Ein toller Kerl. Gross, kräftig, sinnlich, mit dem Blick des Eroberers: Amedeo Modigliani (1884–1920). Schon sein Name klingt wie grosse Oper. Natürlich Italiener. Er entstammte einer bürgerlichen, jüdisch-sephardischen Familie aus Livorno. Mit 14 Jahren wusste er, er musste Künstler werden. 22 Jahre hatte er Zeit. Vorwiegend lebte er in Paris. Seine Hinterlassenschaft zählt etwa 420 Gemälde, davon 14 datiert, und rund 25 Skulpturen. Modigliani fand wohl Unterstützer, aber nur wenige Käufer. Arm und krank starb er, 36 Jahre alt, 1920 in Paris.
Der Glutkern seines Werks ist der Akt. Zeichnungen und Gemälde, unverwechselbar, ohne Gefallsucht, weder mythologisch noch historisch. Keine Seidendecke, kein Blumenstrauss, keine umsorgende Dienerin, die Nackten sind nackt, aber nicht bloss. Als seine Bilder 1917 erstmals bei der Kunsthändlerin Berthe Weill in Paris gezeigt wurden, musste sie diese auf polizeiliche Weisung hin abhängen. Noch nach Modiglianis Tod, sogar noch nach dem Zweiten Weltkrieg, waren sich die Kritiker in der Beurteilung seiner Akte uneinig: hier «kalt-abstossend», dort «faszinierend sinnlich».
Überblick über sein Gesamtwerk
Das Museum Barberini in Potsdam (D) stellt den unbekannten Bekannten unter dem Titel «Modigliani. Moderne Blicke» vor. Die Ausstellung gibt bis zum 18. August einen Überblick über Amedeo Modiglianis Gesamtwerk, Zeichnungen, Malerei, Skulpturen. Die Arbeit mit Sandstein und Marmor musste er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Die Tuberkulose und ein genussfreudiges Leben führten schliesslich zu seinem frühen Tod. Modigliani hinterliess eine Verlobte, die sich nach seinem Tod das Leben nahm, und eine gemeinsame Tochter.
Finanziell erfolgreich war Modigliani nicht. Das grosse Geld machten nach seinem Tod die Auktionshäuser. Eine Kopfskulptur erzielte 2010 rund 43 Millionen Euro, das Gemälde «Nu couché» brachte 2015 rund 170 Millionen US-Dollar.
Ein Modigliani ist ein Modigliani. Sofort erkennbar an den ovalen Gesichtern, lang gezogenen, schlanken Körpern, der Eleganz und Anmutung. Die Porträtierten, darunter Freunde und Künstler, zum Beispiel Picasso, gucken geradeaus, selbstbewusst, präsent. Auffallend bei Modigliani sind auch die Mündchen. Besonders bei Diego Rivera. Das Foto neben dem Gemälde zeigt den mexikanischen Maler mit vollen, breiten Lippen.
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