen. Dies zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage des Krankenversicherers Groupe Mutuel. Im Durchschnitt erleiden die Befragten jeden Monat mittelstarke Schmerzen (Level 5).

Periodenschmerzen können sich so schlimm anfühlen wie ein Herzanfall. Mit dieser Aussage sorgte ein Professor für Fortpflanzungsmedizin vom University College London vor ein paar Jahren für Aufsehen.

Bei Mens-Schmerzen früh ein Schmerzmittel nehmen

Männer und Frauen, die sich einen Periodenschmerz-Simulator um den Unterleib binden lassen, krümmen sich schon bei relativ tiefen Intensitäts-Einstellungen vor Schmerz und bitten darum, erlöst zu werden – Videos von solchen Experimenten gibt es online zuhauf.

Mehr als die Hälfte der Menstruierenden nimmt gelegentlich Medikamente ein, um die Schmerzen zu lindern. Laut der Umfrage von Groupe Mutuel schluckt mehr als ein Drittel ab und zu oder sogar immer Medikamente, bei den jüngeren Frauen sind es 40 Prozent.

Ein schlechtes Gefühl müssen sie deswegen nicht haben. Gemäss ärztlichen Guidelines sollte bei starken Mens-Schmerzen eher früher als zu spät ein Schmerzmittel eingenommen werden. «Denn Schmerzen von hoher Intensität lassen sich nicht mehr erfolgreich mit Schmerzmitteln therapieren, und die Lebensqualität sinkt sonst an einigen Tagen des Monats rapide», sagt Frauenärztin Anja Wüest (47) vom Podcast «Villa Margarita», in dem sie gemeinsam mit zwei Apothekerinnen Themen der Frauengesundheit diskutiert.

Den Schmerz möglichst lange aushalten, bringt es also nicht. Apothekerin und Swissmom-Gründerin Adrienne Surbek (58) sagt: «Meine Empfehlung ist, Schmerzmittel schon beim ersten Ziehen im Rücken oder Bauch einzunehmen, also noch ein bis zwei Tage vor dem Einsetzen der Menstruation.»

Weil die Medikamente die Synthese von Prostaglandinen hemmen, muss der Körper auch weniger dieser Schmerzstoffe abbauen. Die Prostaglandine sorgen für das Zusammenziehen der Gebärmutter, um die Schleimhaut abzustossen, und lösen parallel zu den Muskelkontraktionen auch Schmerzen aus. Eine frühe Einnahme der Medikamente führt dazu, dass insgesamt weniger Schmerztabletten nötig sind.

Zahlen zur Menstruation

8 von 10: So hoch ist das Schmerzlevel bei einem Fünftel aller Menstruierenden in der Schweiz.

40 Prozent der Frauen unter 35 nehmen während ihrer Tage ab und zu oder immer Schmerzmittel ein.

4 Prozent der Forschungsgelder im Gesundheitsbereich weltweit widmen sich der Frauengesundheit.

10 von 100 Frauen bewältigen den Alltag während der Menstruation ohne Abstriche.

8 von 10: So hoch ist das Schmerzlevel bei einem Fünftel aller Menstruierenden in der Schweiz.

40 Prozent der Frauen unter 35 nehmen während ihrer Tage ab und zu oder immer Schmerzmittel ein.

4 Prozent der Forschungsgelder im Gesundheitsbereich weltweit widmen sich der Frauengesundheit.

10 von 100 Frauen bewältigen den Alltag während der Menstruation ohne Abstriche.

Was hilft ergänzend bei Periodenschmerzen?

Dennoch sind viele Frauen auf der Suche nach Alternativen zu Schmerzmitteln oder nach ergänzenden Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern. Immerhin bluten Menstruierende während rund 40 Jahren monatlich während drei bis sieben Tagen.

Ansatzmöglichkeiten gibt es diverse. So kann ein pflanzliches Heilmittel wie Schafgarbenkraut als Sitzbad krampflösend und schmerzlindernd wirken, ebenso wie Tees oder Urtinkturen von Pflanzenextrakten wie zum Beispiel Mönchspfeffer, Schafgarbe oder Frauenmantel.

Mikronährstoffe wie Magnesium oder der Vitamin-B-Komplex (B1, B3, B6) können dazu beitragen, das Schmerzlevel zu senken. Wärme in Form einer simplen Bettflasche auf dem Bauch oder unteren Rücken kann wohltuend wirken, ebenso wie ein Pflaster, das wärmt und pulsiert, und den ganzen Tag unter der Kleidung getragen werden kann.

Laut Adrienne Surbek haben Mönchspfeffer-Tabletten eine ausgleichende Wirkung auf die Hormonspiegel von Östrogenen und Progesteron – wer unter Regelschmerzen, Schwindel, Schwäche, Übelkeit, Durchfall, Nervosität, Schlafstörungen oder anderen Menstruationsbeschwerden leidet, kann dieses pflanzliche Heilmittel während mindestens drei bis sechs Monaten als Prävention einnehmen.

Menstruationscup statt Tampon

Auch die Wahl des Periodenprodukts selbst kann einen merklichen Unterschied auf das empfundene Schmerzlevel ausmachen. Hera Zimmermann (29) vom Start-up Juna Period hat starke Menstruationsschmerzen. Sie sagt: «Ein Tampon ist ein Störfaktor, der die Schleimhäute austrocknet. Dies verursacht zusätzlich Schmerzen.»

Sehr gute Erfahrungen hat sie mit dem Menstruationscup gemacht. Das Periodenprodukt in Tassenform aus medizinischem Silikon reizt weder die Schleimhäute noch scheuert es, da es sehr weich ist.

Laut Hera Zimmermann gibt es internationale Studien, die zeigen, dass der Einsatz eines Cups sich positiv auf das Schmerzlevel auswirkt. Mit Juna Period hat sie kürzlich die erste in der Schweiz hergestellte Menstruationstasse auf den Markt gebracht.

Wer sich bei Unterleibsschmerzen lieber nichts einführt, setzt vielleicht auf Periodenunterwäsche statt Binden. Diese Höschen – zum Beispiel aus nachhaltigem Lyocell – sind weich und trocknen nicht aus, was weniger reizt. «Es ist so individuell, was man als schmerzlindernd empfindet, man muss einfach ausprobieren», sagt Hera Zimmermann.

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