Schmatz, schmatz
Diese Küsse haben die Menschheit verändert

Hektor Haarkötter hat ein Buch über die Geschichte des Küssens geschrieben. Für Blick kommentiert der Professor für Kommunikationswissenschaften die wichtigsten Kuss-Bilder der Menschheitsgeschichte.
Publiziert: 21.01.2024 um 14:16 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2024 um 14:36 Uhr
Benno Tuchschmid
Benno TuchschmidCo-Ressortleiter Gesellschaft

Kriege, das Klima, Politiker … sie alle können die Geschichte verändern. Aber Küsse? Ja, sagt Hektor Haarkötter. Der Professor für Kommunikationswissenschaften hat ein Buch übers Küssen geschrieben – und beschreibt für Blick wichtige Knutschereien in der Menschheitsgeschichte.

Der Berühmteste, 1908/09

Foto: Getty Images

«Gustav Klimts Gemälde ist der berühmteste Kuss der bildenden Kunst. Eines der schönsten Kunstwerke aller Zeiten, mit dem Österreich völlig zu Recht prahlen kann. Ich kann nur empfehlen, das Bild ‹Der Kuss› im Schloss Belvedere in Wien anzuschauen.»

Der Aufregende, 2003

Foto: WireImage

«Der Aufreger dieses Kusses zwischen Britney Spears und Madonna an den MTV Music Awards hat vor allem mit der Prüderie der US-amerikanischen Gesellschaft zu tun. Hier in Europa lächelte man eher darüber.»

Der Katholische, 1989

Foto: IMAGO/NTB

«Ein typisches Beispiel für Objektophilie. Von einem einvernehmlichen Kuss kann man hier schwerlich sprechen, denn die Landebahn in Norwegen wurde ja von Johannes Paul II. nicht gefragt. Aber es gibt progressive soziologische Theorien, die behaupten, dass mittels Resonanz auch die Gegenstände mit uns kommunizieren. Also vielleicht doch eine partnerschaftliche Verbindung zwischen Asphalt und Betonkopf?»

Der Älteste, 1350 v. Chr.

«Eine der ältesten Kussdarstellungen überhaupt – die betont, wie wichtig der Kuss auch schon in älteren Gesellschaften war. Das Relief wurde in der ägyptischen Stadt Tell el-Amarna gefunden, heisst ‹Nofretete küsst ihre Tochter› und ist im Brooklyn Museum ausgestellt.»

Der Friedenskuss, 1945

Foto: The LIFE Picture Collection/Getty Images

«Das Bild von Alfred Eisenstaedt vom Times Square in New York ist eine Ikone des 20. Jahrhunderts. Ein Friedenskuss ganz eigener Art, der symbolisiert, dass die Zeit des Kriegs vorbei ist. Es gibt Diskussionen, ob dieser spontane Kuss zwischen zwei Fremden okay ist oder ob er übergriffig ist. Ich finde, man sollte das wunderbare Bild des Friedens nicht zu sehr mit solchen Diskussionen überfrachten.»

Der Bruderkuss, 1979

Foto: imago images / Sven Simon

«Die kommunistischen Regimes haben die Küsse inszeniert. Das zeigt der Kuss von DDR-Chef Erich Honecker und Leonid Breschnew, Generalsekretär der kommunistischen Partei der Sowjetunion. Ein sowjetischer Politiker küsste keine westlichen Politiker, sondern nur sozialistische Brüder. Es ging also auch um Abgrenzung und war quasi die sozialistische Form der Bussi-Bussi-Gesellschaft.»

Hektor Haarkötter, «Küssen. Eine berührende Kommunikationsart», S. Fischer, ab 24. Januar im Handel. 

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